Dorsten/Hagen. . Was heute alles Fertigteile sind! In der riesigen Werkshalle der Firma Fuchs in Dorsten stehen beeindruckend haushohe Teile von Brückenpfeilern für Hagen neben halb fertigen und nicht ganz so beeindruckenden Trafohäuschen, doch die gesammelte Aufmerksamkeit der versammelten Bauwirtschaft gilt sowieso gerade einem symbolischen Akt in der Mitte.
Was heute alles Fertigteile sind! In der riesigen Werkshalle der Firma Fuchs in Dorsten stehen beeindruckend haushohe Teile von Brückenpfeilern für Hagen neben halb fertigen und nicht ganz so beeindruckenden Trafohäuschen, doch die gesammelte Aufmerksamkeit der versammelten Bauwirtschaft gilt sowieso gerade einem symbolischen Akt in der Mitte.
Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) drückt dort nämlich auf einen Knopf, prompt platscht von der Decke ein Kubikmeter Beton in einen Kübel und wird in eine Form gegossen. Ministerieller Alltag, so ein Knopfdruck, aber Groschek wäre nicht Groschek ohne einen routiniert starken Halbsatz: „Lasst uns Deutschland reparieren!“
Es ist ein Knopfdruck mit Anspruch an diesem Dienstagmittag, die Zukunft des Brückenbaus gilt als eingeläutet, trägt einen Namen voller Stolperfallen: „Vollfertigteilbauweise.“ Der Landesbetrieb Straßen NRW baut in den nächsten Jahren mehrere Brücken, die ausschließlich aus Fertigteilen bestehen, um festzustellen, ob sie als vollwertige Brücken taugen.
Von über 10 000 Brücken, für die Straßen NRW zuständig ist, müssen früher oder später Tausende verstärkt oder ersetzt werden. Gut 500 sind jetzt statisch nachgerechnet, 284 muss man neu bauen. „Keine droht einzustürzen“, beruhigt Ingrid Scholtz von Straßen NRW.
Die Vollfertigteil-Bauweise sei eine „Expedition ins Neuland“, sagt die Straßen-NRW-Direktorin Elfriede Sauerwein-Braksiek. In den Niederlanden wird schon so gebaut, freilich noch nicht so lange, dass man etwas wüsste über die Lebensdauer dieser sogenannten Lego-Brücken.
Die Lebensdauer unklar, die Herstellung teurer, und an der Baustelle muss Platz für riesige Kräne sein – das sind die Probleme. Die Vorteile sind: Das Bauen geht deutlich schneller, der Verkehr wird weniger beeinträchtigt.
Hagener Brücker aus 178 Teilen
Die Brücke Hammacher Straße über die A 46 in Hagen soll das im Sommer beweisen: Für ihren vierspurigen Neubau aus Legostei ..., nein, aus Fertigteilen sind statt der üblichen 220 Tage nur 100 Tage vorgesehen, und die Autobahn darunter muss nur wenige Male gesperrt werden – so ist der Plan.
Trotz der Spannweite von 40 Metern werden auch keine Pfeiler auf dem Mittelstreifen stehen. Die Brücke wird aus 68 großen und 110 kleinen Teilen bestehen und 3,3 Millionen Euro kosten. Dem Hagener Projekt sollen zwei neue Landesstraßenbrücken bei Hamm und Werne folgen. Aber bevor Sie sich falsche Vorstellungen machen: Sie haben nicht nur keine Noppen, sie sind auch nicht auffällig bunt. Und vermutlich auch nicht unverwüstlich – aber genau das will man ja feststellen.