Bochum. . Die Gesundheitswirtschaft im Ruhrgebiet hat die Industrie als größter Arbeitgeber überholt. Umsatz des industriellen Kerns ist dreimal so hoch.

Die Gesundheitswirtschaft im Ruhrgebiet hat gemessen an den Arbeitsplätzen erstmals die Industrie überholt. Nach Zahlen der Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr beschäftigte die Gesundheitsbranche im vergangenen Jahr 321 500 Menschen. Das entspricht einem Anteil von 19,2 Prozent. Der industrielle Kern kam auf nur 318 400 Beschäftigte oder 19,1 Prozent.

„Die Gesundheitswirtschaft ist seit Jahren der Jobmotor im Ruhrgebiet. Die Branche bewegt sich auf Augenhöhe mit der Industrie“, sagte Revier-Wirtschaftsförderer Rasmus C. Beck am Mittwoch in Bochum. Dort ist die Gesundheitsbranche inzwischen zum größten Arbeitgeber avanciert. „Das ist die Zukunft“, sagt Wirtschaftsförderer Ralf Meyer, räumt aber auch ein, dass sich der Gesundheitsboom bei den Einnahmen der Stadt nicht niederschlage: „Krankenhäuser und Hochschulen zahlen keine Gewerbesteuer“, so Meyer. Ziel müsse es deshalb sein, junge Unternehmen an die Region zu binden.

1,67 Millionen Beschäftigte im Ruhrgebiet

Auch wenn die Arbeitslosigkeit im Ruhrgebiet immer noch deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegt, ist die Zahl der hiesigen Stellen im vergangenen Jahr zum zehnten Mal in Folge gestiegen. Zwischen Unna und Wesel gab es 2016 rund 1,67 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Das waren nach einer Auswertung der Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr für den „Wirtschaftsbericht 2016“ 22 000 Stellen oder 1,6 Prozent mehr als 2015.

Als Jobmotoren haben sich Digitale Kommunikation (+ 3,4 Prozent), Bauen und Wohnen (+ 2,5) und Gesundheitswirtschaft (+ 3,4) erwiesen. Auch wenn Gesundheitsfirmen die Industrie knapp als größten Arbeitgeber im Ruhrgebiet abgelöst haben, sprechen die Erlöse immer noch eine andere Sprache. Während Medizintechnik, Pflege & Co. zuletzt rund 21,5 Milliarden Euro umsetzten, war das industrielle Geschäft rund dreimal so groß: 66,2 Milliarden Euro.

345 neue Industrie-Unternehmen

Die Branche rund um Maschinen, Werkstoffe und Materialien wächst sogar: Im vergangenen Jahr siedelten sich im Ruhrgebiet 345 neue Firmen insbesondere im Bereich der unternehmensnahen Dienstleistungen an. Knapp 5500 Arbeitsplätze sind entstanden.

Von dem Boom der Gesundheits- und Digitalwirtschaft profitiert vor allem Bochum. Die sechs Technologie- und Gründungszentren, die die Stadt rund um die Ruhr-Universität und die sieben Bochumer Hochschulen ins Leben gerufen hat, sind so gut wie voll. „Verwaltung, Forschung und Unternehmen arbeiten hier eng zusammen“, sagt Wirtschaftsförderer Ralf Meyer. „Jetzt müssen wir aber auch ei­nen Klebeeffekt erreichen und die jungen Firmen in der Region halten“, fordert er. Rasmus C. Beck, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr, sagt dem Revier eine weiterhin positive wirtschaftliche Entwicklung vor­aus, wenn Unternehmen unterein­ander und in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft ihre Innovationskraft erhöhten.