Berlin. Der Marktführer Flixbus übernimmt das Geschäft der Deutschen Post. Langfristig dürften Fernbusfahrten dadurch wohl teurer werden.

Von den Autobahnen und auch aus vielen Innenstädten sind die bunten Busse nicht mehr wegzudenken. Seit 2013 der Markt für Fernbusse geöffnet wurde, dürfen die privaten Busanbieter Fernreisen in alle deutschen Städte anbieten. Eine Reihe von Unternehmen drängten daraufhin auf den Markt. Sie hießen MeinFernbus oder Flixbus, City2City oder Berlin Linien Bus. Der ADAC stieg gemeinsam mit der Post in den Fernverkehr ein, der mit stark wachsenden Fahrgastzahlen ein lukratives Geschäft versprach: Im ersten Jahr stiegen rund acht Millionen Passagiere in die Busse, 2014 bereits doppelt so viele.

Doch die Vielfalt der Angebote geht deutlich zurück. Die Deutsche Post verkauft ihre Bussparte Postbus an den Konkurrenten Flixbus. Zusätzlich hat die Post mit Flixbus noch eine andere Vereinbarung getroffen. Die Post will Pakete mit den Fernbussen versenden und so die Auslieferung von Sendungen am gleichen Tag ermöglichen

Die gelben Busse des Post-Konzerns werden also ab dem 1. November 2016 umlackiert – in sattgrün der Farbe von Flixbus. Das Münchner Unternehmen ist damit auf dem Weg zum Monopolisten bei den Fernlinien zu werden. Zu den bisher knapp 70 Prozent Marktanteil kommen nun rund zehn Prozent der Post hinzu. Schon jetzt ist das einstige Start-up eines der größten Fernbusunternehmen in Europa. Im Moment bedient es 900 Ziele in 20 Ländern. Nach und nach schluckte das Unternehmen die härtesten Rivalen. Erst übernahm es mit MeinFernbus den Zweitgrößten der Branche. Der ruinöse Wettbewerb trieb weitere Wettbewerber in die Enge. Der ADAC verabschiedete sich aus dem Gemeinschaftsgeschäft mit der Post. Andere schieden leise aus dem Markt.

Ende der niedrigen Kampfpreise für Fernbusse

Das nächste Opfer des Expansionskurses von Flixbus zeichnet sich bereits ab. Viel spricht dafür, dass sich auch die Bahn aus der Sparte verabschieden wird. „Die Deutsche Bahn nimmt die derzeitige Marktkonsolidierung im deutschen Fernbusgeschäft zum Anlass, ihre Geschäftsaktivitäten auf den Prüfstand zu stellen“, sagt ein Bahn-Sprecher. Mit der Tochter Berlin Linien Bus und dem IC Bus ist die Deutsche Bahn nun der letzte verbliebene größere Konkurrent von Flixbus. Der Wettbewerbsdruck bleibe hoch und die Preise unverändert niedrig, erläuterte der Sprecher. Tickets von Berlin nach Kopenhagen oder von Düsseldorf nach Eindhoven hatte die Bahn zuletzt ab einem Preis von 19 Euro angeboten. Außerdem würden die Fahrgastzahlen nach den ersten Boomjahren nun stagnieren.

Tatsächlich verzeichnet das Forschungsinstitut Iges seit Jahresbeginn sowohl bei der Zahl der Buslinien als auch bei der Fahrten einen Rückgang. Für die Kunden wird sich durch die nun verkündete Übernahme zunächst einmal wenig ändern. Die Reisenden können sogar mit zusätzlichen Verbindungen rechnen. Bis Ende des Jahres werde Flixbus das regionale Angebot in Deutschland verstärken, heißt es. „Das Ziel sollte sein, dass Menschen vom Individualverkehr auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen“, sagt Geschäftsführer André Schwämmlein. Im Gegenzug will das Unternehmen jedoch auch Parallelverbindungen zwischen den Metropolen streichen.

