Berlin. Bahn und Bus liefern sich mit immer neuen Angeboten einen Wettbewerb. Die Kunden profitieren. Ein Ende ist nicht absehbar.
Für die größten Konkurrenten haben die Geschäftsführer des Fernbusunternehmens Flixbus despektierliche Worte übrig. Staatsfirmen seien eher konservativ und unbeweglich sagen sie zum Beispiel mit Blick auf die Deutsche Bahn und meinen damit: nicht mehr zeitgemäß. Vor allem bei der Entwicklung von digitalen Serviceangeboten wie leichten Buchungssystemen sehen sie sich überlegen und Flixbus als Mischung aus Internetunternehmen und traditionellem Verkehrsanbieter.
Das Selbstbewusstsein hat einen guten Grund. Die Münchener dominieren wenige Jahre nach der Öffnung des Fernbusmarktes die Branche. Der Marktanteil liegt in Deutschland bei rund 70 Prozent. Nun hat Flixbus mit Megabus einen Konkurrenten übernommen, einen, der mit Tickets für einen Euro um Kundschaft warb. Die Kunden freuen sich über derlei Angebote. Gewinne lassen sich damit allerdings nicht erzielen. Selbst Flixbus, das sich nach eigenen Angaben im mittleren Preissegment aufhält, kann seinen Eigentümern noch keine satten Erträge ausschütten. Das wird erst der Fall sein, wenn nur noch wenige Fernbusanbieter übrig geblieben sind und die Fahrpreise steigen können.
Preisbewusste Fahrgäste stiegen in Scharen um
Doch da ist ja noch die Bahn als großer Wettbewerber auf den Fernstrecken. Der Konzern hat den Busverkehr erst ignoriert, dann unterschätzt und dies teuer bezahlt, weil preisbewusste Fahrgäste in Scharen umstiegen. Vor allem bei jungen Menschen und Senioren kommen die Busangebote gut an. Vor gut einem Jahr hat sich die Bahn zum Widerstand aufgerafft. Mit Billigangeboten holt sie sich seither verlorene Kundschaft zurück.
Der Kampf um die beste Position im Fernverkehr zahlt sich vor allem für die Kunden aus: Nach Berechnungen der Bahn sind die Preise für Busfahrten in diesem Jahr im Schnitt um zehn Prozent gesunken, die für ein Sparpreisticket im Zug sanken um acht Prozent. Mit einem Aktionsangebot von 19 Euro für eine einfache Fahrt durch Deutschland dringt die Bahn kräftig ins Terrain der billigen Busse ein und hat damit offenkundig Erfolg. In diesem Jahr erwartet der Konzern einen Fahrgastrekord.
Bahnsonderpreise auf Bus-Preisvergleichsseiten
Das Angebot wurde gerade erst bis zum Ende der Sommerferien verlängert. „Es war noch nie so günstig Bahn zu fahren“, sagt Birgit Bohle, die den Fernverkehr im Konzern verantwortet. Dabei ging das Unternehmen zeitweilig auch forsch zur Sache und bot die Billigtickets gezielt auf den Preisvergleichsseiten für Busfahrten an. Das soll nur in Ausnahmefällen noch geschehen.
Die Preisstrategie des Konzerns ist gut durchdacht. Die Grundpreise für Zugfahrten, der so genannte Flexpreis, bleiben unberührt. Mit zeitlich befristeten Sonderaktionen umwirbt die Bahn potenziell abtrünnige Kunden. Der Preis für eine Bahncard für junge Menschen wird halbiert, testweise eine Seniorenbahncard eingeführt. Die Strategie hat einen großen Vorteil. Sobald sich die Marktlage beruhigt und höhere Preise durchsetzbar sind, kann die Bahn Sonderaktionen auslaufen lassen und die Kontingente für Sparpreise verringern. Nur ist das nicht absehbar.
Betriebskosten der Bahn liegen höher als beim Bus
Wer am Ende gewinnt, ist ebenfalls noch unklar. Denn auf Dauer werden die Billigtouren der Bahn schwer fallen. Der Konzern investiert gerade Milliarden in neue Züge und will das Angebot kräftig ausweiten. Das Geld dafür muss erwirtschaftet werden. Zudem sind die Betriebskosten im Vergleich zum Bus viel höher, weil die Nutzung des Schienennetzes für jede Fahrt bezahlt werden muss. Fernbusse sind von einer Straßenmaut dagegen befreit. Firmen wie Flixbus unterhalten zudem keine eigene große Busflotte, sondern beauftragen Busunternehmen mit dem Verkehr.
Nun hat der Bundestag noch ein Gesetz verabschiedet, das für die Bahn teuer werden kann. Es begrenzt die Trassenpreise für den Nahverkehr der Länder. Die Differenz zum höheren echten Preis soll die Fernverkehrssparte übernehmen. Der Bundesrat will das noch verhindern. Ob die Bundesregierung einlenkt, ist jedoch ungewiss.