Energiesparserie der WAZ, Folge 7: Immer mehr Spritpreis-Geschädigte steigen auf Autogas oder Erdgas um.Das Tankstellennetz wird von Jahr zu Jahr dichter. Sparen lässt sich auch durch defensives Fahren

Essen. Den Zufall, dass immer zu Ferienbeginn die Spritpreise steigen, kalkulieren Autofahrer längst ein. Die beiden jüngsten Preisschübe fielen zufällig auf den Tag genau mit dem ersten Streik der Lokführer in der vergangenen Woche und dem gestrigen zweiten zusammen. Der Liter Super ist über die 1,40-Euro-Marke geschwappt, Diesel nähert sich den 1,20 Euro. Die Automobilclubs argwöhnen wie immer "gnadenlose Preistreiberei", die Konzerne verweisen wie immer auf den hohen Rohölpreis. Eine gute Gelegenheit, einmal nachzudenken über einen anderen Stoff, aus dem Autos ihre Kraft beziehen können: Gas. In den Varianten Erdgas und Autogas (flüssig).

Für beide Kraftstoffe hat der Gesetzgeber bis 2018 einen ermäßigten Mineralölsteuersatz festgeschrieben. Damit mindestens noch eine Dekade lang Gas deutlich günstiger sein wird als Sprit. Je nach Energiegehalt und Verbrauch variiert die Ersparnis, als Faustregel gilt jedoch, dass man mit Gas seine Tankkosten mindestens halbieren kann. Der Erdgaspreis lag im Mai bei durchschnittlich 0,86 Euro pro Kilogramm. Jochem Pferdehirt von der Energieagentur NRW (www.energieagentur.nrw.de) erläutert: "Umgerechnet auf einen Liter entspricht dies einem Benzinpreis von 0,57 Euro. Bei einem Verbrauch von sieben Litern Super und einer Fahrleistung von 20 000 Kilometern spart ein Autofahrer mit einem Mittelklasse-Fahrzeug gut 900 Euro pro Jahr."

Obwohl die Autoproduzenten über eine schwache Nachfrage klagen, verzeichnen die Hersteller von Erdgasfahrzeugen steigende Absatzzahlen. Laut Kraftfahrt-Bundesamt wurden von Januar bis Mai 2007 in Deutschland 4800 Neufahrzeuge mit Erdgasantrieb zugelassen, darunter auch viele Klein- und Nahverkehrsbusse. Die Neuanmeldungen von Erdgas-Pkw, von denen es mittlerweile gut 30 Modelle gibt, stiegen um 19 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, so dass heute etwa 60 000 auf Deutschlands Straßen fahren.

Derzeit gibt es rund 750 Erdgaszapfsäulen, zumeist an Markentankstellen. Zumindest in Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet nähert man sich einer flächendeckenden Versorgung. Da Erdgasautos auch mit Benzin fahren und mindestens einen 14-Liter-Nottank haben, kann das Gas auch ruhig mal ausgehen.

Die noch beliebtere Alternative heißt: Autogas. Das hochwertige Gemisch aus Propan und Butan ist in etwa so günstig wie Erdgas, bietet aber verschiedene Vorteile: Die kaum unter Druck stehenden Tanks können in der Reserveradmulde versteckt werden. Sie schränken so im Gegensatz zur Erdgas-Nachrüstung den Kofferraum nicht ein. Außerdem bleibt das komplette konventionelle Tankvolumen für Benzin und damit dessen Reichweite erhalten. Zudem ist das Netz der 2600 Autogas-Tankstellen in Deutschland deutlich dichter als bei Erdgas.

Praktisch alle Benzinmotoren, allerdings keine hochmodernen Direkteinspritzer, lassen sich auf Autogas oder Erdgas umrüsten, bei ähnlichen Kosten. Für einen Vierzylinder schlägt die Umrüstung auf Autogas mit rund 2400 Euro zu Buche. Hersteller wie Subaru und Lada bieten bereits ab Werk Autogas-Modelle an. Zurzeit gibt es hier zu Lande rund 135 000 umgerüstete Autogas-Pkw.

Für alle, die einstweilen auf Benzin und Diesel angewiesen sind, bleiben nur die Hinweise, Preise zu vergleichen und sich einen sparsameren Fahrstil anzugewöhnen. Jeder weiß, wie es geht, die wenigsten tun es: Früh hochschalten, sanft Gas geben, vor roter Ampel ausrollen, nicht den Dachgepäckträger spazieren fahren und häufiger mal den Reifendruck prüfen. Auf diese Weise lassen sich laut Experten bis zu 20 Prozent Sprit sparen.