Frankfurt/Main. Nur drei Jahre nach seinem Antritt als Deutsche-Bank-Chef steht John Cryan offenbar vor der Ablösung. Aufsichtsratschef Paul Achleitner habe mit der Suche nach einem Nachfolger für den Briten begonnen, berichtet die britische Zeitung „The Times“ unter Berufung auf einen Insider. Das Verhältnis zwischen Achleitner und Cryan sei zerbrochen. Die „Times“ schreibt zudem, dass der Aufsichtsratschef, der vor seiner Zeit bei der Deutschen Bank auch für Goldman Sachs gearbeitet hat, Richard Gnodde angesprochen habe, den Europa-Chef der amerikanischen Investmentbank. Der aber habe angeblich abgelehnt.

Nur drei Jahre nach seinem Antritt als Deutsche-Bank-Chef steht John Cryan offenbar vor der Ablösung. Aufsichtsratschef Paul Achleitner habe mit der Suche nach einem Nachfolger für den Briten begonnen, berichtet die britische Zeitung „The Times“ unter Berufung auf einen Insider. Das Verhältnis zwischen Achleitner und Cryan sei zerbrochen. Die „Times“ schreibt zudem, dass der Aufsichtsratschef, der vor seiner Zeit bei der Deutschen Bank auch für Goldman Sachs gearbeitet hat, Richard Gnodde angesprochen habe, den Europa-Chef der amerikanischen Investmentbank. Der aber habe angeblich abgelehnt.

Darüber hinaus habe Achleitner auch mit Jean Pierre Mustier und Bill Winters Kontakt gehabt – Mustier leitet die italienische Großbank Unicredit, Winters die britische Bank Standard Chartered. Auch sie sollen an dem Angebot wohl kein Interesse haben. Die Deutsche Bank äußerte sich bisher nicht zu dem Bericht.

Nachdem der Kurs der Deutschen Bank seit Jahresbeginn um 30 Prozent eingebrochen ist, steht Achleitner unter Zugzwang. Der Unmut der Aktionäre wächst – vor allem unter den neuen Anteilseignern HNA aus China und dem Vermögensverwalter Blackrock, vermutet Stefan Müller, Chef der Deutschen Gesellschaft für Wertpapieranalyse (DGWA). Allein die Nachricht, dass die Ära Cryan sich dem Ende zuneigt, beflügelte den Kurs der Aktie. Sie stieg am Dienstag zunächst um 3,5 Prozent.

Boni in Milliardenhöhetrotz Millionenverlust

In den vergangenen Wochen hatte die Bank einige Rückschläge erlitten. Im Januar musste sie zunächst eine Gewinnwarnung herausgeben, weil die Folgen der Steuerreform in den USA auf die Bilanz kräftig durchschlugen. Zudem wollte der Vorstand zunächst Boni auch für sich in Anspruch nehmen, verzichtete aber dann doch wegen des öffentlichen Protests darauf. Die Mitarbeiter jedoch sollen für 2017 trotz eines Verlusts von 725 Millionen Euro Boni in Höhe von 2,3 Milliarden Euro erhalten. Schließlich wurde dann am Wochenende noch die Äußerung von IT-Vorstand Kim Hammonds öffentlich, die die Deutsche Bank intern vor Führungskräften als „unfähigste Firma“ bezeichnet hatte, für die sie je tätig war.

Der 57-jährige Cryan war Mitte 2015 als Hoffnungsträger, als Sanierer zur Deutschen Bank geholt worden, nachdem sein Vorgänger, Investmentbanker und Co-Chef Anshu Jain, zurückgetreten war. Cryan hatte bei seinem Amtsantritt schon angedeutet, die Aufräumarbeiten würden nicht nur Monate, sondern Jahre andauern. Die Arbeit sei erst zur Hälfte erledigt, hatte er Anfang Fe­bruar noch gesagt. Und mit einem Schmunzeln hatte er gemeint: „Ich beginne meinen Job zu mögen.“ Das sei nicht immer so einfach gewesen, habe sich allerdings gebessert. Offenbar aber, so schreibt die „Times“ jedenfalls, gebe es zwischen Achleitner und Cryan unterschiedliche Auffassungen über die Ausrichtung des Kapitalmarktgeschäfts. Mitarbeiter verlieren zunehmend Vertrauen in die Führungsspitze

Das galt lange als Gewinnbringer, inzwischen aber ist es zum Sorgenkind geworden. Cryan hatte die Strategie seiner Vorgänger An­shu Jain und Jürgen Fitschen zwar nicht wesentlich verändert – er hielt am Investmentbanking fest. Doch wurde die Postbank re-inte­griert, um das Privatkundengeschäft zu stärken. Die Vermögensverwaltungstochter Deutsche Asset Management wurde zudem am vergangenen Freitag unter ihrem alten Namen DWS zu einem Teil an die Börse gebracht.

Die Mitarbeiter im Konzern aber hätten kaum noch Vertrauen in die Führungsspitze, sagt Müller von der DGWA. So hört man auch aus der Bank, Cryan habe die Arbeit der Mitarbeiter nicht ausreichend anerkannt. Im Haus gebe es viele innere Widersprüche und Machtkämpfe, die gelöst werden müssten, erklärt auch Hans-Peter Burghof, Professor für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen an der Universität Hohenheim: „Da braucht man jemanden, der mit harter Hand da durchgeht.“ Aber man benötige jemanden mit einer Vision, der den Mitarbeitern das Gefühl gebe, sie hätten eine erfolgreiche Zukunft vor sich, so der Bankenexperte.

Wer das sein wird, ist derzeit noch nicht absehbar. Von verschiedenen Seiten wird auf Axel Weber verwiesen. Der frühere Bundesbank-Präsident und heutige Verwaltungsratsvorsitzende der schweizerischen Großbank UBS wäre zumindest eine Persönlichkeit mit hoher Integrität und Durchsetzungsstärke. Weber war vor einigen Jahren schon einmal von dem ehemaligen Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann ins Gespräch gebracht worden. Er zog es damals jedoch vor, zu den Schweizern zu wechseln anstatt zur Deutschen Bank.