Duisburg. . Duisburg plant das bundesweit größte Outlet-Center für Designermode. Handel und Nachbarn sorgen sich wegen Konkurrenz für die Innenstädte.
Noch steht Deutschlands größtes Designer Outlet Center in Zweibrücken in Rheinland-Pfalz. Die 120 Läden des Modeparadieses zogen 2015 rund 3,8 Millionen Besucher an. Nun will Duisburg Zweibrücken vom ersten Platz verdrängen und mit bis zu 175 Shops vom boomenden Geschäft mit Designer-Schnäppchen profitieren. Doch die Pläne sind umstritten.
Es war im Jahr 2009, als der spanische Konzern Neinver das Outlet Center in Zweibrücken übernahm. Seither hat der Betreiber nach eigenen Angaben die Besucherzahl um 210 Prozent gesteigert. 84 Prozent der Kunden, heißt es in einer Mitteilung, nehmen eine Fahrzeit mit dem Auto von 30 Minuten und mehr auf sich, um bei Lagerfeld, Bogner und Co. einkaufen zu gehen.
Satte Zuwächse bei Betreibern
Die Neinver-Gruppe, die 2015 mit ihren 20 Handelsimmobilien mehr als 1,2 Milliarden Euro umsetzte, soll auch das Duisburger Projekt betreiben, das planungstechnisch noch in den Kinderschuhen steckt. Wie berichtet, soll der Rat der Stadt am 1. Februar erst einmal einen Grundsatzbeschluss auf den Weg bringen. Mit dem Designer Outlet Center will Duisburg endlich eine Nutzung für das seit Jahrzehnten brach liegende Güterbahnhof-Gelände direkt neben dem Hauptbahnhof und am Rande der City finden. Hier sollte bereits Deutschlands größtes Einkaufs- und Freizeit-Zentrum „Multi Casa“ entstehen. Die Pläne scheiterten ebenso wie der Bau eines riesigen Möbelzentrums.
Mit einem Dorf aus 140 bis 175 Läden mit dem Schwerpunkt auf Bekleidung will Duisburg Kaufkraft anziehen, die in der Stadt am Rhein deutlich niedriger liegt als bei den Nachbarn in Essen, Krefeld oder gar Düsseldorf. Die Stadtspitze schielt freilich auch in Richtung der nahen holländischen Grenze. Nach Roermond – gerade einmal eine Autostunde entfernt – pilgern an 363 Tagen im Jahr die Massen. Das dortige Designer Outlet Center ist nur am 1. Weihnachtstag und Neujahr geschlossen. In Wuppertal soll noch in diesem Jahr der Startschuss für ein Einkaufsparadies mit zunächst 65 Läden erfolgen. Am Start in NRW sind bereits Outlet Center in Ochtrup bei Münster und in Bad Münstereifel im Kreis Euskirchen.
Nachholbedarf in Deutschland
Zwölf Outlet Center von Bedeutung, die dauerhaft preisreduzierte Ware anbieten, gibt es bundesweit. Nach Zahlen des Einzelhandels-Instituts belegte Deutschland im vergangenen Jahr mit einer Outlet-Verkaufsfläche von rund 196 000 Quadratmetern bei weitem keine Top-Position. Danach ist Großbritannien mit 531 000 Quadratmetern der Spitzenreiter, gefolgt von Italien und Spanien. Polen liegt fast gleichauf mit der Bundesrepublik. Experten sehen deshalb hierzulande einen Nachholbedarf, verweisen aber auf planungsrechtliche Hürden, die den Bau von Outlet Centern erschweren, um den Handel in Innenstädten und Stadtteilzentren zu schützen.
Diese Diskussion hat auch in Duisburg bereits begonnen. Der Einzelhandelsverband Niederrhein lehnt die Outlet-Pläne strikt ab. „Die Lage und die Größenordnung schaden dem Handel in der Innenstadt“, sagt Hauptgeschäftsführer Wilhelm Bommann. Mit einem Standort mitten in der City könne der Handel besser leben, sagt er. Das Güterbahnhof-Gelände liege aber 2,5 Kilometer entfernt. „Wir sollten stattdessen die Kernstadt stärken“, sagt er.
175 zusätzliche Läden
Das Bedrohungsszenario macht Bommann an konkreten Zahlen fest: Zu den 350 Geschäften in der Duisburger City würden 175 Outlet-Shops hinzukommen. Die Verkaufsfläche von derzeit 110 000 Quadratmetern würde um 30 000 Quadratmeter erweitert. „Das schmerzt vor allem die Modehändler nicht nur in Duisburg, sondern auch in Essen und Düsseldorf“, sagt er. Die Stadt Duisburg hat ein Moderationsverfahren angekündigt, in dem Nachbarstädte und Wirtschaft ihre Bedenken gegen die Outlet-Pläne äußern können.
Als unmittelbare Nachbarin befürchtet die Stadt Mülheim „gravierende Auswirkungen“ durch ein Outlet-Center in Duisburg. „Wir sehen die Gefahr, dass die Pläne unsere Anstrengungen zur Gesundung der Mülheimer Innenstadt zunichte machen“, sagt Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier.