Essen. . Thyssen-Krupp-Aufsichtsratsvize Markus Grolms bezeichnet den Konflikt mit Großaktionär Cevian als „Schmierentheater“.
Die IG Metall hat alle Verantwortlichen und Beteiligten bei Thyssen-Krupp, ausdrücklich auch Stiftung und Politik, zur Vernunft aufgerufen. Anlässlich der Aufspaltungs-Forderungen des Großaktionärs Cevian und des Konflikts um die Abspaltung der Stahlsparte sagte Markus Grolms, der für die IG Metall stellvertretender Chefaufseher des Konzerns ist: „Die Machtkämpfe müssen ein Ende haben. Es kann nicht sein, dass es hier um Macht und Interessen von Einzelnen geht.“
Thyssen-Krupp sei Existenzgrundlage für 160 000 Beschäftigte. „Für die Menschen ist das keine Machtfrage, sondern eine Überlebensfrage.“ Grolms forderte alle Beteiligten auf, „ergebnisoffen“ zu diskutieren, was für die Beschäftigten aller Konzernteile „ein wirtschaftlicher und tragfähiger Weg nach vorn“ sei.
Ultimatum der Arbeitnehmer bis 22. Dezember
Zuvor hatte der schwedische Finanzinvestor Cevian, mit gut 15 Prozent zweitgrößter Anteilseigner von Thyssen-Krupp, eine Aufspaltung des Konzerns gefordert und den Verkauf der lukrativen Aufzugssparte ins Spiel gebracht. Aufsichtsratschef Ulrich Lehner hatte empört reagiert und Cevian vorgeworfen, dem Unternehmen zu schaden. Dieser Machtkampf entbrennt mitten in der entscheidenden Phase um die geplante Fusion der Stahlsparte mit dem indischen Tata-Konzern.
Die Gespräche zwischen Vorstand und IG Metall über die Auswirkungen der Fusion auf die Beschäftigten stocken, die Gewerkschaft hat dem Vorstand ein Ultimatum bis 22. Dezember gesetzt und erklärt, über das Angebot die Beschäftigten aller Standorten abstimmen zu lassen.
Grolms: Konflikt mit Cevian ist „Schmierentheater“
Aufsichtsratsvize Grolms nannte den neuen Konflikt zwischen Cevian und Vorstand ein „Schmierentheater“, das aufhören müsse. „Selbst ein geldgieriger Investor hat eine Verantwortung gegenüber dem Gesamtkonzern und seinen Beschäftigten.“ Doch auch der Vorstand um Konzernchef Heinrich Hiesinger wolle „unbeirrt seinen Weg gehen“. Und: „Die Investoren wollen Profit. Stiftung, Bundes- und Landesregierung wollen mit nichts etwas zu tun haben – so kann das doch nichts werden.“ Daher sein Appell, an einen Tisch zu kommen.
Zu Hiesingers Strategie der Stahl-Ausgliederung sagte Grolms, Thyssen-Krupp suche keine Lösung für den Stahl, sondern „Thyssen-Krupp sucht eine Lösung für Thyssen-Krupp“. Die IG Metall habe nie bestritten, dass dies notwendig sei, fordere aber, dass es dabei fair zugehe.
Enttäuscht über Zurückhaltung der Krupp-Stiftung
Bei der Fusion mit Tata werde von den Stahlkochern verlangt, „dass sie in ein Auto steigen, von dem keiner weiß, wann der Tüv abläuft und ob es Bremsen und Airbags gibt. Und nur der Fahrer kennt das Reiseziel. Würden Sie da einsteigen? Wir nicht“, so der Aufsichtsratsvize.
Hiesinger hatte betont, die Fusion habe „absolute Priorität“ beim Umbau des Konzerns und sei die beste Lösung für alle. Die Gewerkschaft vermisst ein tragfähiges Konzept für das künftige Gemeinschaftsunternehmen und fordert eine zehnjährige Jobgarantie für den Fall einer Fusion mit Tata.
In diesem Zusammenhang äußerte sich Metaller Grolms enttäuscht über die Zurückhaltung der Krupp-Stiftung als nach wie vor größter Anteilseignerin. „Lose Bekenntnisse zu Hiesinger reichen in dieser Phase nicht mehr aus, die Stiftung muss sich endlich einmischen“, sagte er.