Berlin. .

Wenn es nach dem Willen der IG Metall ginge, müsste sich die deutsche Autoindustrie selbst retten: mit Investitionen in die Fertigung von elektrisch angetriebenen Fahrzeugen. Es geht um einen Zukunftsplan der Arbeitnehmervertreter, es geht um Hunderttausende Jobs.

Der Betriebsratschef von VW, Bernd Osterloh, saß am Dienstag zusammen mit Betriebsräten von VW, Daimler, Bosch und Opel in den Räumen der IG Metall in Berlin-Kreuzberg. Noch sieht Osterloh Chancen für die meisten Mitarbeiter, wenn schnell etwas geschieht. Osterlohs Hoffnung richtet sich auf die Themen Elektromobilität, Batteriefertigung, und sparsamere Motoren. Während der Betriebsratschef in Berlin das Zukunftskonzept umriss, kündigte VW-Markenchef Herbert Diess in Wolfsburg an, die Kernmarke des Volkswagen-Konzerns strebe „den Sprung an die Spitze der Elektromobilität“ an.

Der Anteil rein elektrisch betriebener Wagen an den Neuzulassungen in Deutschland könnte 2030 sogar bei „20 bis 30 Prozent“ liegen, sagt Jörg Hofmann, Chef der IG Metall. Gleichzeitig müsse der Ausstoß klimaschädlicher Gase durch Autos drastisch sinken. Auch die IG Metall sorgt sich um die Zukunftsfähigkeit der Autobauer. Deswegen hat die Gewerkschaft zusammen mit Betriebsräten ein Konzept für die Transformation der Unternehmen erarbeitet. „Jährliche Reduzierungsziele für Verbrennungsmotoren“, lautet eine Zentralforderung.

Sorge bei Zulieferern

Hofmann warnte jedoch davor, die Latte zu hoch zu legen. Einerseits fehle in Deutschland noch die nötige Ladeinfrastruktur, um große Zahlen von E-Autos zu versorgen. Angesichts der Mehrkosten für E-Autos zweifele er auch daran, dass die Nachfrage hoch genug sein werde. Drittens warnte Hofmann vor den dem Verlust Hunderttausender Arbeitsplätze, sollte man die Elektrifizierung durchpeitschen. Bei den Firmen, die die Fahrzeuge produzieren, arbeiten 800 000 Beschäftigte in Deutschland. 200 000 davon fertigen Motoren und Getriebe. Solche Stellen seien bedroht, wenn weniger Verbrennungsmotoren gebraucht werden. „Man kann Ingenieure nicht einfach zu Entwicklern von Apps umqualifizieren“, sagt Daimler-Betriebsratschef Michael Brecht.

Besorgt war auch Hartwig Geisel, Vizechef des Gesamtbetriebsrates bei Bosch. Er sieht großen Druck auf Zulieferfirmen zukommen. Er befürchtete, dass die Autohersteller künftig mehr Tätigkeiten selbst übernehmen, um den Arbeitsplatzverlust bei sich in Grenzen zu halten.