Frankfurt/Main. Ab dem 1. November verlangt die Postbank Gebühren. Ausnahmen sieht das Geldinstitut nur noch für junge Menschen und Gutverdiener vor.
- Postbank will wegen Niedrigzinsen Gebühren für Girokonten einführen
- Gratis-Girokonten nur noch für junge Leute oder ab mindestens 3000 Euro Geldeingang pro Monat
- Auch andere Banken wie die Sparkasse, denken über veränderte Preismodelle nach
Millionen von Postbank-Kunden müssen künftig Geld für ihr Girokonto zahlen. Deutschlands nach Kunden größtes Kreditinstitut ändert zum 1. November die Preise und schafft de facto das kostenlose Girokonto für die breite Masse ab, das es seit etwa 20 Jahren gab. Es wird also teuerer für die Kunden.
Susanne Klöß, Produktvorstand bei der Bank, versuchte zu besänftigen: „Es wird bei uns nach wie vor ein kostenloses Girokonto geben“, sagte sie. Doch das betrifft eher Randgruppen im Kundenkreis: junge Leute unter 22 Jahren und eher reichere Kunden mit gutem Einkommen, die monatlich 3000 Euro und mehr auf ihr Konto fließen lassen.
Postbank verlangt künftig mindestens 1,90 Euro
Für fast alle anderen wird es teurer. Auch Kunden, die nur online ihre Bankgeschäfte betreiben, müssen künftig 1,90 Euro monatlich zahlen. Dann können sie über das Internet, das Selbstbedienungsterminal in der Filiale oder über das Telefonbanking ihr Geld steuern. Dieses „Konto Giro direkt“ ist neu, vor allem in der Preisgestaltung.
Bestehen bleibt das „Giro Plus Konto“, das sowohl Online- als auch Geschäfte in der Filiale ermöglicht. Das kostet künftig 3,90 Euro im Monat statt bisher 5,90 Euro. Allerdings müssen jetzt alle die Gebühr zahlen, die weniger als 3000 Euro pro Monat auf das Konto verbuchen. Bisher lag die Grenze bei 1000 Euro – dadurch war das Konto für die meisten der fünf Millionen Girokontobesitzer bei der Postbank kostenlos.
Niedrigzinsen machen den Banken zu schaffen
Für 9,90 Euro im Monat bietet die Postbank auch ein sogenanntes Komfort-Konto, bei dem zahlreiche Leistungen eingeschlossen sind: Die einfache Kreditkarte ist zum Beispiel enthalten. Und auf Papier angelieferte Überweisungsaufträge, die ältere Menschen oft noch nutzen, werden kostenfrei ausgeführt. Bei anderen Girokonten nimmt das Institut 0,99 oder gar 1,50 Euro je Überweisungsträger.
Hintergrund der Preiserhöhungen sind die Niedrigzinsen der Europäischen Zentralbank. „Das macht es uns immer schwerer, mit dem Girokonto Geld zu verdienen“, sagte Klöß. Soll heißen: Mit der schmal gewordenen Differenz zwischen Spar- und Kreditzinsen kann die Post die kostenlosen Girokonten nicht mehr subventionieren. Nun „schaffen wir eine faire Balance zwischen den Interessen unserer Kunden einerseits und denen unserer Aktionäre andererseits.“ Es ging also auch darum, die geplante Trennung von Postbank und Deutscher Bank über einen möglichen Börsengang von Kostennachteilen zu entlasten.
Deutsche Bank plant derzeit keine Preiserhöhung
Die Deutsche Bank selbst hält sich noch zurück bei der Preisgestaltung: „Die Deutsche Bank plant derzeit nicht, im breiten Kundengeschäft Kosten für Einlagen an die Kunden weiterzugeben“, meldete sie, sie beobachte die Lage aber „sehr aufmerksam“. Das Institut verlangt für ihr Aktiv-Konto derzeit 4,99 Euro pro Monat, das umfangreichere Best-Konto kostet 9,99 Euro.
Der Kostendruck hängt über der ganzen Branche. Nur wenige Banken, zuletzt etwa eine kleine Raiffeisenbank am Tegernsee, haben sich entschlossen, die Negativzinsen, die sie bei der Europäischen Zentralbank bezahlen müssen, an ihre Kunden weiterzugeben. Dazu, heißt es fast unisono bei allen kreditwirtschaftlichen Verbänden, sei der Wettbewerb im Bankenmarkt zu stark. Die meisten gleichen die Negativzinsen mit höheren Dienstleistungspreisen aus, wie jetzt die Postbank, etwa für die Kontoführung.
Berliner Sparkasse überprüft Preisliste
Die Commerzbank hält an ihrem kostenlosen Girokonto für Privatkunden fest, nimmt aber etwa für das Ausführen von Überweisungsträgern aus Papier seit 1. Juni 1,50 Euro pro Stück. Auch Kreditkarten sind deutlich teurer geworden: Die Prepaidkarten um zehn Euro auf nun 39,90 Euro Jahresgebühr, die Goldkarte um den gleichen Betrag auf 99,90 Euro, die normale Karte um fünf Euro auf 39,90 Euro. Allerdings müssen mindestens 1.200 Euro monatlich auf dem Konto eintreffen. Wer unter den 1200 Euro bleibt, zahlt 7,90 Euro monatlich.
Auch die Berliner Sparkasse denkt über veränderte Preise nach. Einzelheiten sind bisher nicht bekannt. Derzeit kostet das günstigste Girokonto zwei Euro im Monat, Überweisungen auf Papier werden jeweils mit 1,90 Euro extra berechnet. Im Premiumkonto zu vier Euro monatlich sind Papierüberweisungen kostenlos. Auch die Hamburger Sparkasse Haspa als größte Sparkasse Deutschlands hebt zum 1. Oktober die Preise an, die erste große Änderung seit 15 Jahren.
Direktbanken bieten noch kostenlose Girokonten
Wer künftig noch ein kostenloses Girokonto haben möchte, kann sich an die Commerzbank oder eine der Direktbanken wie die Ing-Diba oder die DKB wenden und seine Kontoverbindungen wechseln.
Die Preiserhöhung der Postbank ist übrigens für rund eine Million Kunden eine gute Nachricht: Sie zahlten bisher 5,90 Euro Gebühr im Monat, weil weniger als 1000 Euro auf ihr Konto floss. Künftig ist das Konto für sie deutlich billiger.