Ense/Werl. . Die Kettler GmbH hat 2016 einen Neustart begonnen. Ein Kartellamtsverfahren gegen die alte, durch eine Insolvenz gegangene Gesellschaft, erreichte nun das Unternehmen
Die neue Kettler GmbH mit Sitz im westfälischen Ense hat den Blick optimistisch nach vorn gerichtet. Im Februar stehen mit der Spielwarenmesse in Nürnberg ab dem 1. und der ISPO in München ab dem 6. Februar zwei wichtige Termine im Kalender. Jetzt musste sich die neue Unternehmensleitung allerdings mit einer Last aus alten Zeiten beschäftigen. Das Bundeskartellamt hat neben Kettler mit Hülsta, Rolf Benz, Zebra und Aeris fünf Möbelhersteller zu Bußgeldern in Höhe von insgesamt 4,43 Millionen Euro verdonnert. Der Vorwurf: Verbraucherschädliche Preispraktiken.
„Hersteller dürfen Händlern keine Preisvorgaben machen, sondern nur unverbindliche Preisempfehlungen geben. Wenn sie den Wettbewerb zwischen den Händlern einschränken, ist der Kunde der Leidtragende“, erläutert Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, das, was die Behörde mit „vertikalen Preisbindungen“ benennt.
Die betroffenen Markenhersteller hätten versucht, die Ladenpreise zu beeinflussen, in dem sie unzulässigen Druck auf preisgünstigere Händler ausgeübt hätten. Dabei haben sie offenbar sogar Liefersperren angedroht und teilweise auch durchgesetzt.
Landesbürgschaft bleibt bestehen
Zum Teil hätten sogar konkurrierende Händler dazu beigetragen, die Einhaltung der Mindestpreise zu überwachen, indem sie Meldungen über „Abweichler“ abgegeben haben und die Hersteller aufforderten, auf die Einhaltung des Preisniveaus zu achten, heißt es von den Wettbewerbshütern aus Bonn. Die Händler blieben straffrei.
Bei der Verhängung der Bußgelder gegen die Hersteller sei laut Behörde die Wirtschaftskraft der einzelnen Hersteller berücksichtigt worden. Im Falle der Kettler GmbH, die sich seit ein paar Monaten und mit Hilfe einer Landesbürgschaft wieder auf dem Weg in eine erfolgreiche Unternehmenszukunft bewegt, handelt es sich nach unseren Informationen um 500 000 Euro. „Die Strafe beeinträchtigt unser operatives Geschäft nicht. Für uns ist das Thema bereits abgehakt“, erklärte Kettler-Sprecherin Stefanie Risse gegenüber der WESTFALENPOST. Auch eine Landesbürgschaft in Höhe von 30 Millionen Euro, die es für den Start der neuen Kettler GmbH vergangenes Jahr gegeben hat, ist nicht gefährdet.
Das Kartellamtsverfahren gegen die alte Kettler-Gesellschaft sei bei Bürgschaftsvergabe für die neue Kettler GmbH bekannt gewesen und in den Planungen berücksichtigt worden, bestätigte das NRW-Wirtschaftsministerium gegenüber der WESTFALENPOST.
Wettbewerb in der Branche hart
Im Fokus der Ermittlungen stand damals die alte Heinz Kettler GmbH&Co. KG, deren Insolvenzverfahren im Frühjahr 2016 beendet wurde (siehe Box). Seit dem 1. November 2016 ist nach Ausgründung die neue Kettler GmbH am Start. Sprecherin Stefanie Risse ist optimistisch, dass das Unternehmen auf dem richtigen Weg ist.
Der Wettbewerb in der Branche hat nach Ansicht des Handelsverbands Möbel und Küchen (BVDM) nicht nachgelassen. Nach Angaben Verbandes schalten ihre Mitglieder in einigen Regionen inzwischen mehr Werbung als der ebenfalls preisaggressive Lebensmittelhandel. Werbung ist allerdings wettbewerbsrechtlich nicht zu beanstanden. „Die Konzentration im Handel entwickelt sich weiter“, sagt BVDM-Hauptgeschäftsführer Thomas Grothkopp. Nach Zahlen des Verbandes erwirtschaftete die Top 10 der deutschen Möbelhändler 2016 bereits mehr als die Hälfte des Branchenumsatzes in Höhe von 33,4 Milliarden Euro.
Verfahren aus dem Jahr 2014
Das Verfahren des Bundeskartellamtes wurde aufgrund von Beschwerden von Händlern im Jahr 2014 eingeleitet. 2014 und 2015 führte die Behörde Durchsuchungen bei den Herstellern durch.
Die Vorwürfe beziehen sich nach Angaben des Kartellamtes auf einen Zeitraum von sechs bis acht Jahren vor 2014 und beziehen sich also auf die Zeit der alten Heinz Kettler GmbH und Co.KG.