Hongkong/Duisburg.
. Der von China geplante Ausbau einer modernen Wirtschaftsroute durch Asien bis nach Europa weckt neue Hoffnungen in Deutschland: Nordrhein-Westfalen mit dem Duisburger Hafen müsse zentrale Anlaufstelle für die chinesische Seidenstraßen-Initiative „one belt – one road“ sein, sagten NRW-Verkehrs- und Bauminister Michael Groschek (SPD) und Duisport-Vorstandschef Erich Staake dieser Zeitung in Hongkong während ihrer China-Reise mit Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Schon jetzt ist Duisburg Endpunkt von transkontinentalen Güterverkehrs-Verbindungen zwischen Europa und Asien, jede Woche verkehren 20 Güterzüge auf der neuen „Seidenstraße“ zwischen dem Ruhrgebiet und China. Demnächst sollten drei bis fünf Züge pro Woche aus Chengdu nach Duisburg hinzukommen, sagte Staake. Er unterzeichnete mit der chinesischen Seite eine Absichtserklärung über den Ausbau der Verbindung. „Wir wollen den Ausbau so schnell wie möglich, um den Güteraustausch zu stärken – so wird NRW das Tor zu Asien“, erklärte Groschek.
Doch es geht um mehr: China will entlang der beiden Routen – durch Zentralasien und Osteuropa mit einem Abzweig über den Iran einerseits, über den Seeweg durch den Indischen Ozean anderseits – einen mit moderner Infrastruktur ausgestatten Wirtschaftsgürtel aufbauen. Am Ende wird so ein Infrastrukturnetzwerk in Eurasien entstehen mit neuen Verkehrs- und Transportverbindungen, Pipeline und Anbindung an geplante Tiefseehäfen. In Hongkong unterzeichnete Staake am Freitag im Beisein von Groschek und Gabriel eine Absichtserklärung über eine strategische Kooperation mit der Staatsholding China Merchants Logistics, die Milliarden in diese Infrastruktur investiert. Geplant ist demnach eine Zusammenarbeit des Duisburger Hafens bei der Entwicklung der Eisenbahn-Verbindung, auch auf der Südroute über Iran, die Planung von Logistik-Zentren entlang der Routen und zum Beispiel auch die Kooperation im weißrussischen Minsk, wo China in der Nähe der Eisenbahnlinie bereits einen Industriepark plant – Duisport könnte den Park gemeinsam mit dem chinesischen Partner bauen und betreiben. „Es gibt großes Interesse an stärkerer Zusammenarbeit“, sagte Staake. Bundeswirtschaftsminister Gabriel lobte die Vereinbarung der beiden, jeweils von der öffentlichen Hand getragenen Gesellschaften als „faire Partnerschaft auf Augenhöhe“. Die Projekte zu realisieren werde aber noch harte Arbeit.
Bauminister Groschek beriet in Chengdu auch mit Vertretern der Provinz Sichuan, die seit 30 Jahren Partnerregion von NRW ist, über eine Reihe von gemeinsamen Projekten. So wird in den nächsten Jahren ein Modellprojekt zur „Stadt der Zukunft“ mit sechs Hochhäusern entwickelt, das auch ein NRW-Center als Schaufenster umfasst.
Außerdem gibt es Gespräche über eine Zusammenarbeit zwischen dem Ruhrgebiet und dem Nordosten Chinas – die dort ansässige Stahlindustrie leidet unter enormen Überkapazitäten. Beim Umgang mit der Altindustrie oder dem Smog-Problem könne das Ruhrgebiet seine Erfahrungen vermitteln. „Wir haben mit großer Kraft den Wandel geschafft, davon kann jetzt auch China profitieren“, sagte Groschek. Am Ende werde dies auch NRW helfen. „Wenn der Strukturwandel in China zügig vorankommt, wird sich durch den Abbau von Überkapazitäten die Lage auf dem Stahlmarkt entspannen – und das entlastet auch die Stahlindustrie in Nordrhein-Westfalen“, meinte der Minister.