Herne. . Der Schweizer Bahn-Konzern Stadler Rail baut in Herne ein Werk auf einer Bergbaufläche. Auch RAG-Stiftungschef Müller mischt mit.
Wanne-Eickel galt einst als Eisenbahnerstadt, als „Stadt der 1000 Züge“. Herne möchte nun an diese Tradition anknüpfen. Das Schweizer Unternehmen Stadler Rail, ein weltweit agierender Hersteller von Schienenfahrzeugen, errichtet auf dem früheren Bergwerksgelände General Blumenthal im Stadtteil Wanne-Süd eine große Niederlassung.
Stadler Rail gehört zu den Firmen, an denen die Essener RAG-Stiftung beteiligt ist. Stiftungschef Werner Müller sitzt im Stadler-Verwaltungsrat, was bei der Investition in Herne eine gewisse Rolle gespielt haben dürfte. Die ehemalige Bergbaufläche wird von der RAG-Immobilientochter entwickelt.
„Mit der Ansiedlung in Herne stellt sich Stadler an einem strategisch wichtigen Knotenpunkt des Schienenverkehrs im Ruhrgebiet auf“, sagt der ehemalige Wirtschaftsminister Müller, der in früheren Jahren auch an der Spitze des Bahn-Aufsichtsrats stand. Müller sieht in dem neuen Werk eine Investition, von der viele profitieren: „Was gut ist für Stadler, ist auch gut für uns als Miteigentümer. Und was gut ist für Herne, ist auch gut für das Ruhrgebiet.“ Die RAG-Stiftung will nun stärker bei Stadler einsteigen und den eigenen Anteil von fünf auf zehn Prozent erhöhen.
Renaissance des „Eisenbahnknotens Herne“
Durch die rund 24 Millionen Euro schwere Investition von Stadler in Herne sollen zunächst rund 40 neue Arbeitsplätze entstehen. Neben Stadler, dem französischen Gleisbauer Eiffage Infra Rail und der Wanne-Herner Eisenbahn und Hafen GmbH biete die Stadt künftig drei im Bahnsektor tätigen Unternehmen einen Standort, sagt Oberbürgermeister Frank Dudda. Er spricht bereits von einer Renaissance des „Eisenbahnknotens Herne“ mit dem Haupt- und Güterbahnhof in Wanne-Eickel.
Stadler Rail will in Herne künftig Personenzüge warten, die auf mehreren Linien für verschiedene Betreiber im S-Bahn-Netz Rhein-Ruhr über die Schienen rollen. Im vergangenen Jahr hatte Stadler vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) den Zuschlag für die Lieferung von 41 Triebzügen erhalten. Die Auslieferung soll ab 2019 erfolgen. Der Wartungsvertrag hat eine Laufzeit von 30 Jahren. Stadler-Chef Peter Stuhler nennt unter anderem die Größe des Grundstücks – rund 35 000 Quadratmeter – und den Anschluss an die Gleise der Deutschen Bahn als Gründe für die Ansiedlung in Herne.
Interessent für alte RAG-Zentrale
Auch eine mögliche Lösung für den Standort der bisherigen RAG-Zentrale in Herne zeichnet sich ab. Bislang ist unsicher, wie es auf dem Areal nach dem Umzug der RAG zur Essener Zeche Zollverein weitergeht. „Es gibt einen Interessenten für die gesamte Fläche“, sagt RAG-Sprecher Christof Beike auf Anfrage. Nach Informationen unserer Redaktion schielt das Essener Immobilienunternehmen Fakt auf den Standort. Spruchreif ist aber noch nichts. Fakt will sich nicht äußern.
Die Immobilienfirma mit ihrem Chef Hubert Schulte-Kemper hat bereits traditionsreiche Gebäude wie die frühere Ruhrgas-Zentrale und ein Thyssen-Krupp-Hochhaus in Essen gekauft. Auf dem Herner RAG-Areal steht die Villa des Industriellen William Thomas Mulvany, der vor vielen Jahrzehnten den Grundstein für Unternehmen wie die Veba und Eon gelegt hat.