Essen. . Weil Frost und Schnee die Ernte in Südeuropa schädigten, müssen Kunden zum Teil auf Salat verzichten und für die Gurke bis zu 1,99 Euro zahlen.

Frische Blattsalate suchen Kunden in vielen Supermärkten derzeit vergeblich. Für die Schlangengurke müssen sie dafür bis zu 1,99 Euro bezahlen. Der ungewöhnlich harte Winter, der Südeuropa heimgesucht hat, führt zu Lieferengpässen vor allem bei Gemüse, aber auch bei Obst. Die Folge: ein knappes Angebot und rasant gestiegene Preise.

Vor allem im Winter ist der deutsche Einzelhandel auf Zucchini, Auberginen oder Brokkoli aus wärmeren Gefilden angewiesen. „Die Gewächshäuser zu heizen und zu beleuchten, ist viel zu teuer“, sagt Bernhard Rüb, Sprecher der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Regionale Erzeuger könnten derzeit nur das typische Wintergemüse anbieten. Die Lager mit Möhren, Rosenkohl und Co. seien noch gut gefüllt.

Ernteausfall bis zu 50 Prozent

Salate, Gurken und mediterranes Gemüse kommen im Winter zum Teil aus den Niederlanden. Die Hauptlieferanten sind aber Spanien, Italien, Marokko und Griechenland. Wegen der sonst so milden Witterung wird Gemüse dort zum Teil auch im Winter unter freiem Himmel angebaut. Die Schneemassen, die seit Ende Dezember auf den Süden niedergingen und der strenge Frost zerstörten oder schädigten die Pflanzen. Angesichts der ungewöhnlichen Kälte boten auch die Gewächshäuser keinen ausreichenden Schutz. Zudem waren tagelang Autobahnen etwa in Italien gesperrt. Experten rechnen damit, dass bis zu 50 Prozent der Ernte dort ausfallen werden. Die Transportkette nach Deutschland war abgerissen.

Den Schaden haben die Erzeuger, aber auch die hiesigen Verbraucher. „Für Frucht- und Kohlgemüse zahlen wir etwa 30 Prozent und für Salate sogar 37 Prozent mehr“, sagt Judith Dittrich von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) in Bonn. „Insgesamt hat sich Gemüse bundesweit um 24 Prozent verteuert und ist damit der Spitzenreiter unter den frischen Lebensmitteln“, so die Marktexpertin.

Kein Salat in Supermarktregalen

Preisanstiege bei Gemüse, aber auch bei Milch und Milcherzeugen treiben die Inflation an. Betrug sie im Januar 2016 nur 0,5 Prozent, prognostiziert das Statistische Bundesamt für den Januar 2017 nun 1,9 Prozent. Gefühlt liegt sie noch höher, weil sie beim täglichen Einkauf deutlicher spürbar wird: Denn Lebensmittel verteuerten sich im Durchschnitt insgesamt um 3,2 Prozent. Am stärksten hätten aber die um 5,8 Prozent gestiegenen Ausgaben für Energie zu Buche geschlagen, so die Statistiker.

Die Lieferengpässe beim Gemüse beschäftigen natürlich auch den Handel. „Die Lage ist in vielen Anbaugebieten angespannt, aber un­sere Kunden stehen in den Supermärkten nicht vor leeren Regalen“, betont Andreas Krämer, Sprecher des zweitgrößten deutschen Lebensmittelhändlers Rewe in Köln. Mit Schildern informieren die Supermarktbetreiber, dass es wegen der Witterung momentan keinen Salat gibt.

Die Erdbeeren aus Spanien haben Verspätung

„Unsere Einkäufer haben alle Hände voll zu tun und suchen alternative Anbaugebiete. Aber da sind wir natürlich nicht allein unterwegs“, meint Krämer. Mit einer raschen Entspannung bei den Engpässen Gemüselieferung rechnet man bei Rewe nicht.

Aus diesem Grund müssen sich die Verbraucher nach Einschätzung der AMI in diesem Jahr auch bei Erdbeeren aus Spanien gedulden. Der Frühlingsbote hat wegen der Kälte Verspätung.