Essen. . Die Kaufhof-Mutter HBC will in Europa kräftig investieren, hat in den Warenhäusern aber auch ein Sparprogramm gestartet. Befristete Verträge laufen aus.
Seine ersten Tage als neuer Kaufhof-Chef nutzt Wolfgang Link, um sich ein Bild von den knapp 100 Filialen in Deutschland zu machen. Der ehemalige Manager des Spielzeug-Riesen Toys R Us reist aber auch nach Holland und Belgien. In schwierigen Zeiten hat Link das Europageschäft der Kaufhof-Mutter Hudson’s Bay (HBC) übernommen. Der kanadische Handelskonzern schrieb im vergangenen Geschäftsjahr rote Zahlen. Auch das neue Jahr startete international mit einem Umsatzrückgang von 2,9 Prozent.
Mit einem Sparprogramm will Eigentümer Richard Baker den erst im Oktober 2015 von der Metro übernommenen Kaufhof wieder in die Gewinnzone zurückführen. „Befristete Verträge werden nicht verlängert“, bestätigt ein HBC-Sprecher. Die ersten Mitarbeiter haben das Unternehmen bereits verlassen, weil ihre Verträge ausliefen.
Keine betriebsbedingten Kündigungen
Genaue Zahlen nennt der Sprecher nicht. Er spricht von einem „fließenden Prozess“. Nach Informationen dieser Zeitung wurde überdies ein Einstellungsstopp für Aushilfen verhängt. Betriebsbedingte Kündigungen hat die Kaufhof-Mutter ohnehin ausgeschlossen. HBC fühlt sich an die Sozialcharta, die bis 2020 läuft, gebunden. Metro hatte sie beim Verkauf an HBC ausgehandelt.
Mit dieser „Versicherung“ im Rücken schrillen auch weder beim Betriebsrat noch bei Verdi die Alarmglocken. „Die Betriebsräte setzen alles daran, dass befristet Beschäftige übernommen werden“, heißt es aus Gewerkschaftskreisen. Über das geplante Sparprogramm ist allerdings auch im Arbeitnehmerlager wenig bekannt – außer der Absicht, die Arbeitszeiten zu flexibilisieren und eben befristete Verträge nicht zu verlängern.
Luxusmarken-Outlet im Carsch-Haus
Erst Anfang April hatte Mehrheitsgesellschafter Richard Baker in Düsseldorf klargestellt, dass HBC 2017 rund 400 Millionen in Europa investieren werde. Bis spätestens 2023 soll es eine Milliarde Euro sein. Dass sich die Kanadier zu Europa und Deutschland bekennen, demonstrieren sie gerade in Düsseldorf. Der millionenschwere Umbau der Kaufhof-Filiale auf der Königsallee ist im Gange. Gleich gegenüber will HBC am 8. Juni im Düsseldorfer Carsch-Haus den ersten europäischen Flagshipstore ihres Luxusmarken-Outlets Saks Off 5th eröffnen. Bis Ende des Jahres sollen Nobelläden der US-Kette auch in Stuttgart, Frankfurt, Heidelberg, Wiesbaden und Rotterdam an den Start gehen.
Parallel dazu wird die Kaufhof-Zentrale in Köln modernisiert und erweitert. Nachdem Einkaufskompetenzen in die Filialen verlagert worden sind, sollen in der Verwaltung nach Angaben eines Sprechers nun neue Mitarbeiter eingestellt werden, die sich um die Expansion von HBC in Belgien und Holland kümmern sollen.