Der eigentliche Wettbewerber sind Bahnen und Flugzeuge

In diesem Jahr hofft Flixbus auf 30 Millionen Passagiere. Das wären 50 Prozent mehr als 2015. Über Umsätze und Gewinn spricht das Unternehmen nicht. Hinter Flixbus stehen neben den Gründern, zu denen Schwämmlein gehört, auch Finanzinvestoren. Knapp ein Drittel der Anteile hält der US-Finanzier General Atlantic. Auch über den Kaufpreis für den Postbus gibt es keine Auskunft.

Doch langfristig wird es die extrem niedrigen Kampfpreise, die jahrelang den Markt prägten, wohl nicht mehr geben. Mitunter warfen Anbieter wie Megabus Tickets für einen Euro auf den Markt.

Das kann sich kein Unternehmen auf Dauer leisten. Und da auch Flixbus noch keine nennenswerten schwarzen Zahlen schreibt, werden die Tickets zumindest im Durchschnitt wohl auf lange Sicht teurer. Auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sieht das kritisch: „Aktuell werden nicht realistische Preise angeboten, kein Anbieter schreibe schwarze Zahlen“, sagte er. Schwämmlein formuliert das selbstverständlich anders: „Der Kunde profitiert langfristig von einer gesunden Konsolidierung des Marktes und einem starken Anbieter, der sein Netz nachhaltig betreiben kann“, sagt er. Wie ein Monopolist kann der Marktführer dennoch nicht auftreten. „Der Fernbus steht im Wettbewerb zu Bahnen und Flugzeugen“, erläutert ein Sprecher des Bundesverbands Deutscher Omnibusunternehmer (BDO). Noch mehr konkurrieren die Unternehmen aber mit dem Auto als Reisetransportmittel. Diese Konstellation wird schnelle und deutliche Preisanhebungen kaum erlauben. Denn aufgrund der günstigen Benzinpreise wandern sonst gerade erst gewonnene Kunden wieder ab und fahren Auto.

Dem Bundeskartellamt bereitet die Konzentration der Branche auf nur noch einen großen Mitspieler noch keine Sorgen. „Auf der Grundlage der vorliegenden Informationen sieht das Bundeskartellamt derzeit keine Veranlassung für eine weitergehende Prüfung“, stellt Behördensprecher Michael Deterin fest.

Schlechte Erfahrung mit Monopolisten

Die Unternehmen mussten die Übernahme nicht beim Kartellamt melden. Dafür gelten drei Bedingungen: Eines der Unternehmen muss mindestens fünf Millionen, eines mehr als 25 Millionen Euro Umsatz in Deutschland machen. Zudem müssen sie zusammengenommen weltweit mehr als 500 Millionen Euro einnehmen. Davon sind Postbus und Flixbus weit entfernt.

Die Erfahrung mit Monopolisten waren in der Vergangenheit oft schlecht, weil sie sich um ihre Kunden nicht sonderlich bemühen müssen. Ein Indiz für einen nachlassenden Service im Busverkehr gibt es durchaus. So verzeichnete die Schlichtungsstelle für den Öffentlichen Verkehr (SÖP) im ersten Halbjahr mehr Beschwerden über Fernbusanbieter. „Die Zahlen sind rasant gestiegen“, berichtet SÖP-Chef Heinz Klewe. Vor allem der Umgang mit dem Gepäck führe zum Streit mit den Fernbusanbietern.

Als Profiteure der Übernahmen von Postbus sehen sich die Busunternehmer, die für Flixbus fahren. „Die Übernahme ist ein positives Signal für Deutschlands Mittelstand“, sagt Harald Baumann, der für die Partnerunternehmen von Flixbus spricht.

Denn die Münchener sind nicht mit einer firmeneigenen Fahrzeugflotte unterwegs, sondern überlassen das reine Fahrgeschäft rund 250 kleineren Omnibusunternehmen. Diese hoffen nun auf ein Ende des ruinösen Preiskampfes.