Essen. . Die Energiekonzerne Eon und RWE verbünden sich. Das hat massive Auswirkungen für die Beschäftigten – und womöglich auch Folgen für die Kunden.
Die Chefs von Eon und RWE, Johannes Teyssen und Rolf Martin Schmitz, wollen die beiden größten deutschen Energieversorger massiv umbauen. Der geplante Deal hat gravierende Folgen für die Beschäftigten der Essener Konzerne. Kritiker befürchten auch negative Auswirkungen für die Kunden.
Wie ist die Ausgangslage?
Bislang überschneiden sich die Geschäfte von Eon und RWE. Mit ihren jeweils mehr als 40 000 Beschäftigten haben sowohl Eon als auch die RWE-Tochterfirma Innogy große Vertriebsorganisationen. Außerdem betreiben beide Konzerne ein weit gespanntes Strom- und Gasnetz in Europa. Auch in der Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien machen sich Eon und Innogy derzeit Konkurrenz. Im Innogy-Mutterkonzern RWE ist das Geschäft mit Rohstoffhandel, Großkraftwerken und dem Braunkohletagebau gebündelt.
Was soll sich nun ändern?
Eon und RWE ziehen sich aus bestimmten Bereichen zurück und überlassen das Feld dem Konkurrenten. Eon bündelt die Vertriebsaktivitäten sowie das Netzgeschäft, RWE konzentriert sich auf die Stromerzeugung.
Welche Rolle spielt Innogy?
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Innogy spielt bei der Neuaufteilung von Eon und RWE die zentrale Rolle. Geplant ist, dass Eon von RWE den Innogy-Anteil in Höhe von knapp 77 Prozent übernimmt. Die übrigen Innogy-Aktionäre erhalten ein Übernahmeangebot. Die Innogy-Geschäftsbereiche Vertrieb und Netze sollen bei Eon integriert werden. Im Gegenzug will Eon das Ökostrom-Erzeugungsgeschäft an RWE abgeben. Innogy wird wohl über kurz oder lang vom Markt verschwinden.
Worauf müssen sich die Beschäftigten einstellen?
Da sich viele Aufgaben in beiden Unternehmen überschneiden, ist Stellenabbau wahrscheinlich. Offizielle Angaben gibt es aber bislang nicht. Die Gewerkschaft Verdi wollte sich am Sonntag nicht äußern. Insbesondere im Vertrieb gibt es Zehntausende Arbeitsplätze. Auch die Innogy-Netzsparte, die künftig zu Eon gehören soll, ist ein wichtiger Arbeitgeber in der Region. Allein am Standort Dortmund befinden sich rund 3000 Stellen. „Ich mache mir Sorgen um die Standorte und Mitarbeiter“, sagt Dortmunds Stadtwerke-Chef Guntram Pehlke. Dortmunds Stadtwerke sind der größte kommunale RWE-Aktionär.
Was ändert sich für die Kunden?
Zunächst gibt es keine Veränderungen, Kritiker befürchten aber auf Dauer steigende Preise. Der Ökostrom-Anbieter Lichtblick warnt vor einem „Mega-Konzern mit großer Marktmacht“. Das gefährde den Wettbewerb und könne zu höheren Strompreisen für Verbraucher führen. „Diese Fusion muss das Kartellamt sehr kritisch prüfen“, fordert Lichtblick. Im Umfeld der Konzerne heißt es, dass der Wettbewerb um die Kunden hart sei. Daran ändere sich auch nichts durch eine Zusammenlegung der Geschäfte von Eon und Innogy. Das Netzgeschäft unterliege zudem einer strengen staatlichen Regulierung. Ob im Zuge der Übernahme durch Eon die Marke Innogy verschwindet, ist noch offen.
Was gehört noch zum geplanten Deal?
Die Grundsatzeinigung von Eon und RWE sieht einen umfassenden Tausch von Geschäftsaktivitäten und Beteiligungen vor. RWE soll den weitgehenden Teil des Erneuerbare-Energien-Geschäfts von Eon erhalten sowie das gesamte Erneuerbare-Energien-Geschäft von Innogy und das Innogy-Gasspeichergeschäft. Hinzu kommt noch ein Anteil am österreichischen Energieversorger Kelag. Außerdem soll RWE von der Eon-Tochter Preussen Elektra gehaltene Minderheitsbeteiligungen an den ohnehin von RWE betriebenen Kernkraftwerken Emsland und Gundremmingen erhalten. Teil des geplanten Gesamtpakets ist auch eine Barzahlung von RWE an Eon in Höhe von 1,5 Milliarden Euro. RWE wird mit 16,7 Prozent an Eon beteiligt und wird damit größter Aktionär. Gut möglich, dass RWE ein Aufsichtsratsmandat bei Eon erhält.
Wer gewinnt, wer verliert im Zuge der Neuordnung?
„Innogy ist der große Verlierer dieses Deals“, sagt Claudia Kemfert vom Berliner Institut DIW. „Der Verkauf des Bereichs der erneuerbaren Energien von Eon an RWE ist allerdings ebenso ein Fehler.“ Mittel- bis langfristig werde der Bereich boomen. Manuel Frondel vom Essener Institut RWI sagt, der geplante Umbau sei ein weiteres Beispiel dafür, wie die großen Stromversorger als Folge der Energiewende ihre neue Position noch immer suchen: „Erst wurde Innogy unter dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Terium gegründet, um darin die für die schöne, neue, grüne Energiewelt nötigen Erneuerbaren-Anlagen und die Netze zu vereinen. Nun wird Innogy zerschlagen, die Erneuerbaren kommen wieder zur konventionellen Energiewelt von RWE und die derzeit größten Gewinnbringer, die Netze, gehen an Eon.“
Wie geht es nun weiter?
In dieser Woche präsentieren die Konzerne ihre Jahresbilanzen – zunächst die RWE-Tochter Innogy. Mitte der Woche ist Eon dran. Bei Innogy sitzt Interimschef Uwe Tigges auf dem Podium, denn kurz vor Weihnachten hat Vorstandschef Terium seinen Posten räumen müssen. Ein neuer Chef für Innogy wird nun womöglich nicht mehr gebraucht.