Essen. . Zuletzt hat jeder zehnte Bankkunde den Anbieter getauscht. Doch auch der hausinterne Wechsel auf die Online-Variante lohnt für viele.

Obwohl viele Banken und Sparkassen an Rhein und Ruhr sich ihre Girokonten mit Girocard und Kreditkarte immer teurer bezahlen lassen, halten die meisten Kunden ihrem Institut die Treue. Doch selbst bei einem Wechsel zum günstigsten Online-Konto der Hausbank könnten sie bis zu 146 Euro pro Jahr sparen. Das ergab eine Studie des Düsseldorfer Finanzjournalisten Udo Keßler für diese Zeitung. Er studiert seit Jahren die Entwicklung der Kontogebühren, untersuchte im jüngsten Test vier Sparkassen und vier Volksbanken aus der Rhein-Ruhr-Region, fünf überregionalen Institute und drei Direktbanken.

Das teuerste Girokonto im Test kostet 145,88 Euro pro Jahr

Wegen der anhaltenden Niedrigzinsphase erhöhen die Geldhäuser ihre Gebühren rund ums klassische Girokonto mit Filialservice immer weiter. Einige Sparkassen in der Rhein-Ruhr-Region hatten bereits 2016 die Preise erhöht, in diesem Frühjahr zogen die Sparkassen in Düsseldorf und Dortmund nach. Letztere erhöhte um zwölf Euro im Jahr, nimmt nun als Komplettpreis für das Giro Komfort inklusive Karten 130,20 Euro (siehe Tabelle). Ähnlich teuer sind Deutsche Bank, HypoVereinsbank und die Volksbank Düsseldorf Neuss. Das teuerste Girokonto im Test ist der Giro Star der Santander Bank mit 145,88 Euro pro Jahr.

Diese Preise lassen offenbar mittlerweile die Wechsel-Bereitschaft doch spürbar steigen: Laut einer YouGov-Umfrage hat 2016 jeder zehnte Bankkunde den Anbieter seines Girokontos gewechselt. Für die kommenden zwölf Monate haben sich das weitere acht Prozent vorgenommen.

Bei Direktbanken gibt es noch Konten zum Nulltarif

Weil aber viele Kunden die langjährige Bankverbindung nicht kappen wollen, vergleicht Keßler die klassischen Girokonten auch mit den Onlinekonten der Filialbanken. Ergebnis: Beim hausinternen Kontentausch können Verbraucher bis auf eine Ausnahme viel Geld sparen, beim Wechsel zu einem der vier Testsieger ohnehin. Wer zu einer Direktbank wie der comdirect, Deutschen Kreditbank (DKB) oder ING-DiBa oder zum Onlinekonto der Santander Bank wechselt, spart auf einen Schlag sämtliche Gebühren, diese Girokonten samt Giro- und Kreditkarte gibt es noch zum Nulltarif.

Allerdings müssen sich Neulinge im Onlinebanking dann auch strikt umstellen – etwa Geld möglichst an Automaten des Instituts ziehen, Überweisungen und Daueraufträge online erledigen und Kontoauszüge selbst verwalten und daheim ausdrucken. Wer weiter etwa Daueraufträge in der Filiale oder per Telefon bearbeiten lässt oder gar Papierüberweisungen abgibt, muss dafür in der Regel jeweils extra zahlen.

Onlinekonten regionaler Geldhäuser sind vergleichsweise günstig

Nicht umsonst, aber vergleichsweise günstig sind auch die Onlinekonten regionaler Geldhäuser: Die PSD Bank Rhein-Ruhr gibt sich mit 20 Euro im Jahr zufrieden, die Sparkasse Düsseldorf mit 27 Euro. Zu den günstigen Anbietern zählen noch die Commerzbank, die Sparkasse Dortmund, die Volksbank Dortmund Hamm und auch die Postbank. Deren Komplettpreise liegen zwischen 40 und 52 Euro. Und wer als Neukunde zum Null-Euro-Konto der Commerzbank wechselt, bekommt derzeit noch 150 Euro Startguthaben.

Selbst innerhalb derselben Bankengruppe gibt es beim günstigsten Hauskonto große Preisunterschiede. So nimmt die Essener Sparkasse mit 76,80 Euro knapp dreimal so viel wie die Düsseldorfer. Teuerster Anbieter im Test ist die Sparkasse Duisburg mit dem „Giro Klassik“ – einer angeblich „günstigen Variante für Wenignutzer“. Diese kostet jedoch selbst bei geringer Nutzung 112,56 Euro und kostet damit sogar mehr als das herkömmliche Girokonto.

Auf den ersten Blick fallen die Gebühren von 83,76 Euro für Kontoführung und beide Karten gar nicht so sehr aus dem Rahmen, sollen „Online- und Mobile-Banking“ doch „inklusive“ sein. Doch die Sparkasse Duisburg berechnet als einziges Institut im Test für jede Online-Buchung 20 Cent und für jede sonstige Transaktion (z.B. Lastschriften, Kartenzahlungen, Daueraufträge) 40 Cent. Bei den im Test unterstellten zwei Online-Überweisungen pro Monat und fünf sonstigen Buchungen kommen so 28,80 Euro im Jahr hinzu.

„Je eher der Bankkunde, aufs Online-Banking umsteigt, umso mehr wird er profitieren.“

In allen anderen Fällen bringt der Kontentausch bei derselben Filialbank einen Vorteil von durchschnittlich 59 Euro im Jahr. Eine Ersparnis von 93 Euro winkt Kunden der Sparkasse Düsseldorf, wenn sie das klassische Konto Plus gegen das reine Online-Konto Pur tauschen. Ganze 146 Euro können Kunden der Santander Bank mehr für andere Dinge ausgeben, wenn sie auf das teure Giro Star-Modell verzichten und sich für das kostenlose Girokonto 1 2 3 entscheiden.

„Je eher der klassische Bankkunde sein Verhalten und seine Gewohnheiten ändert, aufs Online-Banking umsteigt, umso mehr wird er davon profitieren“, rät Keßler.