Mülheim. . Edeka will nach der Übernahme von Kaiser’s wohl auch die Verwaltung in Mülheim schließen. Jeder zweite Supermarkt soll laut Verdi Discounter werden.
- Nach der Ministererlaubnis zur Fusion feilschen UnternehEdeka und Gewerkschaften, wie es bei Kaiser's weitergeht.
- Wenn Edeka seine Pläne durchzieht, sind an Rhein und Ruhr mehr als 1500 Stellen bedroht.
- Der Spielraum für die Tarifpartner ist gering, eine Einigung trotzdem noch nicht in Sicht.
Die Erleichterung war groß, als Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel nach langem Zaudern am 17. März unter strengen Auflagen Edeka gestattete, die Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann zu übernehmen. „Wir freuen uns über die Ministererlaubnis und darüber, dass wir den knapp 16 000 Beschäftigten von Kaiser’s Tengelmann eine sichere Zukunft im genossenschaftlichen Edeka-Verbund bieten können. Diese Chance und Verantwortung nehmen wir entschlossen an“, sagte Edeka-Chef Markus Mosa damals.
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Die Euphorie ist Ernüchterung gewichen. Nicht nur in NRW, wo die Zahlen der 129 Kaiser’s Tengelmann-Filialen besonders rot sind. Auch im Großraum München/Oberbayern, der wirtschaftlich besser da steht, geht Edeka offenbar mit Forderungen in die Tarifverhandlungen, die für die Gewerkschaftsseite eine Provokation sind.
Verdi kündigt Widerstand gegen Edeka-Pläne an
„Wir werden Edeka keinen Freifahrtschein für einen vorzeitigen Personalabbau und die Privatisierung der Filialen geben“, sagt Manfred Schick, Betriebsratsvorsitzender von Kaiser’s Tengelmann in München. Nach mehreren Verhandlungsrunden habe man in Bayern mit Edeka bislang nur in einem Punkt eine Übereinkunft erzielt: Die übernommenen Mitarbeiter bleiben im Einzelhandelstarifvertrag.
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Dabei gehen die von Minister Gabriel gestellten Bedingungen für seine Zustimmung zur Fusion viel weiter. Darunter sind eine Beschäftigungsgarantie für 98 Prozent der Mitarbeiter bis zu sieben Jahre und der Erhalt der Mitbestimmung. Der Spielraum für die Tarifpartner ist also gering. Und dennoch muss Betriebsratschef Schick ernüchtert feststellen: „Eine Einigung mit Edeka ist nicht in Sicht.“ Ohne Tarifverträge in NRW, Bayern und Berlin, die seine Bedingungen erfüllen, wird Gabriel die Supermarkt-Fusion allerdings nicht absegnen.
Edeka-Kahlschlag würde vor allem NRW treffen
Heino Georg Kaßler, Verdi-Verhandlungsführer in NRW, kündigt Widerstand an: „Wir werden nicht zulassen, dass Edeka Ausnahmeregelungen in der Ministererlaubnis zur Regel machen will“, sagt er. An Rhein und Ruhr wären dadurch mehr als 1500 Stellen bedroht.
Der ins Gespräch gebrachte Kahlschlag würde vor allem NRW treffen: Edeka hat seine Regionalzentrale in Moers. Zum Kaiser’s Tengelmann-Paket gehören aber auch das Dienstleistungszentrum in Mülheim sowie Verwaltung und Logistikcenter in Viersen. Beide Standorte will das Unternehmen schließen. Der bayrische Betriebsrat Schick ist allerdings davon überzeugt, dass die Einheit in Mülheim mit über 400 Stellen in den nächsten Jahren notwendig sei, um die Integration unter das Edeka-Dach zu steuern.