Essen. . Die Commerzbank in NRW profitiert von den Filialschließungen anderer Institute und konnte im vergangenen Jahr 61.334 neue Privatkunden gewinnen.
Die Commerzbank sieht sich als Profiteur der Filialschließungen anderer Geldinstitute in NRW. „Wir haben in der Marktregion West netto 61.334 Kunden gewonnen“, sagte Bereichsvorstand Gustav Holtkemper dieser Zeitung. Auch bei den Firmenkunden habe die Commerzbank in NRW unter dem Strich ein Plus von 1000 Betrieben verbucht.
„Unsere 250 Filialen in NRW haben Bestand. Damit schwimmen wir gegen den Strom unserer Wettbewerber. Wir beobachten, dass Kunden an Standorten, wo Banken geschlossen werden, zu uns kommen“, erklärt Holtkemper. Nach seinen Angaben betreut die Commerzbank in NRW 2,38 Millionen Kunden.
Einer Umfrage zufolge, die die Commerzbank in Auftrag gegeben hatte, erwarten mehr als 90 Prozent der Kunden eine Bankfiliale vor Ort, obwohl sie diese immer seltener besuchen. Das erhöht offenbar die Bereitschaft der Verbraucher, sich ein neues Geldinstitut zu suchen. Holtkemper: „Jeder vierte Bankkunde bundesweit denkt über einen Bankwechsel nach.“ Investitionen in die Werbung um neue Kunden scheinen sich für die Commerzbank auszuzahlen. „Nach 18 Monaten verdienen wir im Schnitt Geld mit ihnen“, sagt der Bereichsvorstand. Als Premium-Partner des Deutschen Fußballbundes will die Commerzbank zur Weltmeisterschaft, die im Juni beginnt, eine neue Werbekampagne um neue Kunden starten.
Das Wachstum schlug sich im vergangenen Jahr auch in der Bilanz nieder. Die Commerzbank vergab in NRW neue Immobilienkredite im Wert von 3,8 Milliarden Euro. Das waren fast 30 Prozent mehr als 2016. „Immobilien sind unverändert eine lohnende Anlageform. Aus unserer Sicht gibt es keine Immobilienblase“, so Holtkemper, der gleichwohl erwartet, dass die Zinsen im nächsten Jahr steigen könnten.
Zugleich macht sich auch bei der Commerzbank ein Ende der jahrelangen Zurückhaltung der Anleger bei Wertpapiergeschäften bemerkbar. An seine NRW-Kunden verkaufte das Institut 2017 Börsenprodukte im Wert von 1,3 Milliarden Euro. Die Commerzbank rechnet auch für das laufende Jahr mit steigenden Aktienkursen.
Zuwächse registriert die Bank auch in ihrem Geschäft mit Firmenkunden, die zwischen 15 und 100 Millionen Euro Jahresumsatz machen. Nach Angaben von Bereichsvorstand Andre Carls vergab die Commerzbank im vergangenen Jahr Kredite im Wert von 11,4 Milliarden Euro an Firmenkunden. Das sei ein Plus von vier Prozent gegenüber 2016. Carls: „Wir würden uns wünschen, dass der Mittelstand noch mehr Kredite in Anspruch nimmt, um sie in Forschung & Entwicklung und die Digitalisierung zu investieren. Doch die Unternehmen sind eher vorsichtig und greifen lieber auf eigenes Kapital zurück. Die bei der Commerzbank in NRW zur Verfügung stehenden Kreditlinien werden nur zur Hälfte ausgeschöpft.“