Essen. . Initiativkreis Ruhr und NRW.Bank wollen Startups mit einem neuen Gründerfonds unterstützen. Generell sieht der Initiativkreis eine Trendwende.

Eine Geschäftsidee haben sie schon, jetzt sind Katharina Obladen (25) und Tanja Nickel (24) auf der Suche nach Kunden und Investoren. Die beiden Unternehmerinnen haben ein Gerät entwickelt, das Handläufe von Fahrtreppen reinigt. Dabei kommt ein bestimmtes Licht zum Einsatz, um Keime zu bekämpfen. „Das ist wie ein ganz starker Sonnenbrand“, erklärt Tanja Nickel. Die Maschine wird im verschlossenen Bereich der Fahrtreppe angebracht. „Handläufe stellen eine der häufigsten Infektionsquellen im öffentlichen Raum dar“, sagt die Gründerin. Entsprechend groß sind ihre Hoffnungen, das Interesse von Warenhauskonzernen oder Flughafenbetreibern zu wecken.

Jungunternehmer mit Industrievertretern und Kapitalgebern zusammenzubringen, ist das Ziel des „Gründer-Forums NRW“. Der einflussreiche Initiativkreis Ruhr (IR), der den Kongress in der Essener Weststadthalle geprägt hat, setzt neuerdings verstärkt auf die Förderung von jungen Firmen. „Wir wollen nicht nur neidvoll nach Berlin schauen“, begründet IR-Moderator Bernd Tönjes das Engagement des Firmennetzwerks, zu dem Konzerne wie Evonik, Thyssen-Krupp, Eon und Innogy gehören. Oft werde beim Thema Gründungen beinahe reflexartig Berlin genannt, sagt Tönjes. Dabei hole das Ruhrgebiet spürbar auf.

„Es gibt eine Trendwende bei den Gründungen“

Tönjes verwies auf eine KPMG-Studie, der zufolge im vergangenen Jahr bereits rund 14 Prozent aller Start-ups ihren Sitz im Ruhrgebiet hatten. Ein Jahr zuvor waren es noch zehn Prozent. Zum Vergleich: Für Berlin wurde ein Rückgang von 31 auf 17 Prozent registriert. „Es gibt eine Trendwende, die wir beobachten können“, konstatiert Tönjes.

Der Initiativkreis Ruhr erhofft sich weitere Impulse von einem 30 Millionen Euro schweren Gründerfonds im Zusammenarbeit mit dem landeseigenen Förderinstitut NRW.Bank. „Der Fonds dient der Förderung des Unternehmertums in der Region, ist aber auch klar renditeorientiert. Das macht ihn für Investoren hochattraktiv“, sagt Thomas A. Lange, Co-Moderator des Initiativkreises und Chef der Essener National-Bank. „Die Zeichnungsfrist für die Investoren läuft.“ Zudem könnten sich Gründer nun für den Fonds bewerben. Insbesondere die Branchen Chemie, Werkstoffe, Energie, Gesundheit, Logistik und Handel hat der Initiativkreis dabei im Blick.

Neue Gründer-Datenbank namens „Startups Ruhr“

Die Rhein-Ruhr-Region biete mit ihren zahlreichen Konzernen, Universitäten und Forschungsinstituten von Fraunhofer über Max-Planck bis Leibniz einen „exzellenten Nährboden für Gründer“, betont Lange.

Auch eine neue Gründer-Datenbank namens „Startups Ruhr“ geht nun an den Start. „Für Startups im Ruhrgebiet ist es derzeit noch schwierig, wahrgenommen zu werden“, sagt Projektleiterin Carmen Radeck. Ihr Ziel ist es, das zu ändern. Vor allem Digital- und Hightech-Firmen sollen sich auf der Online-Plattform präsentieren.

Die Gründerinnen Katharina Obladen und Tanja Nickel haben sich bereits dafür entschieden, als Vollzeit-Unternehmerinnen ihren Weg zu gehen. Ihr Entkeimungsmodul namens Escalite sei auch schon testweise bei Fahrtreppen installiert. Die Suche nach Kunden und Investoren hat gerade erst begonnen.