Essen. Neue Studie zeigt große regionale Unterschiede bei der Gehaltskluft zwischen Männern und Frauen. Die Zahlen legen auch die Gründe offen.
Diverse Studien belegen regelmäßig, dass Frauen in Deutschland weniger verdienen als Männer. Und obwohl die Zahl der berufstätigen Frauen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen ist, hat sich diese Lohnlücke kaum geschlossen. Die jüngste Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt nun die Gehaltsunterschiede in den einzelnen Städten und Kreisen auf. Mit dem Befund enormer lokaler Unterschiede bei den Lohnlücken.
In Räumen wie dem Ruhrgebiet, die einen harten Strukturwandel hinter sich haben, sind die Gehaltsabstände dabei deutlich niedriger. Die IAB-Forscher haben die Bruttomonatsgehälter von Männern und Frauen innerhalb eines Kreises oder einer kreisfreien Stadt verglichen. Bundesweit liegt der Rückstand der Frauen beim Median--Einkommen (siehe Kasten) bei 14,2 Prozent.
Dabei wurden nur Vollzeitstellen berücksichtigt, was die Lohnlücke unter die Werte anderer Auswertungen drückt, die auch Teilzeitstellen mitrechnen, die weit häufiger von Frauen ausgeübt werden. So kommt das Statistische Bundesamt auf einen Unterschied von 21 Prozent. Wegen der hohen Teilzeitquote, aber auch, weil Frauen oft in schlechter bezahlten Berufen arbeiten. Werden die Gehälter von Frauen und Männern mit gleicher Qualifikation und gleichem Beruf gegenüber gestellt, bleibt eine Lücke von etwa sechs Prozent.
Entscheidend ist für die Forscher aber die Entwicklung. Und: „Seit 1993 haben sich diese Gehaltsunterschiede, auch innerhalb der Regionen, nicht geändert“, sagt Michaela Fuchs, Mitautorin der IAB-Studie, dieser Zeitung. NRW-weit klaffen die Gehälter von Frauen und Männern in der Landeshauptstadt besonders weit auseinander: Vollzeitbeschäftigte Männer verdienen in Düsseldorf 4200 Euro brutto, Frauen rund 3400 Euro und damit knapp 20 Prozent weniger.
Dagegen sind die Differenzen in den meisten Ruhrgebietsstädten teils deutlich geringer: In Gelsenkirchen verdienen Frauen „nur“ 11 Prozent weniger als Männer. Das liegt weniger am Bruttoverdienst der Frauen, der im Schnitt rund 3000 Euro beträgt, als vielmehr am unterdurchschnittlichen Männer-Gehalt von 3300 Euro brutto. Auch in Dortmund und Essen ist die Gehaltskluft bei weitem nicht so groß wie etwa in Düsseldorf.
Das wirft ein Licht auf den hiesigen Strukturwandel. Die in der großen Mehrzahl von Männern besetzten Industriearbeitsplätze werden überdurchschnittlich bezahlt, sind hier aber in Massen weggebrochen. „Dort, wo es mehr arbeitslose Männer gibt, sind die Gehaltsunterschiede weniger groß,“ sagt Fuchs. In Essen etwa sind elf Prozent der Frauen, aber 12,6 Prozent der Männer arbeitslos.
Mitentscheidend für die Größe des Gehaltsunterschieds ist demnach, ob in der Region Industrie und Konzerne ansässig sind oder waren. So erklärt das IAB, dass Männer etwa in München, Ingolstadt und Stuttgardt große Lohnvorsprünge haben. Dagegen verdienen in vielen Städten Ostdeutschlands die Frauen mehr als die Männer. Den größten Vorsprung haben sie in Cottbus – mit durchschnittlich 17 Prozent mehr Bruttogehalt als die Männer.