Hagen. . Die US-Notenbank hat unlängst den Leitzins erhöht. Die Auswirkungen auf Deutschland bleiben aber gering, sagen Finanzmarktexperten voraus

  • US-Notenbank hat unlängst den Leitzins erhöht.
  • Auswirkungen auf Deutschland bleiben aber gering
  • Finanzmarktexperten sehen kein Signal für Zinsanhebung

Die gute Nachricht: Bauzinsen werden in absehbarer Zeit nicht dramatisch steigen. Die schlechte: Ein Sparbuch lohnt sich 2017 aller Voraussicht nach auch nicht. Dabei kam es in den vergangenen Tagen erstmals seit Jahren wieder zu einer Leitzinserhöhung - in den USA. Dieser Schritt der US-Notenbank ist seit langem erwartet worden. Aber, es ist offenbar kein Startsignal dafür, dass Zinsen insgesamt und überall also auch in Deutschland steigen. Weder Sparer noch Banken und Versicherungen dürfen kurzfristig auf höhere Erträge hoffen. Die WESTFALENPOST fragte Finanzmarktexperten nach ihrer Einschätzung.

Unterschiedliche Entwicklungen

Rolf Gerlach, Präsident des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe (SVWL), sieht es so: „Die Zinserhöhung in den USA war absehbar und hat die Marktteilnehmer – das sind Banken, Investmentgesellschaften, Versicherungen aber auch private Anleger an den Börsen – nicht überrascht. Die Renditen langfristiger Anleihen sind in den USA und zum Teil auch in Deutschland schon vorher geringfügig gestiegen – der Zinsschritt war also bereits ,eingepreist’. Insofern dürfte die US-amerikanische Leitzinserhöhung kaum weitere Auswirkungen auf das deutsche Zinsniveau haben.“

Für deutsche und europäische Exportbetriebe könnten sich nach Gerlachs Ansicht allerdings positive Effekte einstellen. Das höhere Zinsniveau in den USA werde den Dollar stärken, vermutet der Volkswirt und Finanzexperte. Dies bildet sich auch bereits im Wechselkurs Euro zu Dollar ab. Für die US-Amerikaner wird es also günstiger, Waren aus Deutschland zu kaufen. „Das könnte in den hiesigen Betrieben für volle Auftragsbücher sorgen“, denkt Gerlach.

Ähnlich schätzt Hermann Backhaus, Vorstandsvorsitzender der Märkischen Bank, die Entwicklung für die heimischen Unternehmen ein, die Export orientiert sind. „Die Entscheidung der US-Notenbank ist eine eher gute für den Export in die USA“, erklärt Backhaus. Die US-Zinsentscheidung werde sich aber kurzfristig nicht auf Europa beziehungsweise Deutschland auswirken. Backhaus rechnet mit ein oder zwei weiteren Leitzinserhöhungen in den USA im kommenden Jahr, aber nicht damit, dass sich an der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) absehbar etwas ändert. Hintergrund seien die unterschiedlichen Entwicklungen der Wirtschaftsräume. Dynamisch in den USA, volatil in Europa. Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland ist schließlich nicht repräsentativ für ganz Europa. „Man muss USA und Europa bei der Betrachtung trennen“, sagt Backhaus.

Die Niedrigzinspolitik der EZB, die die Wirtschaftsmotoren in Ländern wie Spanien, Italien und Griechenland in Schwung bringen soll, sorgt hierzulande nicht nur bei den Sparern für Ärger, sondern auch bei den Banken selbst. Sie sind zu Sicherungseinlagen bei der EZB verpflichtet und zahlen derzeit einen Strafzins in Höhe von 0,4 Prozent auf ihr Geld. Das gilt auch für die Märkische Bank. „Die Zinspolitik der EZB wird 2017 unverändert bleiben, vielleicht sogar 2018“, vermutet Backhaus.

Für Banken und Anleger bedeutet dies gleichermaßen, dass es schwierig bleiben wird, Renditen zu erzielen. Sparbuch oder Sparbrief bringen absehbar keine nennenswerten Guthabenzinsen. Anlegern bleibt beinahe nur, ein gewisses Risiko einzugehen. „Zwei bis drei Prozent Rendite sind bei Investmentfonds drin“, sagt Bankvorstand Backhaus. Mehr geht vor allem bei Investition in Aktien. Es gilt aber nach wie vor, dass das keine kurzfristige Anlageform sein sollte. Dafür sind die Kursentwicklungen zu sehr Schwankungen unterlegen. Ereignisse wie die US-Präsidentschaftswahl wirken sich aus. Interessanterweise in diesem Fall mit steigenden Kursen. In den ersten 36 Tagen seit Donald Trumps Wahl zum US Präsidenten hat der US Aktienmarkt (Dow Jones) um acht Prozent zugelegt – keine Präsidentschaftswahl seit 1900 hätte in diesem Zeitraum eine bessere Aktienmarktperformance nach sich gezogen, haben Experten in den USA herausgefunden. Dagegen hat sich zum Zeitpunkt von Trumps Wahl das Niveau beim Bauzins in Deutschland für Kunden - warum auch immer - leicht negativ verändert. Es stieg durchschnittlich um 0,3 bis 0,4 Prozentpunkte, meldet die Hypovereinsbank. Da sich die Bauzinsen aber nach wie vor auf einem sehr niedrigen Niveau bewegen, besteht kein Grund zur Panik. „Ich würde momentan kein Forwarddarlehen empfehlen“, rät Hermann Backhaus zu Gelassenheit.