Essen. . Der Initiativkreis Ruhr verbreitet Zuversicht. Das Firmenbündnis mit einflussreichen Mitgliedern spürt Aufbruchstimmung im Revier.

Das Wirtschaftsbündnis Initiativkreis Ruhr will das Gründungsgeschehen in der Region beleben. Über einen neuen „Gründerfonds Ruhr“ stehen mittlerweile 33,5 Millionen Euro zur Verfügung. Das Geld, das Mitgliedsunternehmen des Initiativkreises investieren, soll jungen Firmen einen Schub geben. Mit Mitgliedern wie Thyssenkrupp, Eon, Evonik, RAG und RWE gehört der Initiativkreis zu den einflussreichsten Akteuren in der Region.

„Der Initiativkreis ist ein Inkubator – ein Brutkasten für gute Ideen aus der Region für die Region“, sagt Thomas A. Lange, der Chef der Essener National-Bank, der als Co-Moderator des Initiativkreises den Gründerfonds maßgeblich mitentwickelt hat. Das Ruhrgebiet sei aufgrund seiner Geschichte „für eine industrielle Gründerkultur prädestiniert“. Erste Namen von jungen Firmen, die vom Fonds profitieren sollen, will der Initiativkreis in einigen Wochen bekanntgeben.

Gründerkoordinator zieht nach Zollverein

Auf dem Gelände des Essener Welterbes Zollverein soll eine zentrale Anlaufstelle der Wirtschaft für Gründer aus dem ganzen Ruhrgebiet entstehen. „Eine Schlüsselrolle übernimmt dabei der Berliner Digitalisierungsexperte Christian Lüdtke, der als Gründerkoordinator die Start-up-Szene im Revier beleben wird“, sagt RAG-Chef Bernd Tönjes, der den Initiativkreis Ruhr als Moderator gemeinsam mit Lange für weitere zwei Jahre führt.

Nach Einschätzung von Tönjes ist es ein starkes Signal, dass der Berliner Unternehmer Reinhard Müller auf dem Kokerei-Teil des Welterbe-Areals ein Gründerzentrum plant und bis zu 1000 Arbeitsplätze in direkter Nachbarschaft zur neuen RAG-Zentrale erwartet. „Es tut sich etwas auf Zollverein“, berichtet Tönjes. „Starke Investoren sind genau das, was wir brauchen.“ Auch die Ansiedlung der Folkwang-Hochschule mit 600 Studenten bringe einen Schub. „Ein Teil der Studenten wird hier wohnen wollen.“ Das belebe auch den Essener Stadtteil Katernberg.

„Aufgabe aktuell wie eh und je“

Bei der Ansiedlung von Gründern hole das Ruhrgebiet im Wettbewerb der Regionen auf, sagt Lange. Beim „Deutschen Startup Monitor“, der die Gründungsdynamik abbilde, liege die Rhein-Ruhr-Region mittlerweile bundesweit auf Rang zwei – hinter Berlin, aber weit vor Hamburg, München oder Stuttgart. Er spüre „Aufbruchstimmung“, so Lange.

Der Initiativkreis Ruhr ist 1989 gegründet worden, um den Wandel in der von Kohle und Stahl geprägten Region voranzutreiben. 2018 nimmt das Ruhrgebiet Abschied vom Steinkohlenbergbau. „Die Aufgabe des Initiativkreises ist so aktuell wie eh und je“, betont RAG-Chef Tönjes. Das Ende der Steinkohlenförderung in Deutschland sei eine Zäsur. „Aber der Strukturwandel ist nicht neu. In weiten Teilen des Ruhrgebiets ist der Bergbau schon jetzt Vergangenheit. Wir haben als Wirtschaft eine gesellschaftliche Verantwortung, und wir kümmern uns.“ Das finde Ausdruck im Initiativkreis Ruhr.

„Junger Initiativkreis Ruhr“

„Die Situation und das Image des Ruhrgebiets verbessern wir, wenn wir gute Dinge tun, und dann auch darüber reden“, sagt Tönjes. Als Beispiele nennt er das Projekt Innovation City, einen vom Initiativkreis angestoßenen Stadtumbau in Bottrop. Ziel ist es, den Kohlendioxid-Ausstoß innerhalb von zehn Jahren bis 2020 zu halbieren. Weitere große Projekte des Initiativkreises sind die Bildungsinitiative „Talent Metropole Ruhr“ und das Klavier-Festival Ruhr.

Als Leitmotiv für ihre insgesamt vierjährige Amtszeit haben Tönjes und Lange das Motto „Gemeinsam für ein junges Ruhrgebiet“ entwickelt. Üblicherweise versammeln sich beim Initiativkreis Konzernchefs wie Heinrich Hiesinger von Thyssenkrupp oder RWE-Chef Rolf Martin Schmitz. Parallel gibt es nun auch einen „Jungen Initiativkreis Ruhr“ mit Nachwuchsführungskräften aus den Mitgliedsfirmen. Eine erste Idee ist die Internet-Aktion „#läuftimruhrgebiet“, die allein auf Facebook mehr als 12 000 Abonnenten hat.