Essen. . Der Duisburger Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer wirft Industrie, Gewerkschaften und dem ADAC vor, den Vormarsch der E-Autos aufhalten zu wollen.
Auf den Vorstoß des Bundesrats, ab dem Jahr 2030 die Zulassung von Verbrennungsmotoren zu unterbinden, reagieren Autohersteller und Gewerkschafter mit harscher Kritik. Der Duisburger Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer dagegen hält es durchaus für realistisch, dass in 14 Jahren nur noch emissionsfreie Elektroautos die Zulassung erhalten.
„Die deutsche Autoindustrie, Gewerkschaften und der ADAC wollen die Elektromobilität aufhalten. Damit verliert sie aber gleichzeitig weltweit den Anschluss“, sagte Dudenhöffer im Gespräch mit dieser Zeitung. Der Professor an der Universität Duisburg-Essen warnt eindringlich davor, dass „Deutschland die Zukunft verschläft“. Als Beispiel nennt er China. „Das größte Land der Welt hat schon seit Jahren die Weichen ganz für Elektromobilität gestellt“, sagt Dudenhöffer. Mopeds und Roller seien seit Jahren aus den chinesischen Metropolen verbannt worden, demnächst dürften auch Autos mit Verbrennungsmotoren nicht mehr in die Smog geplagten Großstädte fahren. Kalifornien setze ab 2030 ganz auf Elektromobilität. Ähnliche Pläne gebe es in den Niederlanden und in Norwegen. Selbst die Franzosen wollten Dieselfahrzeuge aus Paris entfernen.
Schnellladesäulen und Reichweiten
„Die Welt um uns ändert sich. Was Deutschland tut, ist der Welt ziemlich egal“, so Dudenhöffer. Beim Autosalon in Paris hätten große deutsche Hersteller wie Volkswagen, Daimler und BMW jüngst angekündigt, dass sie weltweit ihre Neuwagen-Flotten bis zum Jahr 2025 zu 25 bis 30 Prozent auf Elektromotoren umstellen wollen. „Warum nicht in Deutschland?“, fragt der Autoexperte.
Dudenhöffer erwartet in nächster Zeit „technologische Schübe“, die die Reichweite der Elektroautos verbesserten und gleichzeitig die Anschaffung erschwinglicher machen. „Vor 2025 werden wir Schnellladesäulen haben, die Fahrzeuge mit einer Reichweite von 500 Kilometern in zehn oder 20 Minuten aufladen“, schaut Dudenhöffer in die Zukunft. Für die nächsten zwei bis drei Jahre rät der Professor dazu, bei Neuanschaffungen auf Benziner oder Hybrid-Fahrzeuge als Übergangslösungen zu setzen. Beim Diesel zeigt sich der Experte skeptisch. Dudenhöffer: „Das Risiko, dass man damit bald nicht mehr in die Innenstädte fahren darf, ist in den letzten Wochen gestiegen.“
Betriebsrat warnt vor Stellenabbau
In der deutschen Autoindustrie stößt die Elektro-Offensive dagegen auf erhebliche Zweifel. „Nur wenn Strom aus regenerativen Quellen kommt, sind Elektroautos wirklich emissionsfrei“, gibt Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der Autoindustrie, zu bedenken. Der Verbrennungsmotor biete „mittel- und langfristig eine klimaneutrale Perspektive, nämlich durch den Einsatz von synthetischen Kraftstoffen“. NRW-Arbeitgeberpräsident Arndt Kirchhoff, bezeichnet die Debatte um die Verbrennungsmotoren als „nicht zielführend“. „Ich halte nichts davon, wenn Teile der Politik den Unternehmen Technologiefortschritte diktieren oder den Kunden vorschreiben wollen, welche Produkte sie kaufen sollen“, sagte Kirchhoff, der ein Automobilzulieferunternehmen in Iserlohn leitet, dieser Zeitung.
Michael Brecht, Betriebsratsvorsitzender bei Daimler, hatte unlängst vor einem Arbeitsplatzabbau im Konzern gewarnt, weil für die Herstellung der technisch einfacheren Elektromotoren weniger Leute benötigt würden als für die Verbrennungsvariante. Brecht fordert deshalb, dass „die deutschen Daimler-Standorte an der Elektrostrategie des Unternehmens partizipieren – und zwar nicht nur in der Forschung und Entwicklung, sondern auch in der Fertigung“.