Essen. . Der Essener Chemiekonzern Evonik plant in den USA eine fast 600 Millionen Euro schwere Firmenübernahme. Ein Geschäftsbereich: Zahnpasta.

Kurz nach der größten Übernahme seit der Firmengründung legt der Essener Chemiekonzern Evonik nach und kauft ein weiteres Unternehmen in den USA. Für rund 630 Millionen US-Dollar – umgerechnet fast 600 Millionen Euro – will Evonik das Silica-Geschäft des US-Familienkonzerns JM Huber übernehmen. Im Mai hatte Evonik den Einkauf von Teilen des US-Konzerns Air Products für rund 3,5 Milliarden Euro angekündigt. Damit lässt sich der Essener Konzern seine Einkaufstour in den USA rund 4,1 Milliarden Euro kosten.

Firmengründer war ein deutscher Auswanderer

Evonik schaut sich schon seit einiger Zeit nach geeigneten Übernahmezielen um. Der Revierkonzern will sich breiter aufstellen und außerhalb von Deutschland wachsen. Derzeit ist Evonik vor allem in Europa stark und vom Geschäft mit Zusatzmitteln für Tierfutter abhängig.

JM Huber ist eines der größten Familienunternehmen in den USA, das 1883 vom deutschen Auswanderer Joseph Maria Huber gegründet wurde. Huber beschäftigt weltweit 4000 Mitarbeiter in 20 Ländern. Für das Silica-Geschäft arbeiten etwa 700 Mitarbeiter an sechs Standorten weltweit. Silica – zu deutsch Kieselsäure – kommt unter anderem bei der Produktion von Zahnpasta zum Einsatz, aber auch in Reifen, Lack oder Farbe. Evonik hat den Schwerpunkt bei industriellen Anwendungen, Huber bei Zahnpasta.

Gewinn-Marge über 20 Prozent

Die Schwerpunkte des Silica-Geschäfts von Huber liegen in den USA, Indien und China. Für das Geschäftsjahr 2016 erwartet die US-Firma einen Umsatz von fast 300 Millionen Dollar – bei einer Gewinn-Marge von über 20 Prozent. Der Zukauf stärke „hervorragend“ das Evonik-Wachstumssegment Resource Efficiency (Ressourcen-Effizienz), erklärte Konzernchef Klaus Engel.

„Im Silica-Geschäft sprechen die Amerikaner und wir die gleiche Sprache: Spezialchemie“, sagte Strategievorstand Christian Kullmann, der bei Evonik auch den Bereich für Firmenzukäufe führt. Kullmann, der im Mai zum stellvertretenden Vorstandschef aufgestiegen war, gilt als Kandidat für die Nachfolge von Konzernchef Engel, dessen Vertrag Ende 2018 ausläuft.