Warum Lebensmittel in Plastikfolie ein großes Problem sind
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Berlin. Immer mehr Handelsketten schaffen die Plastiktüte ab. Der Anteil an an Plastikverpackungen steigt trotzdem weiter. Das hat Folgen.
Ein Gang durch den Supermarkt. In Plastik eingeschweißte Bio-Gurken reflektieren die Deckenleuchten. Es knistert, als eine Kundin nach einem Bananenbündel ohne braune Flecken sucht und dabei eine Plastikfolie aufreißt. Ein paar Regale weiter werden unter anderem Snacks, Süßigkeiten oder Fleisch ebenfalls in Kunststoffverpackungen angeboten. Der Verbraucher scheint bei der Verpackungslust deutscher Einzelhändler keine Wahl zu haben. Und kauft.
Aber ginge das nicht auch anders?
Weltweit werden laut der Naturschutzorganisation BUND bis zu 250 Millionen Tonnen Plastik hergestellt – pro Jahr. Etwa ein Viertel davon kommt aus Europa. Allen voran aus Deutschland, das mit 11,7 Millionen Tonnen Plastik europäischer Spitzenreiter bei der Kunststoffherstellung ist. Lag die Kunststoffabfallmenge 1994 in Deutschland noch bei etwa 2,8 Millionen Tonnen, hat sie sich laut BUND bis 2013 nahezu verdoppelt.
Avocados werden eingepackt – trotz Schale
Viel davon landet im Supermarkt. Hier werden eingepackte Gummibärchen nochmals in kleinere Tüten proportioniert, Rosinen finden in Schachteln in Streichholzgröße ein neues zu Hause und die im Doppelpack angebotenen Zucchinis liegen wie Avocados auf einem in Folie eingeschweißten Plastikuntersatz – trotz Schale.
Da immer mehr Händler Produkte in jeweils unterschiedlichen Größen anbieten, wächst der Müllberg unermüdlich weiter. In der Frischetheke bietet ein Hersteller 120 Gramm Frischkäse in jeweils acht kleinen Portionen zum Verkauf an. Neben dem exakt gleichen Produkt, das in einem Becher mit weitaus weniger Verpackung auskommt – dafür aber sogar 30 Gramm mehr enthält.
Plastiktüte wird nur 25 Minuten verwendet
Ein Kunde packt im Supermarkt seine durch Folie und Schale mehrfach geschützten Bananen in einen Plastikbeutel ein und schmeißt drei Gänge weiter am Backshop die für nur ein Brötchen angezogenen Einweghandschuhe in den Müll. Dem Einkaufsbeutel, den er wenig später an der Kasse kauft, wird offenbar das gleiche Schicksal ereilen. Er wird laut BUND durchschnittlich nur für 25 Minuten verwendet – dann hat er ausgedient.
Dass Rewe und kürzlich auch Discounter Lidl den Kunststoffbeutel aus den Läden verbannt haben, mag zwar umweltbewusst klingen. Wirklich konsequent ist es jedoch nicht. Mit zum Teil unnötigen Verpackungen haben alle Einzelhändler wie auch der immer mehr genutzte Online-Handel einen großen Anteil am deutschen Kunststoffverbrauch. Schätzungen des BUND zufolge machen Verpackungen fast 35 Prozent am stetig wachsenden Plastikmüllberg aus.
Verpackungen gegen Foodwaste
Thomas Bonrath, Sprecher von Rewe, erklärt, dass die Verpackungen aus unterschiedlichen Gründen notwendig seien. „Unter anderem weil sie die Produkte während des Transports und der Lagerung gut vor äußeren Einwirkungen schützen“, sagt er unserer Redaktion. Ihm zufolge erreiche man durch den Einsatz von Verpackungen eine längere Haltbarkeit. Und leiste damit einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung von Foodwaste, dem Wegschmeißen von Lebensmitteln.
Auch Katharina Ryske, Sprecherin von Discounter Lidl, weist auf die Bedeutung von Verpackungen hin. „Sie sind in vielen Bereichen – so auch bei Wurst, Fleisch, Obst und Gemüse – teilweise unabdingbar“, sagt sie unserer Redaktion.
Deshalb wird die Gurke eingepackt
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Ähnlich sieht das auch Rewe-Sprecher Bonrath. Er erklärt, dass für die Produktion von Lebensmitteln mehr Ressourcen verwendet werden als für die Herstellung von Plastikverpackungen.
Kunststoffmüll schadet der Umwelt
So landet Plastikmüll in der Umwelt
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In den Weltmeeren sind mittlerweile Müllteppiche in der Größe Mitteleuropas entstanden, die dafür sorgen, dass sich Fische und Vögel im Plastik verheddern oder es fälschlicherweise für Futter halten. Millionen von Tiere sterben, weil sie verhungern – obwohl ihre Mägen gefüllt sind. Mit Plastik.
Plastik und seine enorme Bedeutung
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„Die Kreislaufwirtschaft ist das A und O“, sagt er. Nach Schätzungen der Naturschutzorganisation werden nur 42 Prozent des in Deutschland verwendeten Plastiks wiederverwendet. Der Rest wird verbrannt – mit erheblichen Folgen für die Umwelt. Mit jedem Kilo brennenden Kunststoffs werden drei Kilogramm Kohlenstoffdioxid sowie giftige Dioxine frei. Dass nicht mehr verwertet wird, laut Buschmann daran, dass in der Kunststoffherstellung häufig Stoffe wie Weichmacher oder Flammschutzmittel eingesetzt werden. Dadurch sei der Recyclingprozess aufwendig und zu teuer.
„Überflüssige Verpackungen sind zu eliminieren“
Der Fachmann für Abfallentsorgung rät deshalb dazu, so weit wie möglich auf unnötigen Kunststoff zu verzichten. „Überflüssige Verpackungen sind zu eliminieren“, so Buschmann.
Erste Ansätze für ein Umdenken gibt es bereits. In zahlreichen Städten wie Berlin oder Münster haben sogenannte Unverpackt-Supermärkte eröffnet. Die Kunden bringen eine wiederverwendbare Box mit, um ihren Einkauf darin einzeln zu verstauen und nach Hause zu nehmen. Alternativ können sie auch zur Papiertüte greifen.
Verpackung zum Aufessen
Auch die Kunststoffindustrie erforscht neue Methoden, Verpackungen aus nachwachsenden und abbaubaren Rohstoffen wie Soja, Mais, Zuckerrohr oder den Überresten von Tieren herzustellen. Aufsehen erregten kürzlich US-Forscher, die aus dem aus Milch gewonnen Casein-Protein Verpackungen hergestellt haben, die sogar verzehrt werden können.
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If only nature would find a way to cover these oranges so we didn't need to waste so much plastic on them. pic.twitter.com/00YECaHB4D
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„Das geht ja auch ohne“
Hektisch steht eine Frau an den Backwarenauslage im Supermarkt. Sie ruckelt und zieht und drückt: Sie kann machen was sie will – die Einweghandschuhe wollen sich einfach nicht über ihre Finger streifen lassen. Nach unzähligen Versuchen schmeißt sie die Dinger auf den Boden, greift mit nackten Händen drei Brötchen und legt sie in ihren Einkaufswagen. „Das geht ja auch ohne“, stöhnt sie.
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