Essen. . In München steigen Immobilienpreise rasanter als Einkommen. In vielen Revierstädten ist der Trend entgegengesetzt. Eigentum bleibt erschwinglich.

Niedrige Zinsen und eine hohe Nachfrage lassen die Immobilienpreise bundesweit kräftig steigen. Nach einer am Dienstag veröffentlichten Studie der Postbank legen die Preise für Wohnungen inzwischen rasanter zu als die Einkommen. Im Ruhrgebiet ist dieser Trend aber nur in Essen, Dortmund, Hagen, Herne und im Ennepe-Ruhr-Kreis zu beobachten.

Wie schwer erschwinglich Immobilien geworden sind, zeigt sich besonders krass in Nordfriesland, namentlich auf Sylt. Auf der Insel, so der „Wohnatlas 2017“ der Postbank, müssen Erwerber einer 100 Quadratmeter großen Eigentumswohnung im Schnitt mehr als 23 Jahreseinkommen auf den Tisch legen. Deutschlands teuerste Stadt ist demnach München, wo 21 Jahresgehälter fällig werden. In Hamburg und Berlin sind es 15. Eigentumswohnungen im Ruhrgebiet sind dagegen deutlich günstiger.

Höchstes Preisniveau in Dortmund

Das höchste Preisniveau ist mit 7,0 Jahreseinkommen in Dortmund anzutreffen. Mit einem Wert von 5,5 ist Gelsenkirchen das günstigste Pflaster in der Region, aber längst nicht in der gesamten Bundesrepublik. Im Fichtelgebirge und im Harz sind Eigentumswohnungen schon für das 3,3-Fache eines Jahreseinkommens zu haben. Zugrunde gelegt haben die Experten der Postbank und des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts das „verfügbare Pro-Kopf-Jahreseinkommen“ – also das durchschnittliche Nettoeinkommen der Bürger einer Stadt, Säuglinge ebenso mitgerechnet wie Rentner.

„Wohneigentum bleibt in der anhaltenden Niedrigzinsphase in vielen Großstädten und ihrem Umland ein lohnenswertes Investment mit guten Chancen auf Wertsteigerung“ – so bewertet Chefvolkswirt Marco Bargel die Entwicklung aus Sicht der Postbank. 21 Jahreseinkommen für eine Eigentumswohnungen aufzubringen, dürfte aber auch für gut verdienende Münchener ein Kraftakt sein. Für die Hochburg der Immobilienpreise legt der „Wohnatlas 2017“ ein durchschnittliches Jahresnettoeinkommen von 29 255 Euro zugrunde. Der Quadratmeter für eine Wohnung kostet in der bayrischen Metropole 6149 Euro. Das entspricht einem Aufschlag von 37,7 Prozent gegenüber 2012. Die Einkommen stiegen im gleichen Zeitraum aber nur um 10,4 Prozent.

Immobilien in Duisburg kaum teurer

An Rhein und Ruhr fällt diese Lücke gerade einmal in Düsseldorf ähnlich groß aus. Die Preise stiegen um 28,8 Prozent, die Einkommen aber nur um 7,0 Prozent. Im benachbarten Duisburg ist die Entwicklung umgekehrt: Die Pro-Kopf-Einkommen wuchsen zwischen 2012 und 2016 um 10,9 Prozent auf durchschnittlich 16 108 Euro, die Immobilienpreise aber nur um 0,8 Prozent auf 1062 Euro pro Quadratmeter.

Der Preis-Auftrieb für Betongold im Ruhrgebiet verglichen mit dem Einkommenszuwachs zeigt sich am deutlichsten in Hamm, im Ennepe-Ruhr-Kreis und in Essen. Nach Angaben des Immobilienverbands West stiegen die Preise für gebrauchte Eigentumswohnungen 2016 im Ruhrgebiet um mehr als fünf Prozent.