Essen. . Der Händler von heute verkauft seine Waren, wo er kann. Während die großen Filialisten in Deutschland ihre Internetportale ausbauen, entdecken Online-Riesen die Vorteile stationärer Läden, allen voran Amazon. Der weltgrößte Versandhändler hat im Ringen um die beste Strategie vieles richtig gemacht – und damit den Druck auf die Konkurrenz mächtig erhöht. Zu diesem Ergebnis kommen die Wirtschaftsprüfer von Pricewaterhouse Coopers (PwC) in einer Studie darüber, wie Amazon das Kaufverhalten verändert.
Der Händler von heute verkauft seine Waren, wo er kann. Während die großen Filialisten in Deutschland ihre Internetportale ausbauen, entdecken Online-Riesen die Vorteile stationärer Läden, allen voran Amazon. Der weltgrößte Versandhändler hat im Ringen um die beste Strategie vieles richtig gemacht – und damit den Druck auf die Konkurrenz mächtig erhöht. Zu diesem Ergebnis kommen die Wirtschaftsprüfer von Pricewaterhouse Coopers (PwC) in einer Studie darüber, wie Amazon das Kaufverhalten verändert.
Der US-Konzern hat fast nirgends auf der Welt eine solche Marktdominanz im Onlinehandel wie in Deutschland: Neun von zehn Befragten gaben hierzulande an, bei Amazon einzukaufen, genauso viele wie in den USA. Noch größer ist die Dominanz nur in Japan, Großbritannien und Italien. In Deutschland gab zudem jeder Dritte an, wegen Amazon seltener im Laden einzukaufen – auch das ein globaler Spitzenwert. In anderen EU-Ländern ist Amazon längst nicht so erfolgreich, in Polen etwa kaufen nur 13 Prozent der Online-Shopper beim US-Riesen ein, in Schweden 18 Prozent.
Damit leiden auch die Umsätze hiesiger Händler weit stärker unter dem Amazon-Siegeszug. Sie versuchen mit eigenen Online-Auftritten dagegen zu halten. Kleinere Läden schließen sich Online-Marktplätzen an. Auch hier mischt Amazon mit, bietet sich mittlerweile auch lokalen Händlern als Verkaufsplattform an. Da Amazon gleichzeitig selbst in den stationären Handel drängt, unlängst mit Whole Foods Market die weltgrößte Bio-Supermarktkette gekauft hat, sieht PwC-Handelsexperte Gerd Bovensiepen den klassischen Einzelhandel in Zugzwang: „Im Handel der Zukunft gibt es kein Heimspiel mehr. Wer bestehen will, muss sowohl offline als auch online ein Konzept haben und beide Welten miteinander verzahnen.“
Dabei reiche es längst nicht, seine Waren einfach online anzubieten. Amazon setze auch bei Geschwindigkeit und Kosten der Lieferung sowie mit Kundenbindungsprogrammen neue Standards. So nutzten bereits 35 Prozent der Kunden Amazon Prime, das Gratis-Lieferung und weitere Vergünstigen enthält, dafür regelmäßige Einkäufe auf Amazon verlangt. Das senkt die Toleranz für höhere Lieferkosten kleinerer, unabhängiger Anbieter. „Für die Wettbewerber alarmierend“, findet das PwC.
Mit dem Umsatz wuchs in den vergangenen Jahren hierzulande auch die Skepsis an Amazon. Legale Steuervermeidung geriet ebenso in die Kritik wie die schiere Marktmacht des Versandriesen, sein harter Umgang mit Verlagen und Herstellern, seine Arbeitslöhne und nicht zuletzt sein Datenhunger. Die PwC-Studie untersucht nur den wirtschaftlichen Erfolg des Konzepts – und stellt etwa zur Datenspeicherung des Einkaufsverhaltens fest: Die meisten Kunden wünschen sich dieserart personalisierte Angebote.
Online-Shopper nutzen selten Apps
Die weltweite PwC-Studie „Total Retail 2017“ zeigt auch allgemeine Veränderungen beim Online-Kauf. So bezahlen immer mehr Kunden mit dem Handy, kaufen aber lieber über Internetseiten und selten über eine Shopping-App. Weil zwei von drei Online-Kunden Angst haben, dass ihre Daten beim Bezahlen gehackt werden, kaufen sie nur auf bekannten Seiten ein. Entsprechend raten die Autoren Händlern, weniger Geld in neue Apps zu investieren und dafür mehr in ihre Webseiten und deren Sicherheit.