Düsseldorf. NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin rollt Vodafone in Düsseldorf den roten Teppich aus, falls der britische Konzern seinen Hauptsitz verlegen will.
Nordrhein-Westfalen macht dem britischen Mobilfunkriesen Vodafone bei seinen Überlegungen über einen Hauptsitz auf dem europäische Festland Avancen. "In Nordrhein-Westfalen rollen wir für weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses eng mit unserem Land verbundenen Unternehmens gerne den roten Teppich aus", sagte NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Er reagierte auf eine Mitteilung des Konzerns von Mittwoch, der nach dem Brexit-Referendum laut über eine Hauptsitz-Verlegung nachdenkt. Vodafone beschäftigt 13.000 Menschen in Großbritannien und hat Sitze in London und Newbury. Aus Unternehmenskreisen hieß es am Mittwoch, das Schreiben beziehe sich nur auf den Hauptsitz der Vodafone-Gruppe in London. Vodafone macht nach eigenen Angaben elf Prozent seines operativen Gewinns in Großbritannien, 55 Prozent in anderen europäischen Ländern. Um seine Stellung in der EU zu sichern, will Vodafone in Brüssel aktiver Lobbyarbeit betreiben.
"Düsseldorf ist seit langem Sitz der größten Landesgesellschaft im weltweiten Vodafone-Verbund und ein idealer Standort mitten im europäischen Binnenmarkt. Welcome", warb Duin für den Standort Nordrhein-Westfalen. Vodafone hatte im Jahr 2000 den Mannesmann-Konzern mit seinem Mobilfunkgeschäft geschluckt. Düsseldorf wurde damit zum Sitz der deutschen Vodafone-Tochter. Nach dpa-Informationen hat es nach der Vodafone-Mitteilung zu Überlegungen über den Hauptsitz-Standort schon eine erste Kontaktaufnahme von Mitarbeitern des NRW-Wirtschaftsministerium mit Vodafone gegeben. Wann eine Entscheidung in der Frage fällt, ist aber nicht bekannt.
Vodafone droht nach Brexit-Votum mit Wegzug aus Großbritannien
Der Mobilfunk-Riese Vodafone denkt nach dem Brexit-Referendum laut über die Verlegung seines Hauptsitzes aufs europäische Festland nach. "Die Mitgliedschaft Großbritanniens in der EU war ein wichtiger Faktor für das Wachstum eines Unternehmens wie Vodafone", hieß es in einer Mitteilung des Unternehmens von Mittwoch. Noch sei es zu früh, Schlüsse für den langfristigen Standort des Hauptsitzes zu ziehen, aber es werde entschieden, was zweckmäßig für das Interesse von Kunden, Aktionären und Angestellten sei.
Die Briten betonten, die Freizügigkeit von Arbeitnehmern, Kapital und Gütern sei für europäische Unternehmen so wichtig wie ein einheitlicher Rechtsraum. Der Zugang zu einem entstehenden digitalen Binnenmarkt sei für Großbritannien eine "bedeutende Chance". Derzeit sei unklar, wie viele dieser Vorteile erhalten blieben, wenn Großbritannien die EU tatsächlich verlasse. Vergangene Woche hatten 52 Prozent der Briten für den Austritt gestimmt.
Am Vortag hatte Großbritanniens Wirtschaftsminister Sajid Javid sich mit Wirtschaftsvertretern getroffen, um über die Folgen des EU-Referendums zu diskutieren. Eines der wichtigesten Argumente der Brexit-Kampagne war, die Freizügigkeit einzuschränken und Einwanderung aus der EU zu kontrollieren. (dpa)