Essen. . Thyssen-Krupp: IG Metall will nur noch bis 22.12. mit dem Vorstand verhandeln. Über dessen Angebot sollen dann die Beschäftigten selbst abstimmen
Der Streit zwischen den Stahlkochern und der Konzernführung von Thyssen-Krupp eskaliert weiter: Die IG Metall hat dem Vorstand ein neues Ultimatum bis zum 22. Dezember gestellt. Bis dahin soll er darlegen, wie er sich die geplante Fusion mit dem indischen Konkurrenten Tata vorstellt, insbesondere was diese für die deutschen Standorte und ihre Beschäftigten im Detail bedeuten würde.
Eine neue Zuspitzung erhält dieser Beschluss der IG-Metall-Tarifkommission dadurch, dass sie über das Angebot des Vorstands so oder so nicht allein entscheiden will. Stattdessen ist sie entschlossen, an allen Stahlstandorten des Konzerns die Beschäftigten darüber abstimmen zu lassen. Und: „Wenn nur ein Standort Nein sagt, kann die IG Metall nicht zustimmen“, sagte Detlef Wetzel dieser Zeitung. Der frühere IG-Metall-Chef und Aufsichtsratsvize von Thyssen-Krupp Steel ergänzte: „Wir können nicht die Verantwortung dafür tragen, das muss der Vorstand schon selbst tun und sich gut überlegen, was er seinen Beschäftigten vorlegt.“ Die IG Metall fordert ein zehnjährige Jobgarantie für die Stahlkocher.
Aus der Essener Zentrale des Dax-Konzerns gab es zum Ultimatum gestern keine offizielle Reaktion. Aus dem Quartier war aber zu hören, auch der Vorstand wolle zügig zu einem Ergebnis kommen.
Gewerkschaft hat die Geduld verloren
Vorstandschef Heinrich Hiesinger treibt die Fusion mit Tata und damit die Herauslösung der Keimzelle des Traditionskonzerns aus dem Kerngeschäft voran. Zwar will er mit 50 Prozent am Gemeinschaftsunternehmen mit Tata beteiligt bleiben, der Stahl soll aber samt Pensionslasten aus der Bilanz des unter mangelndem Eigenkapital leidenden Konzerns verschwinden. Bei der Vorlage der – gerade im Stahl guten Bilanz 2016/17 – hatte Hiesinger unlängst betont, für die Fusion den Konsens mit den Beschäftigten zu suchen.
Davon ist die IG Metall offenbar nicht überzeugt. In bisher sieben Treffen der Arbeitsgruppe mit dem Vorstand habe dieser nichts vorgelegt, worüber sich ernsthaft verhandeln ließe, sagte Wetzel. Deshalb habe die Tarifkommission beschlossen, dem ein Ende zu setzen. Was der Vorstand noch vor Weihnachten anbiete, werde zur Abstimmung weitergereicht – an alle Standorte von Duisburg, Gelsenkirchen und Bochum bis Siegerland und Andernach.
Gewerkschaft ändert ihre Taktik
Die IG Metall ändert damit ihre Taktik. Bisher hatten die Verhandlungsführer der Gewerkschaft Hiesingers Plan, bis Januar eine Einigung über die Fusion zu erzielen, als viel zu knapp kritisiert und betont, sie hätten viel Zeit.
Kommt es nicht zu einer Verständigung und lehnen die Stahlkocher die Fusion ab, läuft alles auf eine Kampfabstimmung im Konzernaufsichtsrat hinaus. Dessen Vorsitzender Ulrich Lehner müsste dann von seinem Doppelstimmrecht Gebrauch machen, um die Fusion gegen die Arbeitnehmerseite durchzusetzen. Das widerspräche freilich der Tradition des Konzerns.