Essen. . Nordrhein-Westfalen profitiert von regional unterschiedlichen Netzentgelten. Doch das könnte sich ändern.

Der Wohnort entscheidet zunehmend darüber, wie hoch die Stromrechnung ausfällt. Die Unterschiede bei den Preisen für Verbraucher in Ost- und Westdeutschland werden größer. Nordrhein-Westfalen gehört zu den Bundesländern mit vergleichsweise niedrigen Strompreisen. Nach Berechnungen des Internet-Vergleichsportals ­Verivox zahlt eine drei- bis vierköpfige Familie in NRW bei einem Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden 1101 Euro. Damit liegt Nordrhein-Westfalen im Ländervergleich auf Platz fünf und knapp unterhalb des Bundesdurchschnitts.

Besonders teuer ist Strom in Brandenburg

Eine Ursache für die Preisunterschiede seien regional unterschiedliche Netzentgelte, erklärte Verivox. Sie machen allein etwa ein Viertel des Strompreises aus. Auf dem Land sind die Netzentgelte meist höher als in der Stadt. Eine wichtige Rolle spielen auch die Investitionen in den Netzausbau im Zuge der Energiewende. Hinzu kommen Kosten für Eingriffe der Netzmanager wegen Schwankungen der Wind- und Sonnenstrom-Produktion.

Am teuersten ist laut Verivox der Strom in Brandenburg, wo die Jahresrechnung für einen Musterhaushalt bei 1180 Euro liegt. In Bremen werden dagegen 1054 Euro fällig, 126 Euro weniger. Ein Jahr zuvor betrug diese Differenz lediglich 101 Euro, vor zwei Jahren 73 Euro.

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hat im November einen Gesetzentwurf vorgelegt, demzufolge für alle Übertragungsnetzbetreiber einheitliche Entgelte festgelegt werden sollen. Der nordrhein-westfälische Netzbetreiber Amprion lehnt bundeseinheitliche Netzentgelte ab und warnt vor steigenden Strompreisen an Rhein und Ruhr.

Amprion warnt vor einheitlichen Netzentgelten

Amprion-Chef Hans-Jürgen Brick befürchtet, dass die rund 27 Millionen Stromkunden in seinem Versorgungsgebiet künftig draufzahlen müssen und industriellen Verbrauchern Zusatzkosten in Millionenhöhe drohen. Zu den Kunden von Amprion gehören beispielsweise die Werke der Chemiekonzerne Bayer, BASF und Evonik oder die Elektrostahlwerke von Thyssen-Krupp und die Essener Aluhütte von Trimet.

„Der Gesetzgeber hat sich zu Recht vorgenommen, die Netzentgelte zu modernisieren und Kosten fair zu verteilen“, sagte Brick unserer Redaktion. „Das Ziel ist gut, doch der angedachte Weg einer pauschalen Vereinheitlichung der Entgelte ist falsch.“ Durch eine pauschale Vereinheitlichung der Netzentgelte sinke der Druck auf die einzelnen Netzbetreiber, das Netz zügig und effizient auszubauen. „So steuert Deutschland in eine Energieplanwirtschaft“, kritisierte Brick.