Mülheim/München. . Das Kraftwerksgeschäft trübt sich weiter ein. Siemens-Chef Joe Kaeser hält an seinem Plan fest, 6900 Stellen in der Sparte abzubauen.
Von den Demonstranten vor der Olympiahalle in München lässt sich Joe Kaeser nicht beeindrucken. Der Siemens-Chef stellt zur Hauptversammlung klar, dass er an seinen Plänen festhalten will, in der Kraftwerkssparte 6900 Stellen zu streichen. Allein im Dampfturbinen-Werk Mülheim wackeln über 700 Arbeitsplätze.
Die Zahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahrs 2017/18, die Kaeser am frühen Morgen vor Beginn des Aktionärstreffens vorlegt, spielen ihm in die Karten: In der Kraftwerkssparte Power & Gas brach der operative Gewinn von Oktober bis Dezember 2017 um die Hälfte ein, der Umsatz um ein Fünftel. Der Abwärtstrend zeige, dass der Handlungsbedarf „notwendig ist, ja sogar dringlicher geworden ist“, sagt der Siemens-Chef. Die Schwäche des Markts für konventionelle Kraftwerke sei „keine vorübergehende Eintrübung“, betont Kaeser.
Gewinn und Auftragseingang brechen ein
Trotz des Auftragseinbruchs verdient Siemens freilich noch gutes Geld mit Turbinen und Generatoren, wenngleich die Ergebnismarge im ersten Quartal verglichen mit 2016 von 12,0 auf 7,6 Prozent zurückgegangen ist.
Bis zum Sommer will Siemens mit den Arbeitnehmervertretern eine Einigung über den Stellenabbau erzielt haben. Personalchefin Janina Kugel sagt, die Gespräche hätten begonnen. „Wir befinden uns damit in einem geordneten Prozess, der auf eine gute Einigung hoffen lässt.“ Niemand habe ein Interesse, dass sich das Tauziehen lange hinziehe, so Kugel.
Lösung für Werk Görlitz in Sicht
Für das Werk im sächsischen Görlitz, das auf der Schließungsliste steht, zeichnet sich dagegen eine Lösung ab. Kaeser erklärt in München, dass er ein „Industriekonzept Oberlausitz“ plane. Mittelfristig könnte das Werk in einem Industrie-Verbund aufgehen und Speichertechnologien entwickeln und herstellen. Früheren Angaben zufolge will Siemens die Entwicklung und Produktion kleinerer Industriedampfturbinen von Görlitz nach Mülheim verlagern, um der Unterauslastung des großen Ruhr-Standorts mit mehr als 4500 Mitarbeitern entgegenzuwirken. Das „Manager Magazin“ zitiert aber einen Siemens-Manager, der Zweifel daran äußert, dass Technik und Wissen so einfach von Görlitz nach Mülheim transferiert werden könnten.