Essen. . Ikea zieht es mit einem neuen Konzept in die Innenstädte. Der schwedische Möbelriese setzt erstmals auf die gute Anbindung an Bus und Bahn.

Autobahnanschluss und kostenlose Parkplätze soweit das Auge reicht. Mit diesem Konzept auf der grünen Wiese, das Ikea in der Region zuletzt in Duisburg verwirklichte, hatten die Schweden über Jahrzehnte Erfolg. Die Massen strömten, um im Kombi-Pkw gleich die Kieferkommode mitzunehmen.

Doch inzwischen wachsen selbst für den Möbelriesen die Bäume nicht mehr in den Himmel. Im Geschäftsjahr 2016/17, das am 31. August endete, konnte Ikea seinen Umsatz in Deutschland nur noch um 2,4 Prozent auf knapp 4,9 Milliarden Euro steigern. Im Geschäftsjahr zuvor betrug das Plus sieben Prozent.

Anbindung an Bus & Bahn

Die Schweden leiten deshalb einen umfassenden Strategiewechsel ein und reagieren auf die gewandelten Anforderungen ihrer Kunden. „Neue Märkte werden künftig vor allem in den Innenstädten und Metropolregionen entstehen. Format und Größe werden unterschiedlich sein“, sagt Johannes Ferber, Expansionschef von Ikea Deutschland. „Wichtig ist eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Auch Kunden ohne Auto müssen uns gut erreichen können.“

Kriterien, die am bislang geplanten Standort in Bottrop nicht gegeben seien, in der Region Bochum/Herne aber weiter gesucht werden. „Das Ende der jahrelangen Gespräche mit der Stadt Bottrop ist für uns überraschend und bedauerlich“, reagiert Ruhrgebiets-Wirtschaftförderer Rasmus C. Beck. „Dennoch zeigen Ansiedlungsvorhaben wie in Bochum und Herne sowie in anderen Städten, dass die Region für großflächigen Handel ein attraktiver Standort ist.“

Neun neue Verteilzentren geplant

Vor Jahren noch undenkbar, zieht es Ikea nun in rummelige Innenstädte und Einkaufszentren. Erste Erfahrungen hat der Konzern mit seinem 2014 eröffneten City-Store in Hamburg-Altona gesammelt. „Wir wollen individuelle Standorte entwickeln, zum Beispiel ohne komplettes Warenlager“, kündigt Manager Ferber an. Vorstellbar seien Ikea-Shops selbst in Warenhäusern.

In eigenen Neubauten kann sich Ikea überdies auch Mieter vorstellen – etwa von Büros oder Wohnungen auf dem Dach. Eine Strategie, die jüngst auch der Essener Discounter Aldi Nord angekündigt hatte.

Bei Ikea spielt der Online-Handel eine immer größere Rolle. In Deutschland erwirtschaftet das Unternehmen nach eigenen Angaben inzwischen sechs Prozent des Gesamtumsatzes im Netz und kann jährlich zweistellige Zuwachsraten verbuchen. Um die Lieferzeiten zu verkürzen, plant Ikea mittelfristig sechs bis neun neue Verteilzentren in Deutschland und will dafür bis zu 400 Millionen Euro investieren.