Essen. . Der Immobilienboom macht inzwischen auch den Hauskauf in kleineren Städten des Ruhrgebiets teurer. Dafür steigen die Mieten langsamer.
Der Immobilienboom treibt inzwischen im siebten Jahr in Folge die Preise in die Höhe. Vor allem in den Ballungsräumen an Rhein und Ruhr müssen Käufer von Wohnungen und Häusern im laufenden Jahr zwischen vier und neun Prozent mehr auf den Tisch legen als noch 2016.
„Inzwischen sind die Preisanstiege auch in den kleineren und mittelgroßen Städten im Umfeld der Metropolregionen angekommen“, sagt Axel Quester, Vize-Vorsitzender des Immobilienverbands IVD West, in dem sich Makler zusammengeschlossen haben. Nach dessen Zahlen steigen die Preise für Eigentumswohnungen NRW-weit aktuell um 6,3 Prozent, in den Städten mit mehr als 300 000 Einwohnern sogar um 9,5 Prozent.
Auch in Witten und Velbert steigen die Preise
Mega-Aufschläge wie in Köln (+19 Prozent) oder Münster (+ 17) beobachten die Makler innerhalb des Ruhrgebiets zwar nur in Essen (+ 17) auf 1200 Euro pro Quadratmeter. Bis auf Duisburg dreht sich die Preisspirale aber in allen Großstädten nach oben. Deutliche Preissteigerungen bei Eigentumswohnungen in mittleren Lagen gibt es in Witten (+18) und Velbert (+11). Allein in Bottrop zeichnet sich ein Wertverlust ab (-11).
Bei freistehenden Häusern steigen die Preise laut IVD in diesem Jahr im Landesdurchschnitt um 4,5 Prozent, in kleineren Städten sind es nur zwei Prozent. Am teuersten seien Eigenheime in Dortmund, Essen, Duisburg und Bochum, weil hier die Nachfrage am höchsten sei, teilte der Immobilienverband gestern mit. In Randgebieten wie Unna, Dinslaken oder Holzwickede seien die Häuser um rund ein Drittel günstiger als in den Metropolen. Freistehende Gebäude sind mit durchschnittlich 370 000 Euro in Essen am teuersten. In Oberhausen zahlen Interessenten gerade einmal 210 000 Euro, in Gladbeck 195 000 Euro.
Wer sich ein bezugsfertiges Reihenhaus kaufen will, muss mit 255 000 Euro in Essen die höchste Summe auf den Tisch legen. Nicht viel günstiger ist es in Recklinghausen, Mülheim, Bochum und Dortmund, wo Preise von 230 000 Euro aufgerufen werden. Mit 170 000 Euro sind Reihenhäuser in Bottrop, Gelsenkirchen und Oberhausen vergleichsweise günstig.
Der ungebrochene Preisauftrieb am Immobilienmarkt hat nach Einschätzung des IVD zwei Gründe: die niedrigen Zinsen und die gute wirtschaftliche Lage in Deutschland. Das blühende Geschäft mit dem Eigentum wirkt sich nach Einschätzung von Makler Quester nun auch auf Mietwohnungen aus. „Durch die Käufer gibt es eine gewisse Entlastung. Der Mietmarkt normalisiert sich wieder“, sagt der Duisburger. Die Folge: Die Kaltmieten steigen nicht mehr so rasant wie bislang.
Mieten „moderat“ teurer
Bei landesweit 2,5 Prozent spricht der IVD von einer „moderaten“ Steigerung. Die Rangliste der teuersten Wohnungsmieten führen im Ruhrgebiet Essen (7,40 Euro pro Quadratmeter) sowie Mülheim und Dortmund (6,50 Euro) an. Hier sei der Strukturwandel der Region geglückt, heißt es beim Immobilienverband. Schlusslicht ist Gelsenkirchen, wo sich die Kaltmiete bei 4,25 Euro auf stabil niedrigem Niveau hält.