Berlin/München. Die deutschen Autohersteller geraten durch neue Skandalvorwürfe massiv unter Druck, äußern sich aber nicht zum Sachverhalt. Dem „Spiegel“ zufolge haben sich die fünf führenden Marken über Jahrzehnte hinweg bei technischen Standards rechtswidrig abgesprochen. Dabei sei es nicht nur um Motorentechnik, sondern auch um andere Innovationen und auch um Zulieferer gegangen. Klar Stellung zu den Kartellvorwürfen bezog zunächst keines der Unternehmen. Diese sprachen nur unbestimmt von „Spekulationen“.
Die deutschen Autohersteller geraten durch neue Skandalvorwürfe massiv unter Druck, äußern sich aber nicht zum Sachverhalt. Dem „Spiegel“ zufolge haben sich die fünf führenden Marken über Jahrzehnte hinweg bei technischen Standards rechtswidrig abgesprochen. Dabei sei es nicht nur um Motorentechnik, sondern auch um andere Innovationen und auch um Zulieferer gegangen. Klar Stellung zu den Kartellvorwürfen bezog zunächst keines der Unternehmen. Diese sprachen nur unbestimmt von „Spekulationen“.
Kritik an der Branche und der Politik kam von Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer: „Die Glaubwürdigkeit wird noch stärker erschüttert. Kein Mensch glaubt mehr an den Diesel“, sagte der Professor für Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen dem MDR. Die Politik habe die Unternehmen zu lange und zu stark geschützt: „Und diese guten Beziehungen, sie waren eben zu gut. Man hat zu viel gemeinsam gemacht.“ Dudenhöffer sagte weiter, ein gewisser Informationsfluss sei zwar üblich und legal. „Es ist so, dass sich Autobauer und Ingenieure natürlich immer austauschen über Technologien“, sagte er. Wenn aber etwa vereinbart werde, das Verhalten bei Grenzwerten zu Umweltauflagen abzustimmen, wäre das für die Autoindustrie, „aber auch für die Politik in Berlin und in Brüssel der Super-GAU, ein Erdrutsch“.
Die Branche soll sich seit den 90er-Jahren über die Technik ihrer Fahrzeuge, Kosten, Zulieferer, Märkte, Strategien und sogar die Abgasreinigung der Dieseltypen abgesprochen haben. Der „Spiegel“ beruft sich dabei auf einen Schriftsatz, den VW bei den Wettbewerbsbehörden eingereicht haben soll. Dieser sei eine Art Selbstanzeige. Treffen die Vorwürfe zu, könnte es sich um eines der größten Kartelle der deutschen Geschichte handeln.
Laut „Spiegel“ prüft auch die EU-Kommission den Fall. Sie habe bei VW, Audi, Porsche, BMW und Daimler Unterlagen beschlagnahmt und erste Zeugen befragt. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt sagte auf Anfrage: „Kartellrechtliche Absprachen wären eine zusätzliche Belastung für die Thematik, die wir gerade mit der Automobilindustrie haben. Die Kartellbehörden müssen ermitteln, die Vorwürfe detailliert untersuchen und gegebenenfalls notwendige Konsequenzen ziehen“, ergänzte der CSU-Politiker.