Frankfurt. Nimmt man die Börse als Maßstab, so sind die Aktionäre offenbar mit der Personalentscheidung des Aufsichtsrats der Deutschen Bank einverstanden. Dieser hatte Sonntagnacht Christian Sewing zum neuen Deutsche-Bank-Chef bestellt. Der bisherige Co-Vizechef des Instituts, der sich damit vom Auszubildenden zum Vorstandschef hochgearbeitet hat, wird Nachfolger von John Cryan, der das Haus sofort verlässt. Sewing ist bereits der dritte Vorstandschef innerhalb von sechs Jahren an der Spitze des Instituts. Der Aktienkurs legte am Montag vorübergehend um bis zu 4,3 Prozent zu.
Nimmt man die Börse als Maßstab, so sind die Aktionäre offenbar mit der Personalentscheidung des Aufsichtsrats der Deutschen Bank einverstanden. Dieser hatte Sonntagnacht Christian Sewing zum neuen Deutsche-Bank-Chef bestellt. Der bisherige Co-Vizechef des Instituts, der sich damit vom Auszubildenden zum Vorstandschef hochgearbeitet hat, wird Nachfolger von John Cryan, der das Haus sofort verlässt. Sewing ist bereits der dritte Vorstandschef innerhalb von sechs Jahren an der Spitze des Instituts. Der Aktienkurs legte am Montag vorübergehend um bis zu 4,3 Prozent zu.
„Die Aktionäre sind froh, dass die Hängepartie erst einmal vorbei ist und mit Sewing nun eine klare Linie vorgegeben wird“, urteilte der Anlegeranwalt und Vize-Präsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Klaus Nieding. Und der neue Chef machte bereits am ersten Morgen in neuer Funktion per Brief an alle seine rund 100 000 Mitarbeiter klare Ansagen.
Mit markigen Worten fordert der 47-Jährige Team- und Kampfgeist ein. „Mit Blick auf die Erträge müssen wir unsere Jägermentalität zurückgewinnen, uns in allen Geschäftsbereichen steigern und die Messlatte wieder höher legen“, schreibt Sewing. Der Start ins Jahr sei „solide“ gewesen, „aber ‚solide‘ darf nicht unser Anspruch sein.“ Der neue Chef fordert strenge Kostendisziplin: „Die bereinigten Kosten dürften 23 Milliarden Euro im laufenden Jahr nicht übersteigen. Das ist nicht verhandelbar.“
Die Kosten zu drücken, das war dem Briten John Cryan, der von Aufsichtsratschef Paul Achleitner erst im Sommer 2015 an die Spitze des Geldhauses geholt worden war, nicht gelungen. Die Ziele auf der Kosten- und Ertragsseite zu verfehlen, dafür möge es zwar hier und da gute Gründe gegeben haben, wertet Sewing in seinem Schreiben. Doch das habe der Bank geschadet: „Das wird das Führungsteam nicht mehr akzeptieren. Hier werden wir harte Entscheidungen treffen und umsetzen.“
Doch der neue Chef, der künftig von dem Südafrikaner Garth Ritchie als neuer Chef der Investmentbank und Karl von Rohr, dem Personal- und Rechtsvorstand als Stellvertreter unterstützt wird, blickt auch in die Zukunft: „Wir werden kämpfen müssen.“ Sewing hatte sein Zukunftskonzept für die Deutsche Bank am Sonntag zunächst dem Aufsichtsrat vorgestellt, bevor dieser danach ohne ihn über die Neuaufstellung beriet. Die Diskussion dauerte dann jedoch deutlich länger als geplant. Und es hagelte viel Kritik, insbesondere am Aufsichtsratschef. Einigen Mitgliedern sei dem Vernehmen nach aufgestoßen, dass Achleitner wichtige Anteilseigner erst kurz vor dem Treffen über seinen Plan informiert hatte. Das Kontrollgremium diskutierte zudem in einer vierstündigen Telefonkonferenz die schwache Lage der Bank. Dass vor allem den Vertretern der Großaktionäre daran gelegen ist, dass die Bank nach drei Verlustjahren in Folge wieder Gewinne erwirtschaftet, ist nachvollziehbar.
Ex-Chef John Cryan war zu langsam
John Cryan scheiterte nach Worten von Achleitner unter anderem daran, dass er Börsenziele nicht erreichte. „Fakt ist: Wir haben vor einem Jahr eine Kapitalerhöhung bei einem Aktienkurs von etwa 17 Euro angekündigt. Vergangene Woche lag der Aktienkurs zeitweise unter 11 Euro“, sagte Achleitner der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.
Sewing ist seit Langem der erste Manager aus dem Privatkundengeschäft, der die größte deutsche Bank leitet und sie von der Pike auf kennt. 1989 hatte er vor seinem Studium an der Bankakademie eine Lehre als Bankkaufmann bei der Deutschen Bank in Bielefeld absolviert. Der gebürtige Westfale hatte sich langsam hochgearbeitet. Er hatte sich auch auf Auslandsstationen, etwa in Singapur, Toronto und Tokio, behauptet. Bis auf zwei Jahre bei der Deutschen Genossenschafts-Hypothekenbank verbrachte er sein gesamtes Berufsleben bei der Deutschen Bank. Er arbeitete sechs Jahre im Risikomanagement, das Investmentbank-Geschäft ist ihm daher vertraut.
Die Deutsche Bank werde sich auf ihre alte Stärke in der deutschen Industrie besinnen, hofft Aktionärsschützer Klaus Nieding. Damit internationale Transaktionen nicht nur noch von amerikanischen Banken durchgeführt werden können, warnt auch Christoph Schalast von der Frankfurt School of Finance and Management vor einer Abkehr vom Investmentgeschäft. Doch das dürfte schon der Aufsichtsrat verhindern.