Iserlohn. .
Am Ende waren es auch wirtschaftliche Gründe, die für ein gemeinsames Europa sprechen sollten: „Der europäische Binnenmarkt ist eine Riesen-Erfolgsgeschichte und hat gerade Deutschland einen erheblichen Wohlstand gebracht“, urteilte mit Elmar Brok ein Ur-Gestein des Europäischen Parlaments: Seit 1980 sitzt der CDU-Politiker in dem Gremium; gestern nahm er mit dem ehemaligen polnischen Staatspräsidenten Bronislaw Komorowski, Serbiens Ex-Präsidenten Boris Tadic und seinem Parteikollegen und ehemaligem EU-Parlamentspräsident Hans-Gert Pöttering auf dem Podium des Campus-Symposiums Platz.
Alle vier Politiker beschwören dabei den Zusammenhalt der Gemeinschaft, sehen aber auch die Probleme – und Fehler, die gemacht wurden. „Wenn eine britische Regierung jahrelang schlecht über die EU redet, handelt sie sich einen Brexit ein“, stellt Elmar Brok fest. Serbiens Ex-Präsident Tadic ordnet die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Merkel insofern als schwierig ein, weil zu spät gesagt werde, wie die Integration der Menschen aus anderen Kulturen gelingen soll und somit Raum für Ängste bleibe. Überhaupt: Angst. Brok und Pöttering mahnen zu einer Politik gegen den Vertrauensverlust in Teilen der Bevölkerung, gegen Zukunftsängste und Sorgen vor einem sozialen Abstieg – beides Themen, die Wähler zu den Rechtspopulisten trieben. Es gehe um Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit, sozialen Ausgleich und Sicherheit – in einem starken und souveränen Europa der Staaten.
Aber interessiert Europa wirklich? Gemessen am Publikumsinteresse der letzten Diskussion bei der zweitägigen Wirtschaftskonferenz offenbar nur wenig; viele Stuhlreihen im Vortragszelt sind gestern Abend leer geblieben.
Die Veranstalter um die Geschäftsführer des Symposiums, Matthias Thelen und Malin Schlömer, ziehen dennoch ein erstes, positives Fazit der Konferenz anno 2016 und verweisen auf pro Tag jeweils 870 akkreditierte Teilnehmer und einen reibungslosen Ablauf trotz neuem Veranstaltungsort. Daher sei auch der Träger, die International School of Management (ISM), in Dortmund zufrieden.