Düsseldorf. . Vodafone testet in Düsseldorf, wie Fahrräder mit SIM-Karte Diebe abschrecken und Autofahrer über Sensoren im Asphalt Parkplätze reservieren können.

Telekommunikation ist längst nicht mehr nur Telefonieren, Surfen im Internet und die Bereitstellung von Fernsehsendern. Mit dem Smartphone organisieren die Nutzer inzwischen ihr Leben. Die großen Zukunftstrends hat Michael Jakob Reinartz im Blick. Seit Februar leitet er den Bereich Innovation in Deutschlands zweitgrößtem Telekommunikationskonzern Vodafone in Düsseldorf.

„Innovation ist ein täglicher Prozess“, sagt Reinartz. Insofern seien die neuen technischen Entwicklungen, die Vodafone in der vergangenen Woche am Deutschlandsitz in Düsseldorf präsentierte, nicht mehr als eine Momentaufnahme. In der Landeshauptstadt will der Konzern im nächsten Jahr ein „Entwicklungszentrum für das Internet der Dinge“ gründen. In das Erfinderlabor sollen auch kleine Start-up-Firmen, aber auch größere Unternehmen ihre Ideen einspeisen.

Intelligente Sensoren ohne Kabelverbindung

Die Zukunft, da ist sich Reinartz sicher, werde intelligenten Sensoren gehören, die über das Smartphone gesteuert und genutzt werden können. „Wir können diese Sensoren bald schon auf Asphalt ohne Kabelverbindung aufschrauben und damit ein Parkplatz-Reservierungssystem bereitstellen“, nennt der Innovationschef ein Beispiel. Per App auf dem Smartphone könnten Autofahrer auf Basis dieser Technik Parkplätze vorbestellen. Die Sensoren könnten aber auch in Straßenlaternen eingebaut werden, um das Licht zu dimmen, wenn nachts wenig Verkehr ist, um den Parkraum zu überwachen oder die Schadstoffbelastung in der Luft zu messen.

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„Narrowband IoT“, zu Deutsch: Schmalband für das Internet der Dinge, nennt Vodafone die Funk-Technologie, die den Alltag revolutionieren werde. SIM-Karten können nach Reinartz’ Angaben jetzt schon in die Rahmen von Fahrrädern eingebaut werden, halten so lange wie der Drahtesel selbst, und liefern dem Besitzer auf dessen Smartphone permanent Informationen, ob das Rad gerade bewegt oder gar gestohlen wird. „Auch vernetzte Autos machen Dieben das Leben schwer“, sagt der Vodafone-Experte.

Das Internet der Dinge bei Vodafone

Vernetzte Maschinen spielten nicht nur beim autonomen oder teilautonomen Fahren eine Rolle. Reinartz: „Wir bringen auch Intelligenz auf die Straße.“ Die Chips machen nach seiner Einschätzung das Autofahren sicherer und bieten den Fahrern Zusatzleistungen. Der Innovations-Chef nennt Beispiele: Weil die Spritqualität etwa in Griechenland schlechter ist, stelle der vernetzte Motor weniger PS zur Verfügung, um Schäden zu vermeiden. Der Wagen eines Fahranfängers wird so programmiert, dass er durch die gedrosselte Leistung des Motors Rasen erst gar nicht möglich macht. Über die eingebaute SIM-Karte meldet das Auto permanent Störungen an Hersteller, der daraus lernt. Ist die Inspektion fällig, wird automatisch ein Termin in der Werkstatt vereinbart.

Aber nicht nur die Mobilität ist für Vodafone ein Zukunftsthema. Ganz oben auf der Agenda steht auch das smarte Zuhause. „Die smarten Lösungen vereinfachen das tägliche Leben“, sagt Reinartz. Die Vernetzung mache es möglich, dass der Nutzer die Musik aus dem Auto nach dem Aussteigen auch im Haus auf die Ohren bekommt. Per Smartphone können Jalousien hoch- und runtergefahren werden und die Heizung bedient werden. Reinartz: „Wenn drei Stunden lang niemand zu Hause ist, regulieren sich die Heizkörper automatisch herunter.“

Die Digitalisierung hat inzwischen selbst den Ackerbau erfasst: Kameras beobachten ständig, wie sich die Pflanzen auf dem Feld von der Aussaat bis zur Ernte entwickeln. „Aus den Bildern können wir zukünftig Erkenntnisse für Saatgut-Hersteller, den Landwirt und den Lebensmittelverarbeiter gewinnen.“