Düsseldorf. . Die Handelskette Real legt eine neue Staffel mit geringeren Gehältern vor. Verdi lehnt die Absenkung von bis zu 30 Prozent ab.

Bei den Tarifverhandlungen für die rund 34 000 Beschäftigten der SB-Warenhauskette Real verhärten sich die Fronten. Geschäftsführung und Gewerkschaft vertagten ihre Gespräche auf den 6. März.

Dabei drängt die Zeit. Im Sommer 2016 hatten sich Real und Verdi auf einen damals von beiden Seiten hoch gelobten „Zukunftstarifvertrag“ geeinigt. Er sieht den vorübergehenden Verzicht der Mitarbeiter auf Teile des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes sowie auf Gehaltssteigerungen vor. 2015 war Real aus dem Flächentarifvertrag ausgestiegen. Im Gegenzug sicherte die Konzernmutter Metro 2016 zu, in den nächsten fünf Jahren eine Milliarde Euro in die Real-Märkte zu investieren, für die es eine Standortgarantie gibt. Im „Zukunftstarifvertrag“ steht aber auch, dass man sich bis März 2018 auf eine neue Entgeltstruktur bei Real einigen wolle. Metro-Chef Olaf Koch macht Druck. Nach seiner Lesart zahlt Real im Schnitt 30 Prozent höhere Gehälter als etwa selbstständige Rewe- oder Edeka-Kaufleute. Koch spricht von einem Wettbewerbsnachteil.

Neue Tarife nur für neue Mitarbeiter?

Am Montag nun legte Real den Entwurf eines neuen Tarifvertrages mit sieben Gehaltsstufen – vom Verräumer und der Küchenhilfe bis hin zum Abteilungsleiter – vor. Er soll nach Unternehmensangaben für alle neuen Mitarbeiter gelten, die ab dem 1. April 2018 eingestellt werden. Sie sollen brutto zwischen 1630 und 3300 Euro verdienen. Das liegt unter den Sätzen des Flächentarifvertrags.

Real-Geschäftsführer Patrick Müller-Sarmiento betont allerdings, dass sich für Beschäftigte, die aktuell im Unternehmen arbeiten, nichts ändern soll. „Bereits bei uns beschäftigte Mitarbeiter sollen am Ende des Monats nicht weniger Entgelt bekommen als vorher. Dabei bleibt es“, erklärt Müller-Sarmiento in der Mitarbeiter-Zeitung.

Verdi zweifelt Investitionen an

Die Gewerkschaft Verdi lehnt den Entwurf der Real-Geschäftsführung ab. „Auch wenn ihr Vorschlag zunächst eine Besitzstandswahrung für die zurzeit Beschäftigten beinhaltet, sollen die Entgelte dauerhaft um bis zu 30 Prozent abgesenkt werden. Für Neueingestellte würde diese Absenkung sofort wirken“, heißt es in einer Erklärung. Das Tarifangebot sei ein Vorschlag, „bei dem die Belegschaft auf der Strecke bleibt“, sagt Verdi-Verhandlungsführerin Silke Zimmer. Eine Verkäuferin, die aktuell 2579 Euro monatlich verdiene, komme künftig nur noch auf 1900 Euro brutto.

Verdi-Bundesvorstand Stefanie Nutzenberger wirft Real überdies vor, Investitionszusagen nicht einzuhalten. Statt in Zukunftskonzepte fließe Geld größtenteils in Instandhaltungsmaßnahmen wie Dachsanierungen und Kühlanlagen. „So sieht keine Zukunftssicherung für Beschäftigte aus“, kritisierte Nutzenberger. Ein Real-Sprecher wies den Vorwurf entschieden zurück. Im vergangenen Geschäftsjahr habe der Konzern mehr als 180 Millionen Euro investiert, Ende des laufenden würden es kumuliert 400 Millionen sein. „Wir stehen zu unseren Investitionszusagen“, sagte er.