Essen. . Strafzinsen für die Überziehung des Girokontos klaffen bei Banken auseinander. Der Satz sollte neun Prozent nicht übersteigen.

Wer sein Konto überzieht, weiß in der Regel, dass es dafür ziemlich hohe Strafzinsen setzt. Wenn er das regelmäßig tut, wäre es jedoch ratsam, die Konditionen seiner Bank mit denen anderer zu vergleichen. Denn obwohl in der nun schon seit vielen Jahren andauernden Niedrigzinsphase auch die Dispozinsen tendenziell gesunken sind, gibt es nach wie vor riesige Unterschiede. Laut einer Langzeitstudie, die dieser Zeitung vorliegt, ist die Differenz zwischen dem günstigsten und dem teuersten Dispozins zuletzt sogar gestiegen – mehr als fünf Prozentpunkte könnten Kunden des teuersten Instituts derzeit sparen.

Für die Dispozins-Analyse hat der Düsseldorfer Finanzjournalist Udo Keßler die Entwicklung der Zinssätze von fünf überregionalen Kreditinstituten, acht Direktbanken sowie je acht Sparkassen und Genossenschaftsbanken untersucht. Und zwar über zehn Jahre, beginnend mit dem August 2007, als die Finanzkrise mit der existenzbedrohenden Schieflage der Deutschen Industriebank (IKB) Deutschland erreichte, bis Ende Juli 2017. Keßler verglich zum einen Monat für Monat die Zinssätze und ermittelte im zweiten Check einen Durchschnittswert für den gesamten zehnjährigen Untersuchungszeitraum.

120 Monate untersucht

„Sieben Geldhäuser bestehen den doppelten Fairness-Check mit Auszeichnung“, sagt der Studienautor. Fünf weitere verhielten sich beim für klamme Kunden so wichtigen Kreditzins größtenteils fair. Unterm Strich böten somit zwölf der 29 getesteten Institute attraktive Dispozinsen, meint Keßler.

Fünf Direktbanken und zwei Genossenschaftsbanken lagen mit ihrem Dispozins in jedem der 120 untersuchten Monate unter dem Durchschnittswert zahlreicher Kreditinstitute aller Bankengruppen. Als Basis diente die Datenbank der FMH-Finanzberatung in Frankfurt. Über den Testsieger entschied deshalb der niedrigste Durchschnittszins über die gesamte Zeit. Mit 8,47 Prozent lag die ING-DiBa vorn, gefolgt von der PSD Bank Rhein-Ruhr mit 8,77 Prozent und der Netbank mit 8,81 Prozent. Das Spitzen-Trio liegt damit rund zwei Prozentpunkte unter dem zehnjährigen Durchschnittswert von 10,78 Prozent.

Sparda-Bank Berlin verlangt höchsten Satz

Weitere fünf Institute qualifizieren sich für die zweitbeste Kategorie mit mindestens 61 von 120 Monaten, in denen die Konditionen besser als der Durchschnitt waren. Sieben Sparkassen, drei überregionalen Geldhäusern und einer Genossenschaftsbank gelang es dagegen in keinem einzigen Monat, besser zu sein als der Durchschnitt. Diese elf Häuser verlangten dauerhaft deutlich höhere Dispozinsen, zehn von ihnen kassierten im zehnjährigen Durchschnitt mindestens zwölf Prozent. Darunter bekannte Namen wie die Deutsche Bank, die Postbank und die Commerzbank sowie die Hamburger, die Berliner und die Frankfurter Sparkasse.

Am tiefsten greift die Sparda-Bank Berlin ihren klammen Kunden in die Tasche. Sie berechnet im Untersuchungszeitraum durchschnittlich 12,62 Prozent. „Die Sparda-Bank Berlin ist das schwarze Schaf unter den getesteten vier Sparda-Banken“, sagt der Studienautor. „Denn die anderen drei getesteten Sparda-Banken boten überwiegend faire Dispozinsen – auch die Sparda-Bank West.“

Mehrkosten von 47,20 Euro

Der Zinsvorteil des Testsiegers gegenüber dem Quartett der teuersten Institute liegt zwischen 3,98 und 4,15 Prozentpunkten. Solch massive Zinsunterschiede können richtig ins Geld gehen. Überzieht doch fast jeder sechste Bundesbürger regelmäßig sein Girokonto, wie eine Umfrage unter Banken ergab – im Jahresschnitt um 1180 Euro. Wenn das Girokonto Tag für Tag mit diesem Betrag in den roten Zahlen steht, fallen bei einer Zinsdifferenz von glatt vier Prozentpunkten Jahr für Jahr Mehrkosten von 47,20 Euro an.

Wichtig für Wechselwillige: Die Zinsdifferenz zwischen den besten und schlechtesten Anbietern im Test ist trotz des gesunkenen Niveaus der Dispozinsen nahezu gleich geblieben. Die acht besten Anbieter sind durchschnittlich rund drei Prozentpunkte besser als die elf schlechtesten Banken – sowohl im langfristigen Vergleich als auch aktuell, Mitte Oktober 2017.

Deutlich vergrößert hat sich die Zinsdifferenz zwischen dem günstigsten Anbieter und der teuersten Bank: Sie ist aktuell mit 5,16 Prozentpunkten um einen ganzen Prozentpunkt höher als im gesamten Untersuchungszeitraum.

„Mehr als neun Prozent sollte aktuell kein Bankkunde akzeptieren, der regelmäßig seinen eingeräumten Dispokredit nutzt“, rät Keßler.