Essen/Bochum. Kluge Mobilitätskonzepte sind eines der Zukunftsthemen für das Ruhrgebiet. Der Innovation Day in Essen zeigt, was möglich sein könnte.
Staus, Lärm, mögliche Fahrverbote – kluge Mobilitätskonzepte sind eines der Zukunftsthemen für das Ruhrgebiet. Auf Einladung der Business Metropole Ruhr zeigen am Donnerstag auf der Essener Zeche Zollverein junge Unternehmen und Wissenschaftler aus ganz Deutschland, darunter einige auch aus dem Ruhrgebiet, Ideen für die Zukunft.
Auf einem Video sieht man Ulrich Sambeth, wie er auf seinem „E-Ball“ durch Essen saust. Doch der kleine elektrische Scooter, der seinen Fahrer mit Hilfe einer Balance-Kugel befördert, befindet sich noch im Entwicklungsstadium. „Wir sind jetzt im vierten Jahr und haben die Höhen und Tiefen eines Start-ups durchlebt“, sagt Sambeth.
„Nicht größer als ein Basketball“
Der Mann aus Essen, der hauptberuflich als Medizin-Informatiker arbeitet, und sein vierköpfiges Team sind einem breiteren Publikum aus der Fernsehsendung „Höhle des Löwen“ bekannt. Ihnen war es gelungen, im vergangenen Jahr die gesamte Jury der Gründershow bei Vox auf ihre Seite zu ziehen. Kurze Zeit später zogen sie sich aber wieder aus der Mitfinanzierung zurück. Aus rechtlichen Gründen, wie es hieß. Schließlich halte der Anbieter Segway bereits zahlreiche Patente.
Der Essener Sambeth lässt sich von dem Rückschlag aber nicht irritieren. „Wir sind nicht auf Investoren angewiesen“, sagt der Erfinder. Er sieht den E-Ball inzwischen kurz vor dem Durchbruch. Demnächst will die junge Firma einen Scooter präsentieren, der maximal zehn Kilogramm schwer, nicht größer als ein Basketball ist und eine Reichweite von zehn Kilometern haben soll. „Der E-Ball wird so klein sein, dass man ihn problemlos mitnehmen kann“, sagt Sambeth. Denn das ist das Ziel: Den fahrbaren Untersatz sollen Menschen für „die letzte Meile“ vom Parkplatz zum Büro oder von der Bushaltestelle zur Schule nutzen.
Rechtliche Hürden
Der Gründer ist zuversichtlich, dass der E-Ball in absehbarer Zeit auch die Zulassung auf öffentlichen Straßen erhält. „Eine geplante EU-Verordnung muss noch in deutsches Recht umgesetzt werden“, sagt Sambeth. Beim Innovation Day der Metropole Ruhr will er den vorherigen Prototyp zeigen. In erster Linie, so der Jungunternehmer, wolle er aber das in Essen versammelte Netzwerk der deutschen Gründerszene nutzen.
Das ist auch das Ziel von Jan Lubitzsch. Der Bochumer will eine Smartphone-App auf den Markt bringen, die ungenutzte Mitfahrgelegenheiten im Öffentlichen Personennahverkehr vermittelt. „Monatskarten sind nicht übertragbar. Über die App sollen Besitzer nach 19 Uhr und am Wochenende Mitfahrer einladen können“, sagt Lubitzsch. Mit dieser kostengünstigen Mitfahrgelegenheit will der ausgebildete Industriekaufmann und Student an der Ruhr-Uni Bochum mehr Menschen für Bus und Bahn begeistern und ein Mobilitätsangebot für sozial Schwache machen. Die monatliche Flatrate für Nutzer soll sechs Euro betragen. Ein Hindernis: Der Karteninhaber und der Eingeladene müssen sich treffen und gemeinsam fahren.
Eine App für Mitfahrgelegenheiten im Bus
Sollte Lubitzsch unter den vier Gewinnern des vom Initiativkreis Ruhr ausgelobten Preisgeldes von insgesamt 9000 Euro sein, will er den Betrag nutzen, um ihn in das Design seiner App zu investieren. „Als Gründer kann man jeden Euro gebrauchen“, meint er.
Die Kreativen können zudem die Beratung von Mentoren in Anspruch nehmen, die Unternehmen wie Thyssenkrupp, BMW, Volkswagen Infotainment oder Innogy entsenden. Revier-Wirtschaftsförderer und Initiator des Innovation Day Rasmus C. Beck: „Der Innovation Day zeigt, dass die Metropole Ruhr Gründern aus ganz Deutschland ideale Bedingungen bietet. Davon profitieren alle Beteiligten.“
>>> Innovation Day auf Zollverein
Beim Innovation Day zeigen Start- ups, Unternehmen und Studierende Ideen für die urbane Mobilität. Geplant ist auch eine Podiumsdiskussion mit NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart. Die Veranstaltung beginnt am 12. April um 12 Uhr im Sanaa-Gebäude der Essener Zeche Zollverein. Karten unter: www.innovationsraum.ruhr