Essen. . Die IG Metall lehnt eine Zustimmung zur Stahlfusion von Thyssen-Krupp mit Tata ab und warnt den Vorstand eindringlich.

Im Streit um die geplante Stahlfusion von Thyssen-Krupp mit dem indischen Konzern Tata warnt die IG Metall vor einem Scheitern der Gespräche mit dem Management. „Mein Eindruck ist, dass das so nichts wird. Nach derzeitigem Stand können wir dem Joint Venture nicht zustimmen“, sagte der frühere Gewerkschaftschef Detlef Wetzel, der die IG Metall im Aufsichtsrat der Stahlsparte von Thyssen-Krupp vertritt.

Im Gespräch mit unserer Redaktion äußerte sich Markus Grolms, der als Vertreter der IG Metall ­Vizechef des Konzern-Aufsichtsrats von Thyssen-Krupp ist, ebenfalls mit ungewöhnlich scharfen Worten: „Wir sind notfalls bereit, das Ding auch vor die Wand zu ­fahren. Der Vorstand muss das endlich begreifen, aber der Vorstand hat es auch in der Hand, das zu verhindern.“

„Wir meinen es absolut ernst“

Auch Detlef Wetzel betonte: „Damit keine Missverständnisse entstehen: Wir meinen es absolut ernst, wenn wir sagen, dass wir bereit sind, unsere Zustimmung zu verweigern, wenn es keine verantwortungsvolle Lösung gibt.“ Der Vorstand von Thyssen-Krupp müsse sich „stark bewegen“, um die Forderungen der IG Metall zu erfüllen und ein positives Votum der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat zu bewirken.

Sollte die Konzernführung ihre Pläne gegen den Willen der Arbeitnehmerseite durchsetzen wollen, müsste Aufsichtsratschef Ulrich Lehner vermutlich von seinem Doppelstimmrecht im Kontrollgremium Gebrauch machen. Dies wäre eine beispiellose Zuspitzung in dem Konzern, in dem stets ein Ausgleich der Interessen der Kapital- und Arbeitnehmerseite angestrebt wurde.

Bilanz in Essen, Demonstration in Andernach

Für den Donnerstag ist eine weitere Demonstration gegen die Fusion geplant – parallel zur Bilanzpressekonferenz von Vorstandschef Heinrich Hiesinger in Essen. Die IG Metall rechnet bei der Kundgebung am Stahlstandort Andernach in Rheinland-Pfalz mit fast 8000 Teilnehmern. Wie schon in Bochum steht Andrea Nahles auf der Rednerliste, die nun an der Spitze der SPD-Bundestagsfraktion steht. Ebenfalls am Donnerstag wird NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) zu einem ersten Besuch bei der Krupp-Stiftung in der Essener Villa Hügel erwartet.

Die IG Metall erklärte, sie vermisse nach wie vor verbindliche Zusagen des Managements zur Standort-, Arbeitsplatz- und Beschäftigungssicherung. Es ist zu erwarten, dass die IG Metall Klarheit für möglichst viele Jahre einfordern wird. „Wir erwarten einen weiten Zeithorizont der Sicherheit für die Beschäftigten“, sagte Vize-Aufsichtsratschef Grolms.

Einigung im Januar unrealistisch

Ein Konzernsprecher verwies auf Aussagen von Personalchef Oliver Burkhard, der die Forderungen der Gewerkschaft als Basis für Verhandlungen bezeichnet hatte.

Zeitlich wollen sich die Arbeitnehmervertreter nicht unter Druck setzen lassen. „Aus unserer Sicht gibt es für die Gespräche mit dem Vorstand keine zeitliche Begrenzung“, sagte Grolms. „Für uns spielt allein das Ergebnis eine Rolle.“ Wetzel erklärte, eine Einigung im Januar sei aus derzeitiger Sicht nicht realistisch.

Kritik an geplanter Verlagerung nach Holland

Auch die geplante Verlagerung der Firmenzentrale in die Niederlande sieht Wetzel kritisch: „Das ist Mitbestimmungsflucht, die wir dem Vorstand nicht einfach durchgehen lassen.“

Mit Sorge betrachtet die IG Metall zudem Pläne von Thyssen-Krupp und Tata, die vorsehen, dass der indische Konzern 2,5 Millionen Tonnen Stahl jährlich nach Europa liefern darf. „Das beunruhigt uns enorm“, sagte Wetzel. „Es darf nicht sein, dass im Zuge der Zusammenarbeit mit Tata zusätzlicher Stahl aus Indien nach Europa kommt. Damit würden im Übrigen auch die Ziele einer Stahlfusion, wie sie Herr Hiesinger beschreibt, völlig konterkariert.“ Es sei zu befürchten, dass zusätzlicher Stahl aus Indien als Argument für eine Drosselung der Produktion hierzulande dienen könnte.