Bochum. . Die Alternativbank GLS aus Bochum profitiert offenbar von der Krise der klassischen Finanzbranche. Die Zahl der GLS-Kunden steigt.
Deutschlands führende Alternativbank GLS verzeichnet regen Zulauf. Auch im vergangenen Jahr ist das Geldinstitut aus Bochum in der Durchschnittsgröße einer Volksbank gewachsen, wie GLS-Vorstandssprecher Thomas Jorberg bilanzierte. Das genossenschaftliche Geldhaus zählt mittlerweile bundesweit rund 210 000 Kunden – im zurückliegenden Jahr seien 29 000 hinzugekommen, lediglich 11 000 Kunden haben die Bank verlassen.
Die Zuwächse begründet Jorberg auch mit der Krise der konventionellen Finanzbranche. „Das Unbehagen gegenüber anderen Banken mag ein Auslöser sein“, sagte Jorberg bei der Bilanzvorlage in Bochum. Eine Entscheidung für die sozial-ökologische GLS Bank stellt Jorberg gewissermaßen als eine Frage des Lebensstils dar. Wer im Naturkostladen einkaufe und regenerativen Strom beziehe, wolle auch wissen, was eine Bank mit seinem Geld finanziere.
Unternehmensfinanzierungen transparent
Die 1974 von Anthroposophen gegründete GLS Bank finanziert Unternehmen und Projekte in den Bereichen Bildung, Energie, Ernährung, Soziales, Wohnen und nachhaltige Wirtschaft. Zur Firmenphilosophie gehört auch, alle Unternehmensfinanzierungen transparent zu machen. Die Namen der Betriebe und Projekte, die Kredite von der GLS erhalten, sind zusammen mit dem Verwendungszweck nachlesbar. So ist zu erfahren, wo wie viel Geld etwa in Flüchtlingswohnungen, Windräder, Schulgebäude oder den Erwerb von Ackerland fließt.
Im Dezember beschlossen die Mitglieder der genossenschaftlichen Bank, eine Art Solidarbeitrag in Höhe von fünf Euro im Monat einzuführen – zusätzlich zur Kontoführungsgebühr von 3,80 Euro. Insgesamt muss ein GLS-Kunde mit einem Girokonto also 105,60 Euro im Jahr zahlen. Mit einer Kündigungswelle rechne er nicht, sagte Jorberg. Den in der deutschen Finanzbranche einmaligen Beitrag begründete die GLS damit, auch in Zeiten niedriger Zinsen das sozial-ökologische Geschäftsmodell sichern zu wollen. Für junge Kunden und Geringverdiener fällt der neue Soli niedriger aus.
GLS bietet Dispokredite zu 0,0 Prozent an
Da auch die GLS Bank unter der rückläufigen Zinsmarge leidet, stellt sie derzeit keine Mitarbeiter ein. Mit mehr als 500 Beschäftigten unterhält die Bank neben ihrem Stammsitz in Bochum sechs Geschäftsstellen in Berlin, Frankfurt am Main, Freiburg, Hamburg, München und Stuttgart. Unter dem Strich erwirtschaftete die GLS Bank einen Bilanzgewinn von knapp 6,2 Millionen Euro – im Vorjahr waren es rund 5,1 Millionen Euro. Die 46 000 GLS-Mitglieder, die Eigentümer der Bank, sollen erneut zwei Prozent Dividende erhalten.
Seit Ende vergangenen Jahres bietet die GLS Dispokredite zu 0,0 Prozent an. Der Kreditrahmen ist bonitätsabhängig. So kann etwa ein Kunde, der 3000 Euro netto pro Monat verdient, sein Konto künftig dauerhaft kostenlos bis 9000 Euro überziehen – das entspricht drei Gehältern. Generell gilt die Grenze 10 000 Euro. Jorberg betonte, das Angebot werde von den Kunden bislang sehr maßvoll in Anspruch genommen.