Essen. . Der irische Billigtextilien-Anbieter Primark verzichtet komplett auf einen Onlineshop, um Kunden in seine Filialen zu locken.

Mit Billigtextilien buhlt Primark seit 2009 auch in Deutschland um Kunden. Deutschlandchef Wolfgang Krogmann redet im Gespräch mit Frank Meßing über Qualität, Pläne für das Ruhrgebiet und die Ablehnung des irischen Konzerns, einen Onlineshop aufzubauen.

Herr Krogmann, Sie verkaufen T-Shirts für sechs Euro und Damenschuhe für 22 Euro. Wie kann sich Primark diese aggressiven Preise leisten?

Wolfgang Krogmann: Wir sind sehr schlank aufgestellt. In unserer regionalen Verwaltung hier in Essen, die für Deutschland, Belgien, Österreich und die Niederlande zuständig ist, arbeiten unter 30 Personen. Vieles wird von unserer Zentrale in Dublin gesteuert. Wir machen nur bei Neueröffnungen Werbung und setzen ansonsten auf Mundpropaganda und soziale Medien. Obwohl wir zu annähernd gleichen Preisen einkaufen wie unsere Wettbewerber, haben wir niedrigere Verkaufspreise, weil wir mit einer kleineren Marge arbeiten als andere Anbieter.

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Nicht erst seit dem verheerenden Fabrikeinsturz in Bangladesch gibt es eine Debatte um soziale und ökologische Standards. Können Verbraucher Primark-Mode ruhigen Gewissens kaufen?

Wolfgang Krogmann: Ja. Wir gucken bei der Auswahl unserer Lieferanten genau hin und akzeptieren keine Subfirmen. Bevor wir uns für eine Textilfabrik entscheiden, überprüfen wir unter anderem Sicherheit, Bezahlung und Arbeitszeiten dort. Unser eigener Statiker sieht sich das Gebäude an. Wir sprechen auch mit einzelnen Mitarbeitern. Außerdem arbeiten wir mit anderen zusammen, um die Bedingungen vor Ort weiter zu verbessern – ein einzelner Händler kann das nicht leisten. So sind wir dem Textilbündnis beigetreten und gehören seit 2006 der Ethical Trade Initiative an, die sich auch gegen Kinderarbeit einsetzt.

Experten sagen, dass die Zukunft des Handels im Zweiklang aus Laden und Internet liegt. Primark verzichtet ausdrücklich auf einen Internetshop. Warum?

Wolfgang Krogmann: Wie hier in Essen sind wir Eigentümer der Immobilie. Wir sorgen für eine hohe Kundenfrequenz, von der auch unsere Nachbarn profitieren. Das soll auch so bleiben. Primark glaubt an den stationären Handel. Unsere Gewinnmarge erlaubt keinen Onlineshop, weil wir uns auch um Retouren kümmern müssten. Das ist mit einem hohen Aufwand verbunden.

Dennoch sind Sie im Internet deutlich sichtbar.

Wolfgang Krogmann: Wir nutzen das Netz, um auf uns aufmerksam zu machen. Fast 70 Prozent unserer Artikel können Sie online sehen, aber eben nicht bestellen oder reservieren lassen.

Primark ist in unserer Region in Gelsenkirchen, Dortmund, Essen, Düsseldorf und Krefeld vertreten. Wie weit sind Ihre Pläne für eine Filiale in Duisburg gediehen?

Wolfgang Krogmann: Wir äußern uns nur zu Standorten, an denen wir konkret einen Mietvertrag unterschrieben haben. Fest steht, dass wir auch nach Bonn und Wuppertal gehen werden. Unbestritten ist jedoch, dass das Ruhrgebiet für Primark eine wichtige Region ist. Es gehört zu den am dichtesten besiedelten Gebieten Deutschlands und übt auch Anziehungskraft auf die Niederlande aus.

Seit Mai erhalten die 5000 Mitarbeiter in Deutschland mehr Geld, weil Primark den Flächentarifverträgen des Einzel- und Versandhandels beigetreten ist. Mussten Sie davon die Konzernspitze in Dublin erst überzeugen?

Wolfgang Krogmann: Nein. Der Tarifvertrag wird im kommenden Jahr voll greifen. Bis dahin gibt es Übergangsregelungen, auf die wir uns Ende 2015 mit der Gewerkschaft Verdi geeinigt haben. Neben dem Gesamtbetriebsrat gibt es inzwischen in 13 unserer 20 Filialen in Deutschland lokale Betriebsräte.

Im deutschen Einzelhandel werden allmählich Plastiktüten verbannt. Wie hält es Primark?

Wolfgang Krogmann: Wir verzichten bereits seit 2011 auf Plastiktüten. Unsere Papiertragetaschen bekommen die Kunden allerdings gratis und die sind zu 100 Prozent aus recyceltem Material. Auch Kleiderbügel lassen wir wiederverwerten.