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Die historisch niedrigen Zinsen lassen auch im Ruhrgebiet die Träume von einem eigenen Haus oder einer Eigentumswohnung wachsen. Das Immobiliengeschäft boomt, die Preise steigen. Fragen rund um die Baufinanzierung beantworteten unseren Lesern fünf Experten des Bundesverbands deutscher Banken – am Telefon und per Live-Chat im Internet. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.
Kann ich für den Hauskauf von der Bank auch eine Vollfinanzierung bekommen?
Etwas Eigenkapital sollte man schon mitbringen, wenn man Wohneigentum erwerben will. Zumindest die Kaufnebenkosten sollten durch Eigenkapital finanziert werden können. In NRW werden 6,5 Prozent Grunderwerbsteuer fällig, weiterhin etwa 1,5 Prozent Notarkosten und gegebenenfalls Maklerkosten. Insgesamt können da schnell über zehn Prozent Kaufnebenkosten anfallen.
Wie viel Eigenkapital ist nötig?
So viel wie möglich. Je mehr Eigenkapital Sie einsetzen können, desto günstiger kann auch der Darlehenszins sein.
Unser Kredit läuft seit zwölf Jahren, der Zins ist weit höher als heute üblich. Kann ich auf eine günstigere Finanzierung umsteigen?
Ja. Bei langfristigen Darlehensverträgen mit mehr als zehnjähriger Zinsfestschreibungszeit kann der Schuldner zehn Jahre nach Vollauszahlung des Darlehens mit sechsmonatiger Kündigungsfrist den Vertrag kündigen.
Unser Sohn, alleinstehend, hat ein Nettoeinkommen von 2000 Euro monatlich. Er möchte eine Eigentumswohnung kaufen, für die er ein Darlehen von 100 000 Euro benötigt. Passt das?
Für Alleinstehende rechnet man pauschal mit einem Bedarf von etwa 650 Euro monatlich. Unterstellt, die Nebenkosten würden 300 Euro betragen, wären das zusammen 950 Euro monatlich. Hinzu käme die Baufinanzierungsrate – bei 2000 Euro netto im Monat sollte das normalerweise passen.
Mein Mann und ich sind Vollverdiener mit Kinderwunsch, haben aber nur wenig Eigenkapital. Was raten Sie uns, wenn wir ein Haus kaufen wollen und finanzieren möchten?
Wenigstens die Kaufnebenkosten wie Grunderwerbsteuer, Notar und gegebenenfalls Maklerkosten sollten Sie mit Eigenkapital finanzieren können. Achten Sie bei der Darlehensaufnahme auf eine langfristige Zinsbindung und auf eine hohe Tilgung zu Beginn. Vereinbaren Sie mit der Bank, dass Sie die Tilgung kostenlos reduzieren können, wenn ein Kind da ist.
Ich besitze ein Mehrfamilienhaus, bei dem die Balkone und das Dach neu gemacht werden müssen. Ein kleines Restdarlehen besteht noch. Kann ich erneut Kredit bekommen?
Ja, für energetische Maßnahmen kommt ein KfW-Programm mit günstigen Konditionen in Betracht. Oder ein neues Darlehen, das Sie auf die bestehende Grundschuld aufnehmen können.
Die Zinsbindung meines Darlehens läuft aus. Mein Kreditinstitut bietet eine Anschlussfinanzierung mit einem Zins von 3,3 Prozent. Ist das gut?
In der aktuellen Zinslandschaft ist das kein günstiger Zins. Meine Empfehlung: Holen Sie sich weitere Angebote ein. Verhandeln Sie gegebenenfalls mit dem jetzigen Kreditinstitut nach oder schulden Sie um.
Ich bin Mitte 50 und wohne in einer Doppelhaushälfte, für die ich derzeit 820 Euro Kaltmiete zahle. Etwas Eigenkapital ist vorhanden. Außerdem spare ich monatlich 500 Euro. Wie viel Haus kann ich mir damit leisten?
Kaltmiete und Sparrate ergeben monatlich 1320 Euro, die Sie für eine Finanzierung einsetzen könnten. Dafür können Sie, grob gerechnet, ein Haus für mehr als 300 000 Euro kaufen. Denken Sie jedoch daran, dass mit Renteneintritt Ihr Einkommen sinkt. Es gibt im Internet verschiedene „Baufinanzierungsrechner“, mit denen Sie für sich prüfen können, wie viel Haus Sie sich leisten können.
Ich habe 2008 ein Haus gekauft, meine Zinsbindung läuft in zwei Jahren aus. Gibt es eine Möglichkeit für mich, schon jetzt den günstigen Kreditzins zu sichern?
Ja, das geht mit einem sogenannten Forwarddarlehen. Damit können Sie sich den jetzigen Zins bis zu 5 Jahre im Vorhinein sichern. Sprechen Sie dazu Ihre finanzierende Bank an und fragen Sie dazu nach den „Forwardaufschlägen“.