Essen. . Der Schweizer Konzern Valora (Brezelkönig, Ditsch) will die SB-Bäckereikette Backwerk aus Essen für 190 Millionen Euro übernehmen.

Als die Gründer von „Backwerk“ im Jahr 2001 in Düsseldorf die erste SB-Bäckerei eröffneten, galten sie noch als Pioniere. Inzwischen müssen sich die Essener den wachsenden Markt mit den gebackenen Snacks mit Wettbewerbern teilen. Gestern wurde bekannt, dass Backwerk seinen Wachstumskurs künftig unter dem Dach des Schweizer Kioskbetreibers Valora fortsetzen will.

Der Coffee to go, das belegte Brötchen und die Wurst im Teig für den kleinen Hunger in der Mittagszeit – die Nachfrage nach Snacks ist in den vergangenen Jahren rasant gewachsen. Auf den Zug sind zwar längst auch die Handwerks-Bäckereien gesprungen. Die SB-Ketten machen ihnen aber zunehmend das Leben schwer.

„Es gibt immer mehr Singles, es wird weniger gekocht und gegessen wird, wenn man Hunger hat“, sagt Vera Weiss, kaufmännische Geschäftsführerin bei Backwerk, im Gespräch dieser Zeitung. „Die Mahlzeiten entkoppeln sich immer mehr“, ergänzt Produkt-Entwicklungschef Gordon Faehnrich.

340 Standorte in Europa

Von diesem Trend will die Kette profitieren. „Auf der deutschen Landkarte gibt es noch viele weiße Flecken“, verweist Weiss auf das Expansionsziel. Zur Strategie gehöre aber auch, in den Filialen mehr Back-Gastronomie mit warmen Sandwiches und Burgern anzubieten. Das neueste Konzept mit mehr Sitzplätzen habe man gerade etwa in Gladbeck an den Start gebracht, so Faehnrich.

Nachdem die Essener im Jahr 2002 in Duisburg den ersten Franchise-Partner erfolgreich ins Rennen geschickt hatten, begann das Wachstum. Nach eigenen Angaben betreiben inzwischen mehr als 220 Franchisepartner an über 340 Standorten in Deutschland, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden und in Slowenien SB-Filialen. Allein in diesem Jahr gab es zehn Neueröffnungen, zehn weitere sollen bis Dezember noch folgen.

Über 100 Mitarbeiter in Essener Zentrale

Backwerk machte 2016 einen Umsatz von 209 Millionen Euro. Von den 3000 Mitarbeitern sind gut 100 in der Essener Zentrale tätig. „Auch in der Zentrale werden wir wachsen“, kündigt Geschäftsführerin Weiss an. Die Zahl der Kunden beziffert sie auf mehr als sechs Millionen pro Tag.

Weiss begrüßt den angekündigten Eigentümerwechsel, der im vierten Quartal 2017 für 190 Millionen Euro über die Bühne gehen soll und noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Bundeskartellamts steht. „Unter dem Dach der Valora werden wir eine langfristige und sichere Heimat haben. Wir sehen für Backwerk jetzt eine sehr gute Perspektive“, sagt die Geschäftsführerin.

Schwedischer Finanzinvestor steigt aus

2014 hatten die Gründer von Backwerk, Dirk Schneider und Hans Christian Limmer, das Unternehmen mehrheitlich an den schwedischen Finanzinvestor EQT verkauft. „Valora ist aktiv auf uns zugekommen, weil wir sehr gut in diesen Konzern passen“, sagt Weiss.

Das Unternehmen mit Sitz im schweizerischen Muttens hat nach eigenen Angaben bereits rund 2500 Verkaufsstellen in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Luxemburg und Frankreich. Dazu gehören unter anderem die bekannten Ketten Brezelkönig, Ditsch sowie Press & Books. Daneben betreibt die börsennotierte Holding eigene Produktionen von Laugengebäck. Mit etwa 4000 Beschäftigten werde jährlich ein Umsatz von rund 2,5 Milliarden Schweizer Franken (2,2 Milliarden Euro) erwirtschaftet, hieß es. Durch die Übernahme rechne Valora mittelfristig mit Synergien in einstelliger Millionenhöhe, teilten die Schweizer gestern mit.