Essen. . Der Essener Baukonzern bekommt einen neuen Großaktionär. Die italienische Familie Benetton steigt ein. Die Hochtief-Mutter ACS gibt Anteile ab.
Im Zuge der Übernahme des spanischen Autobahnbetreibers Abertis bekommt der Essener Baukonzern Hochtief einen neuen Großaktionär. Teil des Deals der spanischen Hochtief-Muttergesellschaft ACS mit dem italienischen Konzern Atlantia ist, dass der bisherige Rivale im Streit um Abertis künftig an Deutschlands größtem Baukonzern beteiligt wird.
Der italienische Mautstraßenkonzern Atlantia gehört zum Imperium der Modeunternehmer-Familie Benetton. Chef von ACS ist Florentino Perez, der Präsident des Fußballklubs Real Madrid. Atlantia, ACS und Hochtief haben sich nun darauf geeinigt, den spanischen Mautstraßen-Betreiber Abertis gemeinsam zu übernehmen. Dafür soll eine in Spanien angesiedelte Holding gegründet werden.
ACS gibt Anteile ab, Benetton-Firma steigt ein
An der neuen Abertis-Muttergesellschaft soll Atlantia mit einem Anteil von knapp über 50 Prozent beteiligt sein, ACS und Hochtief sollen 30 Prozent beziehungsweise knapp unter 20 Prozent erhalten. Durch die Übereinkunft bleibt Hochtief eine teure Übernahmeschlacht erspart.
Der Deal, der in den vergangenen Wochen hinter den Kulissen ausgehandelt worden ist, soll durch eine komplexe Finanztransaktion realisiert werden. Vorgesehen ist unter anderem, dass es bei Hochtief eine Kapitalerhöhung um knapp 6,5 Millionen Aktien gibt. ACS soll diese Anteilsscheine für 146,42 Euro je Aktie übernehmen. Gleichzeitig will ACS Hochtief-Aktien im Wert von bis zu 2,5 Milliarden Euro an Atlantia verkaufen. Dadurch soll sich der Anteil von ACS an Hochtief von derzeit gut 71 Prozent auf knapp über 50 Prozent verringern. Atlantia soll mit einem Anteil von 24 Prozent neuer Großaktionär des Essener Unternehmens werden.
Italiener wollen ihr Angebot zurückziehen
Hochtief-Chef Marcelino Fernández Verdes, der auch Vorstand beim Mutterkonzern ACS ist, war im Oktober mit einer Offerte über 18,6 Milliarden Euro in das Bieterrennen um Abertis eingestiegen und hatte damit ein Angebot des Mautstraßenbetreibers Atlantia von 16,5 Milliarden Euro übertrumpft. Zuletzt gab es die Erwartung, dass Atlantia die eigene Offerte aufstocken könnte. Nun wollen die Italiener ihr Angebot zurückziehen, um den Weg für die einvernehmliche Lösung zu ebnen.
Der Mautstraßenbetreiber Abertis, der insbesondere in Spanien stark vertreten ist, gilt als hoch lukrativ. Insgesamt umfasst das Straßennetz mehr als 8600 Kilometer in 14 Ländern. Im Umfeld von Hochtief wird betont, der Deal sei gut für den Ruhrgebietskonzern, da ein Preiskampf um Abertis nun vermieden werde. Hochtief bleibe damit solide finanziert und erhalte zugleich eine Beteiligung an einem attraktiven Unternehmen.