Bedburg-Hau. Einer dm-Mitarbeiterin wird bei Rossmann der Einkauf verweigert. Der Vorwurf: Sie wollte gezielt die Sonderangebote der Konkurrenz aufkaufen.
- Rossmann-Personal verweigert dm-Mitarbeiterin den Kauf von Waren in großen Mengen
- dm mobilisiert seine Mitarbeiter zu Aufkäufen von Sonderangeboten in Rossmann-Filialen
- dm-Mitarbeiterin beteuert privaten Bedarf, aber Rossmann meint Aufkauf-Schema erkannt zu haben
Weil der dm-Mitarbeiterin Giannina Z. der Großeinkauf von Sonderangeboten in einer Rossmann-Filiale zum Jahresbeginn untersagt wurde, teilte sie dem Drogerieriesen Rossmann ihren Unmut auf dessen Facebook-Seite mit. Dort beschreibt sie die Demütigung und Diskriminierung, die sie im Umgang mit den Mitarbeitern in Bedburg-Hau erfahren habe, weil man ihr die Waren nicht verkaufen wollte. „Ohne böse Hintergedanken“ habe sie „viele Produkte aus der aktuellen Werbung“ kaufen wollen, für sich, ihre Mutter und Bekannte aus den Niederlanden.
Kundin sagt, sie kaufe für Hausgebrauch ein
Mit vollem Einkaufswagen an der Kasse wäre der Kauf jedoch abgebrochen worden: „Von hinten aus dem Lager kam eine Frau, lauthals durch den Laden wurde gerufen: Bonabbruch, sofort Storno. Diese Kundin bekommt hier nichts!“, beschreibt Z. den Vorfall. Es sei ihr „ganz persönlicher Albtraum“ gewesen, denn man habe ihr unmittelbar unterstellt, im Auftrag für dm einzukaufen.
Sie beteuerte gegenüber der Verkäuferin für den privaten Gebrauch einzukaufen. Und obwohl die Filialleitung Rückspache mit dem Kundendienst hielt, wurde ihr nicht die haushaltsübliche Menge von je drei Artikeln pro Angebot verkauft. „Statt nun meine Ware kaufen zu dürfen, wurde ich von den Mitarbeitern beleidigt und verhöhnt“, beschreibt die Kundin das Geschehen im Kassenbereich vor den Augen aller Kunden. Sie sei „nicht nur Arbeitnehmer, sondern auch Privatperson, Endverbraucher und Kundin.“
Rossmann unterstellt Kundin systematischen Aufkauf
Die Darstellung von Rossmann lässt dagegen einen anderen Schluss zu. Der Konzern wirft der Kundin vor, sie habe systematisch die Sonderangebote in der niederrheinischen Filiale aufkaufen wollen. Sie soll außerdem die dm-Filialleitung in Bedburg-Hau innehaben. „Frau Z. gehört nachweislich zu den dm-Aufkäufern in Bedburg“, äußert sich Stephan-Thomas Klose, Pressesprecher von Rossmann, zu den Vorwürfen. Den Nachweis solle der Storno-Kassenbon über die Produktzusammenstellung gegeben haben, der dem „bisherigen dm-Aufkauf-Schemata in zahlreichen anderen Rossmann-Märkten entsprach“, gibt Klose an.
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Den Einwand mit dem Einkauf für den Hausgebrauch, weiß Klose zu entkräften. Sie „wollte zwei randvoll gefüllte Einkaufswagen mit Markenartikeln einkaufen: 28 mal Perwoll, 25 mal Odol, 75 mal Guhl.“ Mitarbeiter in den Rossmann-Filialen hätten nur in seltenen Fällen wie diesem einen Grund zum Handeln, wenn dm-Aufkäufer die Regale leerkaufen würden. Und Hausmarken, wie Frau Z. angibt, hätten sich nicht unter den Einkäufen befunden, „da sagt sie in ihrem Facebook-Post die Unwahrheit“, sagt Klose.
Kein Gesetz regelt übergreifend handelsübliche Abgabe
Dass dm-Mitarbeiter zu Käufen dieser Art angehalten sind, hatte Christoph Werner, dm-Geschäftsführer für „Marketing und Beschaffung“, gegenüber unserer Redaktion schon im November eingeräumt. „Wir stellen unseren Kolleginnen und Kollegen in den dm-Märkten Informationen zur Verfügung, die es ihnen ermöglichen, die günstigste Einkaufsquelle für ihren Markt zu nutzen“, bezog Werner schriftlich Stellung.
Tatsächlich bestätigt der Handelsverband, dass es keinen Gesetzestext gibt, der die Abgabemengen einheitlich regeln könnte. Zu unterschiedlich bewerten Richter, welches Produkt in welcher Menge handelsüblich ist und den Bedarf einer Familie deckt. Hier hätte jeder einzelne Händler einen Ermessensspielraum.
Strafanzeige gegen Rossmann-Personal gestellt
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Der Vorwurf der Beleidigung durch das Rossmann-Personal schwebt weiter im Raum. Pressesprecher Klose stellt sich aber entschieden vor die Filial-Mitarbeiter, die „sich absolut korrekt und höflich verhalten haben.“ Belegbar sei dies durch Video-Aufzeichnungen und Protokolle der Mitarbeiter, die nun zum Gegenstand polizeilicher Ermittlungen werden könnten. Auf Nachfrage bestätigte Klose, dass Z. Anzeige gegen die Rossmann-Mitarbeiter gestellt habe. Kriminalbeamte hätten bereits die Personalien aller Mitarbeiter aufgenommen. Giannina Z. war bis zum Donnerstagnachmittag nicht für eine persönliche Stellungnahme zu erreichen.
Bei Facebook stößt die Darstellung der dm-Mitarbeiterin auf Skepsis. Ihre öffentliche Nachricht hat zahlreiche Nutzer bewogen, das Geschehen zu kommentieren. Dabei schlagen sie sich größtenteils auf die Seite des Konzerns, weil sie hinter der Beschwerde eine Marketingstrategie vermuten.
Dieser Fall zeige, dass Preis- und Konkurrenzdruck im Einzelhandel zunehmen, bestätigte der Handelsverband. Kaufen Einzelhändler die Produkte untereinander auf, könnten sich Verbraucher verärgert zeigen, wenn Sonderangebote schon frühzeitig ausverkauft sind.