Mülheim/Essen. . Thyssen-Krupp eröffnet in Mülheim ein „Tech Center“ für den 3D-Druck. Pläne gibt es auch bei Evonik, KlöCo und MAN im Ruhrgebiet.
Mit der Gründung eines neuen Kompetenzzentrums in Mülheim will sich der Essener Stahl- und Technologiekonzern Thyssen-Krupp den mit großen Hoffnungen verbundenen Markt für den industriellen 3D-Druck erschließen. In der Stadt an der Ruhr gründet Thyssen-Krupp ein „Tech Center“ nach einem Vorbild in Dresden, wo der Industriekonzern sein Wissen zum Werkstoff Karbon bündelt.
Zu Beginn sollen in Mülheim fünf Mitarbeiter ähnlich wie in einem Start-up arbeiten, um möglichst schnell aus Fehlern lernen zu können und Fortschritte zu erzielen. Langfristig will Thyssen-Krupp ein größeres Produktionszentrum aufbauen, in dem Bauteile aus verschiedenen Materialien gefertigt werden.
„Produktideen in der Patentierungsphase“
„Der Zeitpunkt für unseren Einstieg ist ideal“, sagte Technologiechef Reinhold Achatz unserer Redaktion. Achatz verweist auf große Potenziale: Schätzungen zufolge ist in den nächsten vier Jahren mit einer Verdreifachung des weltweiten Marktes auf knapp 18 Milliarden Euro zu rechnen. Auch Thyssen-Krupp verbindet mit dem 3D-Druck große Erwartungen. „Wir befinden uns bereits mit mehreren Produktideen in der Patentierungsphase“, berichtet Achatz.
Additive Manufacturing – so wird die neue Fertigungstechnologie in der Industrie genannt. Denn 3D-Drucker lassen Bauteile Schicht für Schicht entstehen. Dabei werden beispielsweise Laser eingesetzt, die Metallpulver schmelzen lassen. Auch Kunststoffmaterial kann mit einer beheizten Düse nach und nach aufgetragen werden, damit maßgeschneiderte Bauteile entstehen.
Bauteile aus dem Drucker für U-Boote
Das „Tech Center“ von Thyssen-Krupp in Mülheim entsteht auf dem Gelände der Konzerntochter Presta im Stadtteil Saarn. Ab September startet die neue Einheit zunächst mit zwei Druckern, die Bauteile aus Metall und Kunststoff herstellen können. Kunden erhofft sich Thyssen-Krupp aus den Branchen Maschinen- und Anlagenbau, Luftfahrt sowie Metallverarbeitung.
Thyssen-Krupp hat bereits 3D-Druck-Erfahrungen beim Bau von Halterungen für Rohre in U-Booten gesammelt. Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut wurde auch eine Sonde zur Entnahme von Gasproben aus einem Ofen entwickelt. Firmen für Medizintechnik nutzen den 3D-Druck zum Beispiel, um passgenaue Prothesen oder Implantate für Patienten anzufertigen. Auch Automobilzulieferer und Elektronikhersteller testen, ob sich Bauteile in kleinen Stückzahlen im 3D-Drucker herstellen lassen.
Pläne von Evonik, KlöCo und Voestalpine
Neben Thyssen-Krupp beschäftigen sich weitere Unternehmen aus dem Ruhrgebiet intensiv mit dem 3D-Druck. Der Essener Chemiekonzern Evonik gehört nach eigenen Angaben zu den weltweit führenden Anbietern von Pulvern für den 3D-Druck. Die Pulver werden am Evonik-Standort in Marl hergestellt. Im Herbst hat Evonik den Spatenstich für eine neue Produktionsanlage gesetzt, die Ende dieses Jahres in Betrieb gehen soll. Der 3D-Druck verändere die industrielle Fertigung von Grund auf, heißt es bei Evonik. Von einem „Zukunftsmarkt“ ist bei dem Chemiekonzern die Rede.
Der Duisburger Werkstoffhändler Klöckner & Co (KlöCo) hat sich unlängst an der Technologiefirma BigRep beteiligt, die nach eigenen Angaben Entwickler und Hersteller des größten serienmäßig verfügbaren 3D-Druckers der Welt ist.
Expertenzentrum von MAN in Oberhausen
Auch der Maschinenbauer MAN Diesel & Turbo verfolgt ehrgeizige Pläne im Ruhrgebiet. In Oberhausen hat der Konzern ein Expertenzentrum für den 3D-Druck eröffnet. Designer, Werkstoffingenieure und Fertigungstechniker sollen die Vorteile der neuen Technologie ausloten. Der österreichische Stahlkonzern Voestalpine betreibt in Düsseldorf ein Forschungs- und Entwicklungszentrum für den 3D-Druck von Metallteilen.
„Noch stehen wir ganz am Anfang“, sagt Alireza Tavakoli, der sich bei Thyssen-Krupp als Projektleiter um das Thema Additive Manufacturing kümmert. Die Industrie beginne nach und nach, die neuen Möglichkeiten der Technologie auszuloten – gewissermaßen Schicht für Schicht wie beim 3D-Druck.