Mülheim/Essen. . Aldi plant das „größte Investitionsprogramm der Firmengeschichte“. Neben dem Discounter rüsten aber auch Edeka, Rewe und Lidl ihre Läden auf.

Der Discounter Aldi nimmt Milliarden in die Hand, um seine Vormachtstellung im Einzelhandel zu stärken. Aldi Süd kündigte am Freitag in Mülheim an, bis zum Jahr 2019 rund 3,5 Milliarden Euro in die Modernisierung seines deutschen Filialnetzes zu stecken. Bereits im Sommer hatte die Essener Schwester Aldi Nord ein 5,2 Milliarden Euro schweres Programm gestartet.

Für beide Unternehmen haben die geplanten Investitionen historische Dimensionen. Aldi Süd spricht vom „größten Investitionsprogramm der Firmengeschichte“. Der Konzern hatte schon vor geraumer Zeit damit begonnen, mehr Markenartikel und frische Produkte ins Sortiment aufzunehmen. Mit mehr Licht und edlerem Interieur in den knapp 1900 deutschen Filialen hatten sich die Mülheimer schon lange vor der Schwester Aldi Nord vom Karton- und Paletten-Image verabschiedet.

Mehr Markenprodukte im Sortiment

Doch jetzt will Aldi Süd noch einmal nachlegen. „Wir geben mehr Gas, weil wir sehen, dass die Modernisierung der Läden und die Erweiterung des Sortiments bei den Kunden gut ankommen“, sagte ein Sprecher. Die Aufbruchstimmung soll auch das modernisierte Firmenlogo vermitteln, das Aldi Süd seit dem 1. November flächendeckend in den Läden, in den 30 Regionalgesellschaften und in der Mülheimer Zentrale montieren will. Parallel zur Expansion im In- und Ausland hat Aldi Süd die drei Verwaltungsstandorte und das Logistikzentrum in Mülheim massiv ausgebaut. Dem Vernehmen nach arbeiten in der Ruhrstadt inzwischen rund 2000 Menschen für den Konzern.

Wie die Filiale der Zukunft aussehen soll, demonstriert Aldi Nord seit dem Frühjahr am Pilot-Standort in Herten. Breitere Gänge, mehr Fleisch, Fisch und Produkte für den Sofortverzehr sowie eine modifizierte Anordnung der Waren sind nur einige der Neuerungen. Das Konzept ging offenbar auf. „Entgegen der Marktentwicklung“, sagte eine Sprecherin im Gespräch mit dieser Zeitung, habe Aldi Nord in diesem Jahr die Kundenfrequenz erhöht. Zudem gebe es Steigerungen beim „Durchschnittsbon“. Die Menschen lassen also mehr Geld im Laden.

Mehr Umsatz mit weniger Filialen

Und: Obwohl Aldi Nord in diesem Jahr durch Schließungen und laufende Modernisierungen 48 Filialen nicht am Netz hatte, sei der durchschnittliche Umsatz pro Laden um rund sechs Prozent gestiegen, so die Sprecherin. In den kommenden Jahren will Aldi Nord alle 2300 Filialen auf den neuesten Stand bringen. Der Modernisierungsstau in dem Essener Unternehmen sei im Vergleich zur Mülheimer Schwester besonders groß, heißt es. Der Standard in neuen und alten Filialen unterscheidet sich zum Teil noch erheblich.

Zwischenzeitlich sah es so aus, als sei die Blütezeit der Discounter vorbei und die Kunden gingen ­wieder verstärkt in den Supermärkten einkaufen. Doch der Wind hat sich offenbar wieder gedreht. Nach Berechnungen des Marktforschungsinstituts GfK hat Aldi seinen Umsatz von Januar bis August 2017 um 6,8 Prozent gesteigert und ist damit im Vergleich zum Wettbewerber Lidl mehr als doppelt so schnell und so stark wie alle Supermarktketten zusammen gewachsen.

Auch Edeka, Rewe und Lidl investieren

Um die Gunst der Verbraucher buhlt aber nicht nur Aldi. Die Schwarz-Gruppe, zu der auch der Discounter Lidl und die SB-Warenhäuser der Marke Kaufland gehören, plant nach Informationen der „Lebensmittel-Zeitung“ in diesem Jahr weltweit Investitionen in Höhe von sieben Milliarden Euro. Die Kölner Rewe-Gruppe will europaweit 1,7 Milliarden Euro in ihre Läden stecken, 900 Millionen Euro davon in Deutschland. Und Marktführer Edeka hat angekündigt, 1,9 Milliarden in Märkte, Logistik und Produktion zu investieren.

Angesichts des scharfen Wettbewerbs im Lebensmittelhandel und dem im europäischen Vergleich niedrigen Preisniveau gehen Branchenkenner nicht davon aus, dass unter dem Strich die Kunden für die Investitionen zahlen werden. Die Preispolitik und das Preisniveau würden sich nicht ändern, hieß es gestern bei Aldi Süd. Um die Investitionen zu finanzieren werde der Konzern lediglich „für einen gewissen Zeitraum eine gebremste Ergebnisentwicklung in Kauf nehmen“, sagte ein Sprecher.